Integration in Tirol

„Unsere Gesellschaft ist von Vielfalt und Diversität geprägt – und das schon seit Menschengedenken. Diese Vielfalt zeichnet uns aus, macht uns stärker und eröffnet neue Perspektiven“, ist Integrationslandesrätin Gabriele Fischer überzeugt. Um dieses Potenzial zu erkennen und sich entfalten zu lassen, braucht es die gesellschaftliche Teilhabe aller in Österreich lebenden Menschen: Der Zugang zu grundlegenden Rechten und Chancen und die gemeinsame gesellschaftliche Weiterentwicklung auf Augenhöhe ist dabei maßgeblich. „Ist dieses Ziel erreicht, spricht man von gelungener Integration und Inklusion“, betont Fischer, die gemeinsam mit den höchsten Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche in Tirol, Bischof Hermann Glettler und Superintendent Olivier Dantine auf die gelingende Integration in Tirol verweist und einen Ausblick auf die Herausforderungen, Erfordernisse und Chancen gibt, die im Zusammenhang mit Teilhabe und Inklusion von zugewanderten Menschen entstehen.

„Ein konstruktives, respektvolles Zusammenleben ist in Tirol zum Glück kein Fremdwort. Zahlreiche Integrationsangebote in den Bereichen Spracherwerb, Elementarpädagogik und Schule, Arbeit und Freizeit, Wohnen und Stadtteilentwicklung machen dies möglich“, hebt Glettler hervor und verweist auf die vielen Pfarren und kirchliche Einrichtungen, die sich mit großer Leidenschaft engagieren: „Sie bieten Begleitung an, öffnen Räume für Begegnungen und sorgen damit für einen atmosphärischen Wandel im Umgang mit ‚Fremden‘“. Den Schlüssel dafür, dass Integration gelingen kann, sieht Glettler in der persönlichen, am konkreten Menschen mit seinen Lebenserfahrungen interessierten Begegnung. „Ich appelliere an die öffentliche Hand, den Ausbau von Integrationsprojekten weiterhin zu fördern. Es ist meine Überzeugung, dass wir niemanden auf die soziale Verliererstraße drängen dürfen. Integration wird auch in Zukunft eine gesellschaftliche Großbaustelle sein, die viel gestalterische Professionalität, Herzblut und Menschlichkeit erfordert“, betont Glettler.

Für Dantine ist für gelingende Integration ein Wechsel der Perspektiven erforderlich: „Von vielen politischen Seiten wird die Frage nach dem Umgang mit Flüchtlingen in erster Linie als Sicherheitsproblem kommuniziert. Verkennend, dass es die Flüchtlinge selbst sind, die vor allem Sicherheit bei uns suchen. Es geht nicht darum, die Herausforderungen und Schwierigkeiten zu ignorieren, sondern den Blick darauf zu lenken, was durch gelungene Integration auf beiden Seiten gewonnen wird.“ Es zeige sich, dass Kirche und Glaube einen wesentlichen Beitrag in der Integration leisten Die Evangelische Kirche in Österreich engagiert sich seit mehr als 30 Jahren in der Flüchtlingshilfe. „Aus Erfahrung wissen wir: Pfarrgemeinden spielen eine wesentliche Rolle in der Integration. Überall dort, wo Begegnung mit Asylwerberinnen und Asylwerbern möglich ist, nicht nur Ängste abgebaut werden, sondern sie das Leben und die Gesellschaft bereichern“, betont Dantine.

Andrea Ertl-Stigger, Fachbereichsleiterin Beratung der Caritas Tirol, sieht den Zugang zu Bildung, Ausbildung und die Begegnung mit der Mehrheitsgesellschaft als zentral für die aktive Teilhabe geflüchteter Menschen. „Integration gelingt, wenn die Voraussetzungen und Angebote dafür vorhanden sind und weiter geschaffen werden“, sagt Ertl-Stigger. Die Caritas Tirol verfügt daher über ein breites Angebot für geflüchtete Menschen, denn: „Gerade am Beginn des Integrationsprozesses braucht es besondere Begleitung und entsprechende Rahmenbedingungen.“

Diese Rahmenbedingungen sind auch für Andreas Gampert, Leiter des Fachbereichs Integration und stellvertretender Geschäftsführer des Diakonie Flüchtlingsdienstes, wichtig: „Genau an diesen Grundlagen für gelungene Integration arbeitet der Diakonie Flüchtlingsdienst in Innsbruck, Telfs, Imst und Wörgl in Form von ‚One-Stop-Shops‘: Wir stellen jährlich eine Starthilfe für etwa 1.900 Menschen sicher – diese ist neben den gesellschaftlichen, politischen Voraussetzungen für gelingende Integration notwendig, um für jene Menschen, die sich hier in Tirol ein neues Leben aufbauen wollen, eine stabile Basis im Sinne einer gesicherten Existenz, Werkzeug, Wissen und Orientierung zu sichern.“

Nur in einer gemeinsamen Anstrengung aller könne eine gemeinsame Zukunft gestaltet werden, um – sozial, aber auch ökonomisch – gemeinwohlorientiert zusammenzuleben, sind sich Landesrätin Fischer, Bischof Glettler und Superintendent Dantine einig.

Bild: Schulterschluss zugunsten eines offenen und wertschätzenden Miteinanders in Tirol: v.li.: Andrea Ertl-Stigger (Caritas Tirol), Olivier Dantine (Superintendent der Evangelischen Kirche in Salzburg und Tirol), Integrationslandesrätin Gabriele Fischer, Andreas Gampert (Diakonie Flüchtlingsdienst) und Hermann Glettler, Bischof der Diözese Innsbruck.
Foto: Land Tirol/Reichkendler