„Die Klimakrise ist eine globale Herausforderung, der wir auf lokaler Ebene begegnen müssen“, ist Ingrid Felipe überzeugt. Die stellvertretende Landeshauptfrau ist auch Obfrau des Klimabündnis Tirol, das seit über 20 Jahren aktiv mit Gemeinden für eine klimagerechte Welt eintritt. Seit einigen Jahren können sich auch Bildungseinrichtungen und Betriebe dem Klimabündnis Tirol anschließen. Das Motto: Global denken, lokal handeln. „Wenn wir uns auf lokaler Ebene vernetzen und gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir im Großen etwas verändern“, ergänzt der Geschäftsführer Andrä Stigger. Dieser Prämisse folgt nun auch Serfaus: Neben der Gemeinde selbst, sind auch Volksschule und Kindergarten sowie das Kölner Haus und das Haus Enzian dem Klimabündnis-Netzwerk beigetreten. Gemeinsam wollen die Verantwortlichen eine Vorzeigegemeinde in Sachen Nachhaltigkeit werden.
„Die Gemeinde hat in ihrem Dorfentwicklungsprozess Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu einem wesentlichen Handlungsfeld in der Gemeindearbeit bestimmt. Dazu wurde auch eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet“, erklärt Bürgermeister Paul Greiter den einstimmigen Beschluss des Gemeinderats zum Klimabündnis-Beitritt. Wesentliche Arbeitsschwerpunkte für die kommenden Jahre seien Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, Beschaffung, Infrastruktur und Mobilität. Der Bürgermeister weiß wovon er spricht. Gemeinsam mit den Serfauserinnen Eva-Maria Patscheider und Anja Hangl hat er im vergangenen Jahr den fünfteiligen Lehrgang zum kommunalen Klimaschutzbeauftragten absolviert.
Global denken, lokal handeln ist das Credo der 80 Tiroler Klimabündnis-Gemeinden. Eine Partnerschaft verbindet die Gemeinden mit indigenen Organisationen in Brasilien. Das gemeinsame Ziel ist der nachhaltige Schutz des wertvollen Amazonas-Regenwaldes, von vielen die grüne Lunge des Planeten genannt. „Genauso wichtig sei aber auch vor Ort in Serfaus aktiv zu werden“, so der Bürgermeister. Die örtliche U-Bahn ist bereits ein Vorzeigeprojekt für eine verkehrsberuhigte Gemeinde. Nun soll auch eine bessere Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz einen Betrag zu weniger Autoverkehr leisten. „Eine stündliche Busverbindung nach Landeck würde nicht nur den pendelnden Personen zugutekommen, sondern auch eine umweltfreundliche Anreise der Gäste erleichtern“, sagt die Gastronomin Anja Hangl.
Nachhaltiges Wirtschaften ist Hangl ein Anliegen, funktioniere aber nur in guter Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Region. Gemeinsam mit Walter Kerscher leitet die Serfauserin das Kölner Haus, eine Hütte des Deutschen Alpenvereins oberhalb von Serfaus, sowie das Appartementhaus Enzian. Beide Klimabündnis-Betriebe haben kürzlich einen KlimaCheck durchlaufen um die Potenziale für nachhaltigeres Wirtschaften zu erarbeiten. Im Kölner Haus möchte die Wirtin den Schwerpunkt auf nachhaltige Verpflegung setzen. Die Lebensmittel werden regional und nach Möglichkeit in Bio-Qualität bezogen. Außerdem wird es ein größeres vegetarisches Angebot in der Alpenvereinshütte geben. Im Haus Enzian plant Anja Hangl zeitnah die aktuelle Ölheizung gegen die Nutzung von erneuerbaren Energieträgern zu tauschen.
Bewusstseinsbildung fängt bei den Kleinsten an, sind sich die frischgebackenen Klimabündnis-Beauftragten einig. So hat sich auch die Volksschule rund um Direktor Patric Niederbacher sowie der Kindergarten dem Netzwerk angeschlossen. Am Stundenplan steht in diesem Schuljahr das Thema Klimaschutz ganz oben. Unterschiedliche Workshops zu den Themen Konsum, Mobilität und Energie sollen die Kinder für den richtigen Umgang mit der Umwelt sensibilisieren. „Wir stehen erst am Anfang unseres Langzeitprojektes. Aber wir freuen uns darauf, gemeinsam den ersten Meilenstein für den Schritt in die richtige Richtung zu setzen“, fasst Lisa Kofler, die Klimabündnis-Beauftragte des Kindergartens, die Serfauser Zukunftspläne zusammen.