600 Euro für alle Pflegeauszubildenden – so sieht es das Pflegepaket des Bundes vor. In Tirol wurde die Umsetzung des Ausbildungsbeitrags, den zu einem Drittel die Länder tragen, diese Woche in der Regierungssitzung beschlossen.
Die notwendigen Mittel sind durch die Einführung des Pflegestipendiums und Pflegestipendiums PLUS Anfang des Jahres im Budget bereits vorhanden. Ausgezahlt wird der Beitrag beginnend mit September 2022 direkt von den Ausbildungsstätten an die Auszubildenden. „Vom Taschengeld für Schülerinnen und Schüler und teilweise zu bezahlenden Studiengebühren bzw. zu bezahlendem Schulgeld ist uns ein Paradigmenwechsel gelungen: Die Pflegestipendien des Landes waren bereits eine deutliche Verbesserung, nun freut es mich umso mehr, dass es ab Herbst den Ausbildungsbeitrag in Höhe von 600 Euro monatlich gibt“, sagt Pflegelandesrätin Annette Leja. In den vergangenen Tagen und Wochen fanden Gespräche mit allen Ausbildungsstätten statt, die nun für die fristgerechte Auszahlung an alle Auszubildenden verantwortlich sind – eine Antragsstellung ist nicht notwendig.
Pflegestipendien werden weitergezahlt.
Auch die Fortzahlung des Pflegestipendiums (ohne Antrag) und des Pflegestipendiums PLUS (antragspflichtig) des Landes Tirol in Höhe von insgesamt bis zu 470 Euro pro Monat für jene Personen, die vom Arbeitsmarktservice beziehungsweise der Arbeitsmarktförderung im Rahmen der Existenzsicherung unterstützt werden, ist nun beschlossen. Die Auszahlung wird vorerst bis Ende Dezember 2022 fortgesetzt – bis dahin wird das vom Bund angekündigte „Pflegestipendium“ für diese Personengruppe erwartet und 1.400 Euro pro Monat betragen. Eine Übergangslösung gibt es auch für jene, deren Ausbildung bereits im August beginnt. Sie erhalten 470 Euro im ersten Monat. „Bis zum Vorliegen einer bundesweiten Lösung haben wir in Tirol ein Überbrückungsnetz, sodass diese Menschen jedenfalls auch weiterhin Unterstützung erhalten“, sagt LRin Leja. Teil des MEHR-Pflegepakets des Landes ist zudem die Abschaffung der Studiengebühren an der FH Gesundheit bei Pflegeberufen und des Schulgelds an der Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB Tirol) ab Herbst 2022.
Mehr Budget für die FH Gesundheit, mehr Ausbildungsplätze in Tirol.
Bisher waren rund 8,5 Millionen Euro pro Jahr als Beitrag des Landes Tirol zur Finanzierung der FH Gesundheit Tirol vorgesehen. Neben dem Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege sind dort auch weitere Ausbildungen wie etwa zur Hebamme, PhysiotherapeutIn oder ErgotherapeutIn angesiedelt. Um zusätzliche Ausbildungsplätze finanzieren zu können und weitestgehende Planungssicherheit zu ermöglichen, wird das Budget nun für die kommenden Jahre deutlich erhöht: Das Land Tirol budgetiert für 2023 und 2024 rund 11,1 beziehungsweise 11,9 Millionen Euro und für 2025 rund 12,5 Millionen Euro als Maximalbeträge – diese Finanzierung muss vom Landtag genehmigt werden. „Wir brauchen einerseits mehr Ausbildungsplätze, um dem Mangel an Fachkräften im Gesundheitsbereich entgegenzuwirken, gleichzeitig entfallen Einnahmen durch die Abschaffung der Studiengebühren und die FH Gesundheit Tirol muss in den kommenden Jahren mit höheren Personal- und Betriebskosten rechnen“, hebt die Landesrätin hervor und weiter: „Mit den nun veranschlagten Finanzierungsbeiträgen stellen wir sicher, dass die FH Gesundheit ihrer zentralen Aufgabe – der Ausbildung dringend benötigter Fachkräfte im Gesundheitsbereich – auch weiterhin nachkommen kann.“ So wurde das Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege in den letzten Jahren bereits auf Reutte, Zams, Schwaz, Kufstein und Lienz als dezentrale Standorte ausgerollt – St. Johann in Tirol folgt im Wintersemester 2023, die Anzahl der Studienplätze in den Ausbildungswegen Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie wurde erhöht und die Ausbildung für Hebammen wird nun alle zwei Jahre angeboten – diesen Herbst werden zudem 40 anstelle der bisherigen 25 Ausbildungsplätze eingerichtet.
Finanzielle Abgeltung für notwendige Praktika.
Um den Fachkräftemangel in der Pflege abzumildern sind zahlreiche Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen notwendig – auch Fachkräfte aus dem Ausland werden benötigt. „Die Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen beziehungsweise Ausbildungen ist weiterhin ein wichtiges Thema. In einem ersten Schritt ist es uns nun gelungen, dass Pflichtpraktika, die für die Anerkennung nachgeholt werden müssen, finanziell abgegolten werden“, sagt die Landesrätin. Die NostrifikantInnen – also jene, die einen ausländischen Ausbildungsabschluss vorweisen und in Tirol für die Berufsanerkennung Praktika absolvieren müssen – erhalten nun für die Dauer der Absolvierung dieser Pflichtpraktika in Tirol ebenfalls 600 Euro pro Monat.
Übersicht Ausbildungsbeitrag.
Für die Dauer der gesamten Ausbildung:
- Gehobener Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege (Bachelorstudium) (36 Monate)
- Pflegeassistenz (12 Monate)
- Pflegefachassistenz (24 Monate)
Zudem erhalten den Ausbildungsbeitrag:
- Auszubildende in Sozialbetreuungsberufen in den Fachrichtungen Altenarbeit, Behindertenarbeit, Familienarbeit und Behindertenbegleitung im 3. und 4. Semester ihrer Ausbildung (beziehungsweise bei berufsbegleitender Ausbildung in den letzten beiden Semestern)
- Auszubildende an berufsbildenden Schulen während der Pflege-Pflichtpraktika
- NostrifikantInnen während der Pflichtpraktika
Titelbild: Um den Fachkräftemangel in der Pflege abzumildern sind zahlreiche Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen notwendig.
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