v.li.: LH Anton Mattle, LRin Astrid Mair, LHStv Georg Dornauer und Elmar Rizzoli (Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement).
Bild: Land Tirol/Neuner
Das Krisen- und Katastrophenmanagement Tirols unter einem Dach vereint: Das verspricht das geplante Katastrophenschutzzentrum (KAT-Zentrum) am Schloss Mentlberg. Nach ersten Vorarbeiten hat die Tiroler Landesregierung heute, Dienstag, einen Grundsatzbeschluss für die Sanierung und Adaptierung des im Landesbesitz befindlichen Gebäudes gefällt. Auf Basis dessen wird nun ein Vergabeverfahren für die konkrete Planung des Projekts durchgeführt. Fertiggestellt wird das neue KAT-Zentrum voraussichtlich im Jahr 2027. Die Kosten belaufen sich auf rund 40 Millionen Euro – die Errichtungskosten betragen mit aktueller Preisbasis 25,4 Millionen Euro. Zuzüglich Planungs- und Nebenkosten, indexangepasst bis 2027 und unter Rücksichtnahme der Kostentoleranz wird eine Kostenobergrenze von rund 40 Millionen Euro angestrebt. Mit der Umsiedlung des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement wird zudem ein modernes Lagezentrum aufgebaut.
„Tirol rüstet sich weiter gegen Krisen und Katastrophen. Seien es Warnungen und Informationen zu witterungsbedingten Gefahren, der Lawinenreport oder auch die geologische Untersuchung von Hängen im Nahbereich von Infrastruktur und Siedlungsräumen – die tägliche Arbeit des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement ist ein Grundpfeiler des Tiroler Sicherheitsapparats. Mit dem neuen KAT-Zentrum erhöhen wir die Schlagkraft des Tiroler Krisen- und Katastrophenschutzes. Ein modernes Verwaltungsgebäude ermöglicht die strategische Weiterentwicklung des Krisen- und Katastrophenmanagements. Damit kann die Lage in kritischen Situationen noch besser eingeschätzt und noch schneller reagiert werden. Das bringt mehr Sicherheit für Tirol“, erklärt LH Anton Mattle.
Moderne Arbeitsplätze unter Wahrung des Denkmalschutzes
Bereits seit vergangenem Jahr wird an der Adaption des Schloss Mentlberg als KAT-Zentrum gearbeitet. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie konnte festgelegt werden, welche Umbau- bzw. Renovierungsarbeiten im Schloss sowie im Nebengebäude notwendig sind, um künftig die Voraussetzung für die modernen Arbeitsplätze zu erfüllen, gleichzeitig jedoch auch den Denkmalschutz zu wahren. „Hauptaugenmerk des Projekts liegt auf der Sanierung und dem Innenausbau des Schlosses. Die Räumlichkeiten werden für ihre neue Funktion als Krisen- und Katastrophenzentrum technisch aufgerüstet, um so die notwenigen technischen Anlagen und Systeme beherbergen zu können“, erklärt Hochbaureferent LHStv Georg Dornauer und führt weiter aus: „All das geschieht unter strenger Einhaltung des Denkmalschutzes. Die jahrhundertealten Gemäuer und die Fassade des Schlosses sollen in ihrem Zustand erhalten bleiben. Von außen betrachtet, wird es demnach keine gravierenden Veränderungen zu sehen geben.“
Das Schloss Mentlberg in seiner heutigen Form im Stil eines Loireschlosses entstand in mehreren Bauphasen vom späten 17. bis in das 20. Jahrhundert. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Ansprüche, die in den vergangenen Jahrzehnten an die Räumlichkeiten gestellt wurden, wurde das Schloss mehrmals umgebaut – dabei oft auch nur provisorisch. Um die historischen Gemäuer und die Bausubstanz des denkmalgeschützten Gebäudes langfristig erhalten zu können, ist eine Sanierung unabdingbar. „Mit dem Projekt schlagen wir also zwei Fliegen mit einer Klatsche: Statt eines kostenintensiven Neubaus nutzen wir für das neue KAT-Zentrum ein im Landesbesitz befindliches Objekt. Im Rahmen der notwendigen Adaptierungen für die künftigen Anforderungen können wir zudem die ohnehin notwendigen Sanierungen am Gebäude durchführen und somit ein Denkmal Innsbrucks für die kommenden Generationen erhalten“, sieht LHStv Dornauer einen klaren Mehrwert.
Zentrale Drehscheibe ermöglicht vernetztes Arbeiten
Rund 2.000 Quadratmeter Nutzfläche stehen künftig im neuen KAT-Zentrum Schloss Mentlberg zur Verfügung. Als zentrale Drehscheibe werden hier alle Dienststellen des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement an einem Standort vereint. Insgesamt umfasst dies 60 fixe Arbeitsplätze. „Von der Landeswarnzentrale, über den Lawinenwarndienst des Landes bis hin zur Landesgeologie – die verschiedenen Fachabteilungen unseres Krisen- und Katastrophenmanagements waren bisher auf mehrere Standorte verteilt. Mit dem neuen KAT-Zentrum können wir die eng zusammenarbeitenden Organisationseinheiten nun vereinen und so Kompetenzen bündeln. Denn schließlich ist vernetztes Arbeiten Grundlage für ein effizientes Krisen- und Katastrophenmanagement“, erklärt Sicherheitslandesrätin Astrid Mair, die zudem betont, dass „es in Zeiten unterschiedlichster möglicher Krisen – seien es Naturkatastrophen oder auch Cyberattacken – neben Expertinnen und Experten auch einer zeitgerechten Infrastruktur bedarf. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren mit dem neuen KAT-Zentrum künftig nicht nur von kurzen Wegen für schnelle Abstimmungen, sondern auch von der top-modernen Ausstattung.“
Modernes Lagezentrum als Augen und Ohren des Krisen- und Katastrophenmanagements
Doch nicht nur moderne Büro- und umfassende Lageräumlichkeiten hat das künftige KAT-Zentrum zu bieten. „Herzstück unserer neuen zentralen Drehscheibe wird ein rund 100 Quadratmeter großes Lagezentrum“, verweist LRin Mair auf den strategischen Ausbau der Landeswarnzentrale (LWZ): „Mit der LWZ verfügt das Land bereits über ein ständig besetztes behördliches Lagezentrum, in welchem verschiedenste Informationen – von der Einschätzung bevorstehender Witterungen bis hin zu laufenden Einsätzen der Blaulichtorganisationen – gesammelt und ausgewertet werden. Am Schloss Mentlberg können wir die LWZ nicht nur räumlich, sondern auch personell erweitern und die Aufgabenbereiche ausbauen. Damit verbessern wir unsere Frühwarnsensorik zur Risiko- und Bedrohungseinschätzung und können somit noch schneller drohende Gefahren erkennen und darauf reagieren.“
Von dem neuen Lagezentrum aus werden künftig täglich aktuelle Lagebilder erstellt. Dabei beobachtet werden unter anderem witterungsbedingte Gefahren wie Hochwasser oder Lawinen, bis hin zum Monitoring von Verkehrs- und Energieinfrastruktur. „Die hochmodernen Arbeitsplätze ermöglichen es, alles Wichtige im Überblick zu behalten. Kommt es zu einer kritischen Situation, können vom Lagezentrum aus die relevanten Stellen informiert oder auch Warnungen – etwa ein Zivilschutzalarm – ausgegeben werden. Für besonders herausfordernde Situationen findet sich gleich nebenan zudem der Stabsraum der Landeseinsatzleitung. Von hier aus werden im Krisen- und Katastrophenfall Einsätze koordiniert und wichtige Entscheidungen zum Schutz der Bevölkerung getroffen“, erklärt Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement.
Im Schloss Mentlberg werden zudem Schulungsräume für die Aus- bzw. Fortbildung von MitarbeiterInnen des Krisen- und Katastrophenmanagements untergebracht. Durch eine eigene Notstromversorgung mittels Generator wird das Gebäude auch für den Fall eines Blackouts oder anderer Versorgungsunterbrechungen einsatzbereit bleiben. Im Nebengebäude werden künftig Unterkunfts- und Übernachtungsmöglichkeiten untergebracht.