4,5 Millionen Euro für „Health Hub Tirol“

Tirol ist bereits jetzt ein starker Standort bezogen auf den österreichischen Life Science-Sektor mit zahlreichen Unternehmen aus den Bereichen Medizintechnik, e-health, Pharma, Biotechnologie und Chemie. Um Innovationen in diesen Bereichen weiter zu forcieren, hat die Tiroler Landesregierung das Projekt „Health Hub Tirol“ beschlossen. Der „Health Hub Tirol“ soll durch die Bereitstellung einer entsprechenden Infrastruktur wie beispielsweise Labor- und Büroflächen, einem eigenen Förderprogramm sowie Dienstleistungen wie einer Finanzierungsberatung oder Geschäftsmodellentwicklung einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass sich weitere Life Science-Unternehmen in Tirol etablieren und entfalten können. Die Abwicklung des Projekts erfolgt durch die Standortagentur Tirol.

Mit derzeit rund 11.000 Beschäftigten in Wirtschaft und Wissenschaft sowie einem Branchenumsatz von 2,25 Milliarden Euro hat sich der Life Science-Sektor in Tirol in den letzten Jahren ausgezeichnet entwickelt. „Tirol positioniert sich seit Jahren als Standort für Life Sciences. Das hat auch mit den guten Voraussetzungen in unserem Land zu tun: Tirol verfügt über ein hervorragendes universitäres Umfeld, international tätige Leitbetriebe und Start-ups. Aufgrund der großen wirtschaftlichen Bedeutung des Sektors und weil sein Erfolg unmittelbar mit jenem des Gesundheitsstandortes verknüpft ist, wird die Tiroler Landesregierung dieses Stärkefeld künftig kräftig unterstützen – und zwar mit Hilfe des Projekts ‚Health Hub Tirol‘, für das in Summe 4,5 Millionen Euro bereitgestellt werden“, betont LH Platter.

Die Bedeutung des Life Sciences-Sektors für Tirol zeigt sich auch bei den Exportzahlen: Im Jahr 2019 wurden aus Tirol Waren im Wert von 13,2 Mrd. Euro exportiert – knapp ein Viertel davon entfällt auf den Pharmabereich. Trotz Coronakrise konnten die Ausfuhren im Pharmabereich im ersten Halbjahr 2020 um ein Drittel auf 1,5 Milliarden Euro und jene der chemischen Industrie um ein Viertel auf 42 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesteigert werden.

„Die Voraussetzungen in Tirol bei den Life Sciences sind bereits sehr gut. Dass wir beispielsweise die Penicilin-Produktion weiterhin in Tirol halten konnten und zuletzt auch Novartis angekündigt hat, in Tirol einen Impfstoff gegen Corona produzieren zu wollen, zeigt das Potential, das wir in diesem Bereich haben. Mit dem Projekt ‚Health Hub Tirol‘ wollen wir dieses vorhandene Potential künftig noch stärker ausschöpfen“, betont Wirtschaftslandesrätin Zoller-Frischauf.

Lücke bei Infrastruktur schließen

In der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, dass es einen Mangel an Laborflächen für ansiedlungsinteressierte Biotech-Unternehmen und Start-ups in Tirol gibt. „Diese Flächen sind aber notwendig, damit wir Life Science-Unternehmen die Möglichkeit geben können, in Tirol zu forschen und sich hier niederzulassen. Mit dem ‚Health Hub Tirol‘ wollen wir die Lücke beim räumlichen Angebot schließen und mit einem eigenen Förderungsprogramm sowie Services für die Unternehmen kombinieren“, so LRin Zoller-Frischauf. Der „Health Hub Tirol“ richtet sich an Gründer und Unternehmen, Ausgründungen von Universitäten und Hochschulen sowie Ausgründungen bestehender Unternehmen.

Ein „Health Hub“ setzt sich aus den vier Elementen Infrastruktur (Labor- und Büroräumlichkeiten, etc.), Förderung (pro Projekt maximal 800.000 Euro für eine maximale Projektdauer von drei Jahren), Services (z. B. Finanzierungsberatung) und Kapital (Zugang zum Investorennetzwerk der Standortagentur und eigener Life Science-Fonds) auseinander.

Erster Health Hub in Innsbruck 

Der erste „Health Hub“ wird in Innsbruck am Standort Exlgasse 20a realisiert. Dies aufgrund der Nähe zu den Hochschulen, den Tirol Kliniken und hier schon ansässigen Unternehmen im Bereich der Medizintechnik wie MED-EL oder Bionorica. Bei positiver Evaluierung und entsprechender budgetärer Bedeckung können weitere „Hubs“ regional verteilt folgen.

„Erfreulicherweise ist es gelungen, den international renommierten Wissenschaftler Josef Penninger für das Projekt ‚Health Hub Tirol‘ zu gewinnen. Am Standort Innsbruck wird er künftig mit seinem Team an Medikamenten- und Behandlungsmöglichkeiten zum Thema Diabetes forschen. Als Land Tirol freut es uns außerordentlich, dass Prof. Penninger seine Forschungsprojekte von Tirol aus verfolgen wird – das zeugt davon, dass unser Standort auch international konkurrenzfähig ist und das Projekt ‚Health Hub Tirol‘ international attraktiv ist“, so LH Platter und LRinZoller-Frischauf.

„Tirol und Innsbruck können auf eine lange Erfolgsgeschichte im gesundheitlichen und medizinischen Bereich verweisen – man denke nur an die Entwicklung von Medikamenten wie Penicilin. Das Projekt ‚Health Hub Tirol‘ ist eine wichtige und zukunftsweisende Initiative. Ich freue mich sehr, dass ich und mein Team daran teilhaben können“, sagt Prof. Josef Penninger. Der Biotech-Bereich werde unser Leben in Zukunft in nahezu allen Bereichen beeinflussen. Man habe erst unlängst mit der raschen Entwicklung von Corona-Impfstoffen gesehen, was Forschung leisten könne. Am Standort Exlgasse in Innsbruck wird Prof. Penninger zwei Projekte weiter vorantreiben. „Es gibt weltweit mindestens 500 Millionen Diabeteskranke. Eines der Hauptprobleme bei dieser Krankheit ist die Beeinträchtigung der Blutgefäße. Mit meinem Team habe ich einerseits eine Technologie entwickelt, um Blutgefäße von diabeteskranken Personen zu ersetzen. Zum Zweiten arbeiten wir an der Entwicklung von Medikamenten, um geschädigte Blutgefäße zu behandeln“, so Prof. Penninger abschließend.


Faxtbox: Das ist ein „Health Hub“

Ein „Health Hub“ setzt sich aus vier Elementen zusammen:

  • Infrastruktur: Bei der Infrastruktur ist es das Ziel, die entsprechenden Flächen für die im „Hub“ eingemieteten Life Science-Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Dazu zählen Büroflächen, abgetrennte Laboreinheiten, Werkstätten (gemeinsame Nutzung möglich) sowie Gemeinschaftsflächen wie Besprechungsräume oder sanitäre Einrichtungen. 
  • Förderungsprogramm: Die Förderung beträgt pro Projekt maximal 800.000 Euro für eine maximale Projektdauer von drei Jahren. 
  • Services: Die in den „Hubs“ angesiedelten Unternehmen erhalten unterschiedliche Dienstleistungen, um sich bestmöglich weiterzuentwickeln. Dies umfasst beispielsweise eine Förderungsbetreuung (Grundberatung, Projektsetup, Antragstellung, Förderungsmanagement), eine Finanzierungsberatung (Investorensuche, Innovationen, Investitionen, alternative Finanzierung), die Geschäftsmodellentwicklung oder die Unterstützung bei der Suche nach (internationalen) Kooperations- und Technologiepartnern 
  • Kapital: Ein wichtiger Teil für die Finanzierung der Unternehmen ist neben der Förderung ein entsprechendes Beteiligungskapital. Deshalb haben die Hub-Unternehmen Zugang zum Investorennetzwerk der Standortagentur Tirol. Zudem ist es das Ziel des Landes Tirol, einen (internationalen) Life Science- Fonds in einem der „Hubs“ anzusiedeln.