In Zeiten, in denen die großen Energiegesellschaften immer weniger für Strom zahlen, den Private einspeisen, und sogar Strafgebühren für Überkapazitäten drohen, scheint die „Energiegemeinschaft“ die ideale Lösung zu sein. Kürzlich informierten die Marktgemeinde Telfs und die Gemeindewerke ausführlich über diese neue Organisationsform, bei der Privatleute und auch Klein- und Mittelbetriebe unabhängig von den großen Anbietern untereinander Strom austauschen können.
Vollbesetzter Saal
Beim Informationsabend im vollbesetzten Kleinen Rathaussaal war Vizebürgermeister und Rechtsanwalt Hannes Augustin der erste Referent. Er sprach über die rechtlichen Voraussetzungen für die Gründung von Energiegemeinschaften. Private, von denen mindestens einer – etwa mit einer Photovoltaikanlage – Strom erzeugt, können eine „Bürgerenergiegemeinschaft“ oder eine „Erneuerbare Energiegemeinschaft“ gründen und diese als Verein oder Genossenschaft organisieren. (Details dazu im unten verlinkten pdf.) Mindestens zwei Partner sind nötig. Der Netzbetreiber muss den Zugang zum Netz gewähren. Mehrere Verträge müssen abgeschlossen werden. Das klinge zwar kompliziert, sei es aber nicht, weil man dafür vielfach auf Vorlagen zurückgreifen könne, unterstrich Augustin. Als Beispiel für eine kleine EG nannte der Vizebürgermeister etwa einen Haushalt in Pfaffenhofen und einen in Telfs-Wasserwaal, die ihre durch unterschiedliche Sonneneinstrahlung schwankende Stromerzeugung ausgleichen können. Es ist aber auch möglich, dass ein Teil der Mitglieder nicht selbst produziert, sondern nur Strom bezieht.
Vielfältige Förderungen
Als zweiter Referent sprach Bürgermeister Christian Härting. Sein Thema waren die vielfältigen Förderungen für Energiegemeinschaften. Mit Blick auf den Bund schlägt vor allem zu Buche, dass Anlagen bis 35 kWp umsatzsteuerbefreit sind. Aber auch vom Land und der Gemeinde gibt es attraktive Förderungen. (Näheres im beigefügten pdf.) Der Bürgermeister und der Gemeinderat betrachten die Förderung der Energiegemeinschaften als weiteren wichtigen Beitrag zur effizienten und umweltschonenden Energienutzung, die Telfs ein großes Anliegen ist.
Preise und Tarife
Gemeindewerkechef Gordon Köll berichtete schließlich über die technischen Voraussetzungen und die Frage von Preisen, Tarifen, Abschlägen usw. Er brachte das Prinzip der Energiegemeinschaft auf die Formel: „Gemeinsam erzeugen, gemeinsam verbrauchen“. Am günstigsten seien lokale und regionale Verbindungen von Partnern, die an derselben Trafostation oder am selben Umspannwerk hängen. Für Telfs (ohne Mösern) ist etwa das Umspannwerk Rietz zuständig, das die Marktgemeinde und einige umliegende Gemeinden versorgt. Theoretisch könnte man sogar Energiegemeinschaften mit Personen in anderen Bundesländern gründen, doch sei das wirtschaftlich meist nicht sinnvoll, weil dann wegen der großen Distanzen die Vergünstigung bei der Netzgebühr wegfällt. Es gibt aber auch viel größere Energiegemeinschaften als nur zwischen zwei oder drei Privatleuten, etwa die zwischen Marktgemeinde Telfs, Gemeindewerken, Telfer Bad und Sportzentrum, die die derzeit größte im Land ist. Die Preise, zu denen der Strom untereinander ausgetauscht wird, können die Mitglieder der EG selbst festlegen bzw. ausmachen.
Hilfestellung durch die Gemeinde
Natürlich hatten die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Informationsabends viele Fragen, die die Referenten bestmöglich beantworteten. Wegen des großen Interesses denkt man in der Gemeinde daran, die Hilfestellung bei der Gründung von Energiegemeinschaften auszubauen und eventuell eine Plattform einzurichten, über die Interessierte miteinander in Kontakt treten können.
Bild: MG Telfs/Dietrich