Das SARS-CoV-2-Abwasser-Monitoring Tirol hatte im Mai 2020 den Betrieb aufgenommen und war damals ein österreichweites Pionierprojekt: Durch Probenentnahmen in den Kläranlagen wurde die Messung der Viruslast in den einzelnen Tiroler Regionen mit einem detaillierten wie kontinuierlichen Lagebild möglich. Inzwischen erfolgte die Überführung des bislang bestehenden Probebetriebs dieses Covid-Früherkennungssystems in den Regelbetrieb. Dieser soll im Oktober dieses Jahres starten. Schon jetzt haben die Gerichtsmedizin Innsbruck, das Land Tirol und das Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol mit diesem Projekt die Vorreiterrolle inne: jedenfalls in Österreich, aber auch im europäischen Umfeld verfolgen internationale Experten das Tiroler Modell mit großem Interesse.
Erweiterter Einsatz des Abwasser-Monitorings Tirol
Mit dem SARS-CoV-2-Abwasser-Monitoring Tirol wurde in Österreich Pionierarbeit für eine wissenschaftlich fundierte Prognose der Pandemie-Entwicklung geleistet. In Tirol wurden mittlerweile insgesamt 47 Messpunkte im Einzugsgebiet von 43 Kläranlagen definiert, wo regelmäßig Proben gezogen werden. So wird die Entwicklung praktisch flächendeckend im ganzen Land dokumentiert, nämlich anhand des Abwassers von 98 Prozent aller Menschen, die sich in Tirol aufhalten. Der Einsatz des Abwasser-Monitorings Tirol wird sich nicht auf die aktuelle Corona-Pandemie beschränken. Dieses niederschwellige Frühwarnsystem soll die Tiroler Bevölkerung auch vor anderen auftretenden ansteckenden Krankheiten oder epidemiologischen Szenarien durch ein frühzeitiges landesweites Screening schützen. Das betrifft Hepatitis A, Polio oder auch künftige, neu auftretende Krankheitserreger, die über den Darm ausgeschieden werden.
Die Analyse der Abwasserproben erfolgt unter Leitung von Professor Herbert Oberacher am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität. Bei der Auswertung der Daten arbeitet die Wasserwirtschaft des Landes Tirol intensiv mit. Auch die tatkräftige Unterstützung der Tiroler Kläranlagenbetreiber ist ein wichtiger Baustein bei diesem Vorzeigeprojekt. Im Zusammenspiel mit der regelmäßigen Prognoserechnung des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol der Tirol Kliniken entsteht somit ein wichtiger und detaillierter Blick in die Zukunft. Dieser ermöglicht eine fundierte Einschätzung der weiteren Entwicklung der Pandemie.
Abwasser als Informationslieferant
Aus dem Abwasser-Monitoring werden bereits derzeit wichtige Informationen gezogen, die auch für Entscheidungen und Beobachtungen der Landeseinsatzleitung maßgeblich sind. Die Daten werden jedoch nicht isoliert, sondern stets in Verbindung mit weiteren Indikatoren analysiert. Damit konnten die Pandemieentwicklungen oftmals frühzeitig eingeschätzt und entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen werden – beispielsweise in Form von regionalen Maßnahmen. Im Zusammenspiel mit der regelmäßigen Prognoserechnung des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol der Tirol Kliniken, Zentralinstitut für Bluttransfusion und Immunologische Abteilung, entsteht ein wichtiger und detaillierter Blick in die Zukunft. Dieser ermöglicht eine fundierte Einschätzung der weiteren Entwicklung der Pandemie.
Finanzierung und weitere Informationen
Für die Finanzierung des bisherigen Testbetriebes stellte das Land Tirol 950.000 Euro zur Verfügung. Damit werden auch jene Kosten abgedeckt, die am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck für Analysen angefallen sind. Analytische Grundlage des Abwasser-Monitorings ist die an der Gerichtsmedizin durchgeführte Bestimmung der Virus-RNA-Konzentration im Zulauf von Kläranlagen. Die RNA der Coronaviren gelangt über den Stuhl ins Abwasser. Das epidemiologische Früherkennungssystem des Landes sieht außerdem die laufende Untersuchung von Blutproben am Zentralinstitut für Bluttransfusion und Immunologische Abteilung in Innsbruck auf das Vorliegen von Corona-Antikörpern vor. Auch für diese Testungen werden vom Land Kosten übernommen. Nicht zuletzt werden auch die Aufwendungen für diese täglichen Modellrechnungen des Landesinstituts für Integrierte Versorgung Tirol zur Vorbereitung von Maßnahmen des Landes abgedeckt. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die regelmäßigen Prognoserechnungen ein.
Bild: Entwicklung der Verbreitung von SARS-CoV-2 im Tiroler Abwasser im Vergleich mit der Zahl der aktiv positiven Personen (Stand: 19.8.2021).
Foto: Land Tirol