Die meisten von uns schwingen sich schon auf die kommenden Festtage ein. Familienglück, besinnliche Stunden erleben, Geschenke auspacken, die man sich vielleicht schon lange gewünscht hat und mit Liebe gekochte Festmenüs genießen: das ist es, was das Gefühl von Weihnachten ausmacht. Doch für manche Menschen hat die Weihnachtswelt ihren Glanz verloren. Krankheit, Armut und Einsamkeit verursachen zu Weihnachten noch mehr (emotionalen) Stress, als dies an anderen Tagen im Jahr der Fall ist. Die Mitarbeiter:innen vom Roten Kreuz sind nicht nur, aber besonders auch für all jene da, für die Weihnachten kein Fest der Freude (mehr) ist.
Die Sanitäter:innen im Roten Kreuz Tirol sind es gewohnt, immer für die Menschen da zu sein. Und doch sind auch für sie die Weihnachtsdienste etwas Besonderes. Gut 500 Mitarbeiter:innen sind am 24. Dezember im Rettungsdienst, aufgeteilt in den Tag- und in den Nachdienst. Rund die Hälfte von ihnen leistet die Stunden ehrenamtlich. Am 25. und 26. Dezember sind es mit je rund 460 Personen – davon rund 190 ehrenamtlichen – etwas weniger Mitarbeiter:innen, doch in Summe sind die Feiertagsdienste gut besetzt. Für viele Sanitäter:innen gehört es mittlerweile zur Tradition, einen Teil der Weihnachtszeit im Rettungsauto zu verbringen – so auch für David, Benedikt und Wolfgang. Die drei werden am 26. Dezember eine Tagschicht übernehmen. Um das zu tun, bricht Wolfgang seinen traditionellen Familienbesuch in Osttirol vorzeitig ab, denn „der Dienst ist mir wichtig und geht vor“, sagt er. Ein akuter Notfall beim Familienessen oder eine Erkrankung, welche die häusliche Feststimmung trübt – was die drei an diesem Tag erwartet, lässt sich im Vorfeld nicht sagen. „Es gibt Dienste an den Weihnachtstagen, die sehr ruhig verlaufen, aber auch solche, wo wir kaum eine Pause haben“, erzählt David. Eines ist jedoch sicher: „Zu Weihnachten sind andere Gefühle im Spiel, sowohl bei den Patient:innen und Angehörigen, als auch innerhalb unserer Dienstmannschaften“, ergänzt Benedikt.
Wenn die Lebensmittel fürs Festessen fehlen.
Weihnachten ohne ein üppiges Essen ist für die meisten Menschen in Tirol kaum vorstellbar, doch zu viele Familien können sich das Festmahl schlichtweg nicht leisten. „Uns ist es daher besonders wichtig, dass wir um die Weihnachtszeit die Team Österreich Tafeln offenhalten“, sagt Doris Olumba, Bereichsverantwortliche der Gesundheits- und Sozialen Dienste im Roten Kreuz Tirol. Die Team Österreich Tafeln sind am 23. Dezember in allen Tiroler Bezirken wie gewohnt geöffnet, ebenso am 30. Dezember. So ist es möglich, dass sich die bezugsberechtigten Personen noch Lebensmittel abholen können, „damit zu Weihnachten auch eine reichhaltige Festtagsmahlzeit auf den Tisch kommt“, sagt Olumba.
Auch die Kinder an den Tiroler Schulen wurden heuer wieder dazu eingeladen, bedürftige Familien mit Lebensmittelpaketen zu unterstützen. Philipp Schumacher, Landesgeschäftsführer vom Jugendrotkreuz Tirol, kann sich freuen: „Schüler:innen aus über 300 Tiroler Schulklassen haben sich an unserer Weihnachtspaket-Aktion beteiligt und gemeinsam mehr als 1250 Weihnachtspakete geschnürt. In jedem Paket befinden sich hochwertige Lebensmittel. Im Unterland werden die Lebensmittel-Weihnachtspakete direkt zugestellt, die Verteilung im Oberland erfolgt über die Team Österreich Tafeln“, so Schumacher. Neben den Schüler:innen fördern aber auch viele Unternehmen die Team Österreich Tafeln in ganz Österreich mit weihnachtlichen Warenspenden, „und zwar mit Waren, die üblicherweise nicht über die Team Österreich Tafeln abgegeben werden“, sagt Doris Olumba. 16 Unternehmen haben sich heuer an dieser Xmas Paketaktion beteiligt und Waren im Gesamtwert von 360.000 Euro gespendet. „Von den insgesamt 123 für ganz Österreich zur Verfügung gestellten Paletten entfallen 21 auf Tirol. „Damit erhalten wir heuer eine außergewöhnlich hohe Xmas Paket-Warenspende von den Firmen“, freut sich Doris Olumba.
Gesundheits- und Soziale Dienste – zu Weihnachten da sein.
Es sind nicht nur die Kolleg:innen des Rettungsdienstes, die zu Weihnachten oft besondere Momente erleben. Es sind auch die Mitarbeiter:innen in den Gesundheits- und Sozialen Diensten (GSD), welche die Sorgen der Menschen zur Weihnachtszeit – wie Einsamkeit oder finanzielle Notlagen – besonders zu spüren bekommen. Zwischen 24. Dezember und Dreikönige sind tirolweit rund 500 GSD-Mitarbeiter:innen im Dienst – und das fast ausschließlich ehrenamtlich. „Mit dieser Belegschaft stemmen wir Angebote wie die Team Österreich Tafeln, die Kleiderläden, Essen auf Rädern, den betreuten Fahrdienst, die Sozialbegleitung, Krisenintervention oder die Besuchsdienste“, erzählt Doris Olumba. „Für all diese Mitarbeiter:innen geht es nicht nur darum, die Angebote aufrechtzuerhalten, sondern vor allem darum, für die Menschen da zu sein. Achtsam sein, zuhören, auch mal Trost spenden: Das ist es, was unsere Mitarbeiter:innen gerade zur Weihnachtszeit vielleicht öfter als an anderen Tagen im Jahr tun“.
Licht für den Frieden.
Eine wichtige Tradition zur Weihnachtszeit ist das Friedenslicht, das heuer am 21. Dezember in Tirol eintreffen wird. Der Präsident des Roten Kreuzes Tirol, Günther Ennemoser, wird das Friedenslicht gemeinsam mit dem Rotkreuz-Ehrenpräsidenten Reinhard Neumayr und rund 15 Kindern der Rotkreuz-Jugendgruppen aus Innsbruck Land am Bahnhof in Empfang nehmen. Das Friedenslicht kann in den Folgetagen an etlichen Rotkreuz-Bezirks- und -Ortsstellen von den Menschen abgeholt werden. „Bitte erkundigen Sie sich vorher bei der jeweiligen Rotkreuz-Dienststelle, wann genau das Friedenslicht abgeholt werden kann und vergessen Sie nicht, eine Laterne mitzubringen“, ermutigt Günther Ennemoser alle Menschen, sich das Licht des Friedens nach Hause zu nehmen. „Wir machen uns Gedanken über die vielen weltweiten Konflikt- und Krisenherde und darüber, welche Auswirkungen diese auf die Menschen haben und haben werden. Umso wichtiger ist es, mit dem Licht ein Zeichen des Friedens zu setzen und damit auch Solidarität mit jenen zu zeigen, für die ein friedvolles Weihnachtsfest außer Reichweite gerückt ist“.
Abholstellen Friedenslicht 2023 (Auszug).
Das Friedenslicht 2023 kann unter anderem an folgenden Rotkreuz-Stellen abgeholt werden:
- Hall in Tirol. 23. Dezember von 17-22 Uhr, 24. Dezember von 06-19 Uhr
- Innsbruck Stadt, Servicezentrale Hunoldstraße. 21. Dezember von 14-22 Uhr. 25. und 26. Dezember, jeweils von 08-22 Uhr
- Innsbruck Stadt, Ausweichquartier Innrain 149. 21. Dezember von 14-17 Uhr, 22. Dezember von 08-17 Uhr.
- Bezirksstelle Imst. 24. Dezember von 08-14 Uhr
- Bezirksstelle Landeck (Dienststelle Zams). 22. Dezember bis 1. Jänner, täglich von 08-20 Uhr
- Im Bezirk Schwaz wird das Friedenslicht in Schwaz, Maurach am Achensee, Kaltenbach und Mayrhofen ausgegeben.
Titelbild: Wolfgang, Benedikt und David (von links nach rechts) sind eines von vielen Teams, die in den Weihnachtsfeiertagen ehrenamtlich im Rettungsdienst sind.
Foto: Rotes Kreuz Tirol