Bei einem Umsatzrückgang von 25 bis 40 Prozent stehen Unternehmer vor großen Herausforderungen – viele von ihnen erlebten in Tirol genau dies durch die Coronakrise. Um Unterstützungsleistungen vonseiten des Bundes über den Härtefallfonds oder einen Fixkostenzuschuss über den Corona-Hilfs-Fonds zu erhalten, müssen entsprechende Voraussetzungen erfüllt sein. Zahlreiche Tiroler Unternehmer sind – beispielsweise aufgrund eines unter 40 prozentigen Umsatzeinbruches, der als Voraussetzung für den Fixkostenzuschuss gilt – nicht antragsberechtigt. „Auch wenn die Auftragsbücher im ersten Monat des Lockdowns noch voll waren oder sich die Betriebe während der Krise um neue Absatzkanäle wie Onlineshops oder Lieferservices bemüht haben, wurde ein solcher Umsatzrückgang – glücklicherweise – oftmals nicht erreicht. Doch die Herausforderungen sind für sie nicht geringer, im Gegenteil: Sie fallen bei andere Förderschienen schlichtweg „durch“. Darum haben wir gemeinsam mit der Tiroler Wirtschaftskammer einen Tiroler Unterstützungsfonds für Selbstständige bzw. Klein- und Mittelunternehmen initiiert. Es sollen davon genau jene Tiroler Unternehmerinnen und Unternehmer profitieren, die bei anderen Unterstützungsleistungen bisher ausgenommen waren“, sagte LH Günther Platter bei der heutigen Präsentation des Fonds in der Wagner’schen Buchhandlung in Innsbruck gemeinsam mit Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer Christoph Walser und Markus Renk, Geschäftsführer der Wagner’schen Buchhandlung.
4.000 Euro für jeden anspruchsberechtigen Betrieb
Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Tirol sollen solche Unternehmen jeweils mit einem Pauschalbetrag von 4.000 Euro unterstützt werden. Die Förderung richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen in Tirol (KMUs). Das Land Tirol stellt gemeinsam mit der Wirtschaftskammer dafür insgesamt acht Millionen Euro zur Verfügung, die zu gleichen Teilen getragen werden. „Schätzungen zufolge sind es 2.000 Unternehmerinnen und Unternehmer, die in Tirol vom Corona-Unterstützungspaket für Selbstständige profitieren werden. Uns ist es wichtig, dass wir für sie schnelle und unbürokratische Hilfe bieten – unser Ziel war es stets, die Maßnahmen des Bundes bestmöglich durch Landesmaßnahmen zu ergänzen“, betont LRin Zoller-Frischauf und verweist auf die Notwendigkeit für diese Unternehmergruppe eine entsprechende Unterstützung vorzusehen. WK-Präsident Walser ergänzt: „Die vergangenen drei Monate waren auch für die Tiroler Wirtschaftskammer enorm herausfordernd: Rund 70.000 Anrufe und über 30.000 E-Mails wurden bearbeitet – nach wie vor sind 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Abarbeitung des Härtefallfonds zuständig. Jetzt gilt es, weitere gezielte Finanzmittel für Tiroler Unternehmen zur Verfügung zu stellen, die weder im Härtefallfonds noch im Corona-Hilfsfonds des Bundes berücksichtigt wurden. In enger Zusammenarbeit mit dem Land Tirol wurde daher eine unbürokratische Hilfe für Selbstständige sowie Klein- und Mittelunternehmen geschaffen. Die Konjunkturbelebung zur Stärkung des Standortes Tirol und der heimischen Wirtschaft hat höchste Priorität.“
„Tirols Unternehmenslandschaft ist stark – viele von ihnen kämpfen jedoch nach wie vor mit den negativen Auswirkungen der Coronakrise, teilweise ums Überleben. Umso wichtiger ist es, dass niemand im Stich gelassen wird und eben auch jene von öffentlicher Unterstützung profitieren, die es bisher nicht getan haben und dennoch so viel für unser Land leisten“, sagt Platter. So war Tirol das erste Bundesland, das eine Anschlussförderung für Kreditprogramme von aws und ÖHT beschloss – in Summe sind bis heute 1.297 Anträge eingegangen, wovon bereits 1.203 Anträge und damit 9,2 Millionen Euro genehmigt worden. „Damit unterstützen wir die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Aufrechterhaltung ihrer Liquidität. Gleichzeitig haben wir auch auf die Förderung von neuen Arbeitsstrukturen rasch reagiert, um die Unternehmerinnen und Unternehmer in ihrem Arbeitsalltag zu unterstützen“, so die Wirtschaftslandesrätin. Bis zu 2.500 Euro Förderung können Unternehmen für die Einrichtung von Home-Office Arbeitsplätzen erhalten – über eine halbe Million Euro wurden bereits an knapp 500 Antragstellende ausbezahlt. Zudem wurde die Tiroler Beratungsförderung um betriebswirtschaftliche Beratungen im Zusammenhang mit Corona erweitert – 1,5 Millionen Euro sind dafür bereitgestellt.
Geschäftsführer Renk: „Die Coronakrise hat auch die Buch- und Medienbranche in Tirol hart getroffen. Mit dem Wissen, dass Bund, Land sowie Wirtschaftskammer ein Sicherheitsnetz für die heimischen Betriebe gespannt haben, blicken wir jedoch positiv in die Zukunft. Zudem ist es wichtig, das ohnehin schon umfangreiche Online-Angebot im Buchhandel weiter zu forcieren und auszubauen. Innovativ, kreativ und mit dem notwendigen Rückhalt von Land Tirol und Wirtschaftskammer Tirol werden wir diese Krise bewältigen.“
Informationen zur Antragsstellung beim Tiroler Unterstützungsfonds für Selbstständige
Anträge können ab 1. August 2020 bei Vorliegen der Umsatzzahlen aus dem zweiten Quartal (1. April 2020 bis 30. Juni 2020) bei der Standortagentur Tirol bis spätestens 31. Dezember 2020 gestellt werden. Sie ist für die Förderabwicklung verantwortlich. Die Anträge haben eine Bestätigung der Steuerberater bzw. Bilanzbuchhalter zu beinhalten, die den Umsatzrückgang im zweiten Quartal 2020 zwischen 25 und 40 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres, einen höheren Jahresumsatz als 35.000 Euro in einem der vergangenen drei Steuerjahre (Umsatzsteuergrenze) sowie den Ausschluss der Anspruchsberechtigung im Härtefallfonds sowie im Corona-Hilfsfonds des Bundes bescheinigt.
Bild: Geschäftsführer der Wagner`schen Buchhandlung Markus Renk, LH Günther Platter, LRin Patrizia Zoller-Frischauf sowie der Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer Christoph Walser (von links) informierten über den Tiroler Unterstützungsfonds.
Foto: Land Tirol/Brandhuber