Der Aufsichtsrat der Imster Bergbahnen hat in seiner jüngsten Sitzung eine weitreichende Entscheidung getroffen. Im Herbst 2021 soll der Neubau der Liftanlagen in Hoch-Imst beginnen. Von Hoch-Imst zur Untermarkter Alm wird dann eine 10er Einseilumlaufbahn (EUB) die Bestandsanlage ersetzen. Aufs Alpjoch sind zusätzlich zwei Varianten – einmal als Sessellift oder als Gondelbahn – mit Verlängerung bis zum Grat vorgesehen. Die Kosten dafür belaufen sich je nach technischer Ausführungsvariante auf 22 bis 25 Millionen Euro.
Bereits im Vorjahr hat das Kontroll-Gremium der Imster Bergbahnen eine Machbarkeitsstudie zur Erneuerung des bestehenden Angebotes in Auftrag gegeben. Diese wurde Anfang dieses Jahres im Imster Gemeinderat präsentiert. Ausgelotet wurden darin vor allem die Möglichkeiten einer Erneuerung der Bestandsanlagen. Darüber griff das vom Sachverständigen Robert Horntrich ausgearbeitete Konzeptpapier auch das Projekt einer Seilbahnanbindung aus dem Zentrum der Stadt nach Hoch-Imst auf. Vorgesehen wäre dafür auch die Errichtung eines „City Coasters“ gewesen. Die Anbindung ins Stadtgebiet hätte inklusive eines Fußgängertunnels vom Jonak-Parkplatz zur Talstation zusätzliche Kosten von weiteren 25 Millionen Euro verursacht. Das Budget für das Gesamtprojekt wäre somit auf 50 Millionen Euro angewachsen.
Zum jetzigen Zeitpunkt hat nun allerdings eine Erneuerung der Bestandsanlagen in Hoch-Imst und von der Untermarkter Alm Richtung Alpjoch für den Aufsichtsrat der Bergbahnen Priorität. Dies teilte der Imster Bürgermeister jüngst den Mitgliedern des Stadt- und Gemeinderates mit. „Die Perspektive einer Stadtanbindung erscheint weiterhin attraktiv. Nur würde sie realistisch ein mehrjähriges Genehmigungsverfahren mit ungewissem Ausgang nach sich ziehen. Damit würde sich allerdings auch die Erneuerung der Liftanlagen in Hoch-Imst verzögern, was wir jedoch vermeiden möchten“, erklärt Weirather. Die Stadt Imst ist Hauptgesellschafter der Bergbahnen. Auch Imst Tourismus sowie eine Reihe von Kleingesellschaftern halten Anteile am Unternehmen.
Vorbeurteilung durch Land Tirol
Im Vorfeld der jüngsten Entscheidung hat das Amt der Tiroler Landesregierung die konzipierten Projektelemente einer internen Vorbeiurteilung unterzogen. Einzelne Aspekte der Variante einer Stadtanbindung werden darin kritisch hinterfragt bzw. als Ausschlusskriterium gewertet. Insbesondere die Berührung des geschützten Landschaftsteils Rosengartenschlucht bewerten die zuständigen Beamten der Landesregierung negativ. Auch die Festlegungen des Tiroler Skigebiets- und Seilbahnprogramms 2018 werden nur für den Bereich von Hoch-Imst Richtung Alpjoch NICHT angewendet. Somit folgt allerdings deren Anwendung für die untere, vom Stadtgebiet geplante Sektion. Sprich: Sie wird als Skigebietserweiterung betrachtet, was ein zusätzliches Ausschlusskriterium darstellt. Außerdem verweist die Vorbeurteilung auf die geologisch labile Situation des Geländerückens hinter der Kramergasse. Wesentlich aufwändigere Baumaßnahmen für den geplanten Fußgängertunnel mit erheblichen Mehrkosten wären die Folge.
Hoher Investitionsbedarf der Stadt Imst
„Aus der Sicht der Stadtgemeinde muss zudem festgehalten werden, dass sich ein Finanzierungsvolumen von 50 Millionen Euro aktuell nicht mit den Grundsätzen einer sorgfältigen Budgetplanung vereinbaren lässt. Angesichts der globalen Wirtschaftskrise und zu erwartender Ausfälle bei Steuereinnahmen ist damit zu rechnen, dass auch die Stadt Imst finanziell an ihre Grenzen gelangt. Dennoch muss die Stadt ihren grundsätzlichen Versorgungsauftrag erfüllen können“, ergänzt Weirather und verweist auf die gesamtheitliche Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. So stehen beträchtliche Investitionen im Bereich Bildung und Altenpflege unmittelbar an. Die Adaptierungen der Schulgebäude in Unter- und Oberstadt zur Integration einer Ganztagesbetreuung zählen dazu. Weiters der Umbau des Pflegezentrum, wo betreutes Wohnen ermöglicht wird. In Summe werden in den Planungen für all diese Maßnahmen rund 24 Millionen Euro veranschlagt. Einen beträchtlichen Anteil der Kosten trägt die Stadt Imst.
Impuls für Naherholungs- und Freizeitangebot
Dennoch soll auch die Freizeit- und Naherholungs-Möglichkeiten für die Bevölkerung intakt bleiben, wie Bürgermeister-Stellvertreter Gebhard Mantl als Aufsichtsratsvorsitzende der Imster Bergbahnen betont. „Einen wesentlichen Teil unserer städtischen Lebensqualität bildet das Ski-, Rodel- und Wanderangebot. Gerade in einer kritischen Zeit sorgt es für gesundheitlichen Ausgleich und sozialen Zusammenhalt. Die Imster Bergbahnen stehen wirtschaftlich und nachfrageseitig auf einem soliden Fundament. Auf dieser Grundlage haben wir uns für diese wichtige Investition ausgesprochen“, so Mantl. Gemeinsam mit dem Mitgesellschafter Imst Tourismus und den Bergbahnen haben sich die Verantwortlich auf ein gemeinsames Finanzierungs-Szenario für die Erneuerung der beiden bestehenden Liftanlagen verständigt. „Wir fassen vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien der Stadtgemeinde sowie des Tourismusverbandes den Neubau ab Herbst 2021 ins Auge“, kündigt Bürgermeister Weirather an.
Hannes Staggl: „Sichtbares Bekenntnis für Zukunft der Bergbahnen“
Weirather und Mantl bedanken sich insbesondere bei Imst Tourismus und Obmann Hannes Staggl für die Bereitschaft zur anteilsmäßigen Übernahme der Projektkosten. Staggl streicht die herausragende Bedeutung der Imster Bergbahnen für die gesamte Region hervor. „Wir befinden uns in Imst in der erfreulichen Situation, dass Einheimische ebenso wie Gäste aus aller Welt unserem Ski- und Wandergebiet sowie dem Alpine Coaster in Hoch-Imst großen Zuspruch schenken. Die Bergbahnen bilden eines unserer zentralen touristischen Angebote. Es ist wichtig, dass wir nun gemeinsam mit der Stadt Imst an einem Strang ziehen und damit diese historische Investition ermöglichen. Sie bildet ein sichtbares Bekenntnis für die Zukunft unserer Bergbahnen“, so Staggl.