Das Land Tirol und der Tiroler Gemeindeverband warnen SkitourengeherInnen und VariantenfahrerInnen vor Lawinengefahr auf den Skipisten außerhalb der Betriebszeiten durch künstlich ausgelöste Schneeabsprengungen und Selbstauslösungen. Am kommenden Wochenende ist gebietsweise nach wie vor mit einer heiklen Lawinensituation zu rechnen.
„Ich bitte alle Tourengeherinnen und Tourengeher sowie Variantenfahrerinnen und Variantenfahrer eindringlich, höchste Vorsicht bei Skitouren walten zu lassen. Vorsicht ist aber auch bei Pistentouren insbesondere am Abend geboten. Pistensperren ist unbedingt Folge zu leisten. Es wird nicht nur präpariert, es werden auch künstliche Lawinenauslösungen vorgenommen, um untertags einen sicheren Skibetrieb zu ermöglichen“, erklärt Sicherheitsreferent LHStv Josef Geisler.
Gemeindeverbandspräsident ersucht um mehr Gefahrenbewusstsein
Auch Tirols Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf will diese Gefahren thematisieren und appelliert an die Vernunft der Skitourengeher und Variantenfahrer: „Es kommt leider immer wieder vor, dass Wintersportlerinnen und Wintersportler trotz Sperren auf Skipisten unterwegs sind, auf denen zeitgleich Sicherungsmaßnahmen wie Lawinensprengungen durchgeführt werden. Diese Thematik verschärft sich insbesondere bei schlechten Witterungsverhältnissen. Es muss bedacht werden, dass neben mobilen auch dauerhaft installierte Systeme für Lawinensprengungen eingesetzt werden und gerade bei stationären Sprengungsanlagen der Einsatz auch bei schlechter Sicht und Dunkelheit gegeben ist.“
Dabei kann sich der durch eine künstliche Lawine ausgelöste Abgang des Schnees zu einer nicht mehr beeinflussbaren Lawinenbedrohung entwickeln. Laut Gemeindeverbandspräsident Schöpf muss außerhalb der angegebenen Betriebszeiten der Skilifte zu jeder Tages- und Nachtzeit mit derartigen Sicherungsmaßnahmen gerechnet werden. „Um die Erhalter der angesprochenen Flächen bei ihren notwendigen Aufgaben im Sinne der Sicherheit nicht zu behindern, ist es daher ein Gebot der Stunde, dass sich Wintersportlerinnen und Wintersportler von diesen Bereichen fernhalten sollen.“
Gebietsweise erhebliche Lawinengefahr am Wochenende
„Skitourengehen erlebt in letzter Zeit gerade auch durch die Coronakrise einen zunehmenden Boom. Viele Wintersportlerinnen und Wintersportler benützen dabei Pisten auch außerhalb der Betriebszeiten von Skiliften. Dabei wird oft übersehen, dass in diesem Fall durchaus auch Lawinengefahr bestehen kann – sowohl aufgrund von Selbstauslösungen als auch aufgrund künstlich ausgelöster Lawinen wegen zu treffender Sicherungsmaßnahmen der Skiliftbetreiberinnen und Skiliftbetreiber“, betont Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndiensts Tirol.
Für dieses Wochenende gibt es gebietsweise eine erhebliche Lawinengefahr der Stufe drei. Die Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen steigt im Tagesverlauf an. Die Gefahrenstellen liegen an allen Expositionen unterhalb von rund 1.900 Metern sowie an sehr steilen Sonnenhängen unterhalb von rund 2.400 Metern. Vor allem in Gipfellagen entstehen teils störanfällige Triebschneeansammlungen und dadurch Gefahr durch Schneebrettlawinen. „Wie die letzten Tage gezeigt haben, ereignen sich gerade bei Lawinengefahrenstufe drei die meisten Lawinenunglücke mit Wintersportlerinnen und Wintersportlern“, so Mair.
Künstliche Lawinenauslösungen als Schutz für Skiinfrastruktur
„Aus Sicht der Tiroler Lawinenkommissionen ist es äußerst kritisch, wenn außerhalb der Betriebszeiten oder außerhalb von definierten Zeiten für Abendtouren die Pisteninfrastruktur von Skigebieten genutzt wird. Da von den sicherungspflichtigen Betreibern auch in der Nacht Lawinen künstlich ausgelöst werden müssen, um Infrastruktur wie Lifte und Skipisten zu schützen, gefährden diese Personen ihre Sicherheit und schaffen so große Probleme für das zuständige Sicherungspersonal“, sagt Harald Riedl, Ausbildungsleiter der Tiroler Lawinenkommissionen.
Foto: Lawinenwarndienst Tirol