In den vergangenen Tagen und Wochen waren die Lawinenkommissionen landauf landab massiv gefordert. „Wir hatten in diesem Winter schon mehrmals prekäre Situationen und auch mehrere Lawinenabgänge auf Verkehrsverbindungen und bis in den Siedlungsraum. Es ist vor allem auch der Arbeit der Lawinenkommissionen zu verdanken, dass dabei keine Menschen zu Schaden gekommen sind“, spricht Sicherheitsreferent LHStv. Josef Geisler den Mitgliedern der Lawinenkommissionen seinen Dank für diese äußerst verantwortungsvolle Tätigkeit aus.
245 Lawinenkommissionen mit 1.350 Mitgliedern beurteilen in 189 Gemeinden und Skigebieten Tirols Winter für Winter vor Ort die lokale Lawinengefahr und leiten notwendige Schutzmaßnahmen und Vorkehrungen zur Abwehr von Lawinenkatastrophen im Siedlungsraum ein. Sie entscheiden im Auftrag der Behörde, ob Straßen gesperrt oder Häuser verlassen werden müssen. Die Lawinenkommissionen arbeiten für die Allgemeinheit. Kein Mitglied soll Gefahr laufen, aufgrund dieser Tätigkeit in eine existentielle Notlage zu geraten. Alle Mitglieder sind deshalb über das Land Tirol unfall- und haftpflichtversichert.
„Die Einschätzung vor Ort können wir den Lawinenkommissionen nicht abnehmen. Seitens des Landes bieten wir aber bestmögliche Hilfestellung, Ausbildung und versicherungstechnische Absicherung“, so LHStv Geisler. Eine große Erleichterung bei der Beurteilung der Lawinensituation ist der Landeshubschrauber. Dieser kann von den Lawinenkommissionen bei der Landeswarnzentrale für Erkundungsflüge angefordert werden. 66 Mal wurde das in der laufenden Wintersaison auch bereits gemacht. Rund zwei Drittel der Anforderungen, nämlich 42, kamen bislang aus Osttirol. Dort war die Gefährdung aufgrund der außerordentlichen Schneemengen bereits im Dezember besonders groß.
Transparente Kommissionsarbeit
Die Lawinenkommissionen sind verpflichtet, genaue Aufzeichnungen über ihre Arbeit zu führen und dokumentieren diese auf einer eigenen Internetplattform des Landes. „Damit werden Entscheidungen und deren Grundlagen transparent und nachvollziehbar gemacht. Die Plattform bietet aber auch vielfältige Informationen und Materialien für die Arbeit der Kommissionen“, so Harald Riedl, Leiter der Lawinenkommissionsausbildung des Landes Tirol.
In der vergangenen Wintersaison 2019/2020 wurden rund 5.250 Protokolle von Beobachtungen und Beurteilungen angelegt, im äußerst schneereichen Winter 2018/2019 waren es mehr als 7.750. Diese im Rahmen eines Interreg-Projekts im Jahr 2005 eingerichtete Plattform wird auch von Südtirol und Bayern genutzt.
Schulungen werden durchgeführt
Die Lawinenkommissionen sind gesetzlich verpflichtet, ein umfangreiches Schulungsprogramm zu absolvieren – auch in Zeiten von Corona. Aufgrund der COVID-19-Situation musste das Ausbildungsprogramm des Landes aber angepasst werden. „Haben wir früher mehrtägige Kurse mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem ganzen Land organisiert, gehen die Ausbildner jetzt direkt in die Einsatzgebiete und halten dort im Gelände Kurse für maximal acht bis zehn Personen ab. Die theoretischen Unterrichtseinheiten und den Aufenthalt in geschlossenen Räumen haben wir auf ein Minimum reduziert“, erklärt Riedl. So gelinge es, das Ausbildungsniveau und die Betreuung der Lawinenkommissionen zu gewährleisten.
Foto: Team Kleinlercher