Zehn Gemeinden für nachhaltige Mobilität ausgezeichnet
Sichere Radverbindungen, eine vorausschauende Raum- und Siedlungsentwicklung oder gut ausgestattete Haltestellen – Gemeinden spielen eine wichtige Rolle in der Förderung und Mitgestaltung der Mobilitätswende. Doch wie und wo damit anfangen? Im Rahmen des Landesprogramms „Tiroler Mobilitätssterne“ können Gemeinden einen Mobilitätscheck durchführen lassen und sich so anhand einer standardisierten Erhebung einen Überblick über ihr Mobilitätsprofil verschaffen. Daraus lassen sich die spezifischen Stärken, aber auch Potenziale für die Gemeinde ableiten. Auf der einen Seite können so Impulse in die mobilitätspolitische Arbeit mitaufgenommen werden, auf der anderen Seite werden – angelehnt an die Sterne-Auszeichnung in der Gastronomie – Gemeinden für ihr Engagement gewürdigt.
Dass dieses Engagement wichtig ist, weiß auch Landesrat René Zumtobel: „Der Verkehr ist eine der größten Herausforderungen, was den Klimaschutz betrifft. Die Möglichkeiten der Gemeinden, hier aktiv zu werden, sind vielfältig: von der Umstellung des eigenen Fuhrparks auf E-Mobilität bis hin zur Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs. Denn wenn die richtigen Rahmenbedingungen in der Gemeinde geschaffen werden, entscheidet sich die Bevölkerung auch dafür, Alltagswege umweltfreundlich zurückzulegen. Dies vermindert nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern schafft auch Lebensqualität und Begegnungen im Ort.“ Unter den insgesamt 68 teilnehmenden Gemeinden der letzten beiden Jahre befinden sich auch zehn Gemeinden aus dem Bezirk Imst. Ein aktuelles Leitprojekt in der Region ist das nun fertiggestellte Mobilitätskonzept Mieminger Plateau und Inntal. Die dabei involvierten Gemeinden nahmen auch alle bei den Tiroler Mobilitätssternen teil.
Darunter Rietz (ein Mobilitätsstern), wo der öffentliche Raum mit Platzgestaltungen attraktiviert wurde. In Obsteig (zwei Mobilitätssterne) konnte ein Vorzeigeprojekt entlang der Ortsdurchfahrt der B189 umgesetzt werden. Der überbreite Querschnitt wurde rückgebaut und gleichzeitig die Situation für den Fuß- und Radverkehr verbessert. In Mieming (drei Mobilitätssterne) finden sich in Kooperation mit der HTL Imst gestaltete Bushaltestellen, welche teilweise auch mit Radabstellanlagen ausgestattet sind. Der Weg in die Volksschule stand in Mötz (zwei Mobilitätssterne) beim Projekt „Schulweg ist Fußweg“ im Fokus. Bei der Elektrisierung des Fuhrparks vorne mit dabei ist Silz (drei Mobilitätssterne), wo auch das Dorftaxi bereits seit sechs Jahren elektrisch unterwegs ist. In Stams (drei Mobilitätssterne) konnte mit dem Einführen einer Parkraumbewirtschaftung ein guter Lenkungseffekt erzielt werden. Oetz (drei Mobilitätssterne) fiel mit einer starken Steigerung des Umsetzungsgrades seit der letzten Teilnahme auf. Dafür verantwortlich ist unter anderem die „Mobilitätsstrategie Ötztal 2030“, welche auch in der Gemeinde die Basis für weitere Maßnahmen bildet. Zum ersten Mal bei den Mobilitätssternen ausgezeichnet wurde Haiming (zwei Mobilitätssterne), wo sich derzeit ein Gesamtverkehrskonzept in Ausarbeitung befindet. Arzl im Pitztal (zwei Mobilitätssterne) setzte mit der Einführung von Tempo 30 auf allen Gemeindestraßen einen wichtigen Schritt für Verkehrssicherheit und umweltfreundliche Mobilität. In der Bezirkshauptstadt Imst (zwei Mobilitätssterne) gilt ebenfalls großflächig Tempo 30 auf vielen Nebenstraßen. Aktuell läuft in Imst zudem ein sogenannter Bypad-Prozess, in dessen Rahmen die lokale Radverkehrspolitik einem Qualitätsmanagement unterzogen wird.
E-Mobilität als Schlüsseltechnologie bei Antriebswende.
Spürbar aufwärts geht es beim Thema E-Mobilität. „Batterieelektrische Antriebe gewinnen in Gemeindefuhrparks mehr und mehr an Bedeutung. Gut so, denn im motorisierten Individualverkehr kennen wir heute keine klimafreundlichere und effizientere Technologie, um von A nach B zu kommen“, so DI Bruno Oberhuber, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol. „Dass E-Mobilität nicht nur in puncto Fuhrpark für Gemeinden von Relevanz ist, zeigt unser gerade veröffentlichter Leitfaden „E-Mobilität in Gemeinden“. Insbesondere das Angebot von E-Carsharing ist im Aufwind. Mittlerweile gibt es in 51 Tiroler Gemeinden einen Carsharing-Standort – vor zwei Jahren waren es noch 36“, führ er weiter aus.
Umweltverbund im Fokus.
Neben der Elektromobilität stellt die Verlagerung von Wegen auf den Umweltverbund (öffentlicher Verkehr, Radfahren, Zufußgehen) den zentralen Hebel auf dem Weg zu einem klimatauglichen Mobilitätssystem dar. Gemeinden können dies fördern, indem sie diese Verkehrsarten bei ihren verkehrspolitischen Überlegungen ins Zentrum stellen. Durchgängige Radrouten mit entsprechender Infrastruktur, direkte Fußwegverbindungen ohne Umwege oder verkehrsberuhigte Ortszentren mit Funktionen des täglichen Bedarfs sind hier der Schlüssel zum Erfolg und werden auch im Rahmen der Mobilitätssterne entsprechend honoriert. Dass hier noch Potenzial vorhanden ist, geht aus der vom Land Tirol durchgeführten Mobilitätserhebung 2022 hervor. Knapp die Hälfte der ausgewerteten Wege in der Erhebung sind kürzer als drei Kilometer. Diese Wege wären vielfach für den Umstieg vom Auto auf aktive Mobilität wie Gehen oder Radfahren geeignet. Immerhin 48 Prozent der Wege werden laut Studienergebnis bereits im Umweltverbund zurückgelegt – eine erfreuliche Steigerung um 5 Prozentpunkte seit der letzten Erhebung.
Erfolgreiche Sterne-Gemeinden.
Bezirk Landeck (7 Gemeinden)
- 4 Sterne: Serfaus, St. Anton am Arlberg
- 3 Sterne: Landeck, Fiss, Ischgl
- 2 Sterne: Ried im Oberinntal, Kappl
- Bezirk Imst (10 Gemeinden)
- 3 Sterne: Imst, Stams, Oetz, Mieming, Silz
- 2 Sterne: Arzl im Pitztal, Haiming, Mötz, Obsteig
- 1 Stern: Rietz
Bezirke Innsbruck – Land & Innsbruck – Stadt (20 Gemeinden)
- 4 Sterne: Innsbruck
- 3 Sterne: Kematen in Tirol, Zirl, Telfes im Stubai, Hall in Tirol, Schönberg im Stubaital, Neustift im Stubaital, Wattens, Inzing, Axams, Fulpmes, Mutters
- 2 Sterne: Thaur, Hatting, Gnadenwald, Wildermieming, Völs, Natters, Absam, Mieders
Bezirk Kufstein (13 Gemeinden)
- 4 Sterne: Kufstein, Kirchbichl
- 3 Sterne: Breitenbach am Inn, Kramsach, Ebbs, Söll, Brixlegg, Reith im Alpbachtal, Ellmau Kundl
- 2 Sterne: Alpbach, Niederndorf, Münster
Bezirk Kitzbühel (7 Gemeinden)
- 4 Sterne: St. Johann in Tirol,
- 2 Sterne: Kössen, Itter, Westendorf, Fieberbrunn, Hopfgarten im Brixental, Kirchdorf in Tirol
Bezirk Schwaz (1 Gemeinde)
- 4 Sterne: Schwaz
Bezirk Lienz (10 Gemeinden)
- 4 Sterne: Virgen, Assling
- 3 Sterne: Lienz, St. Jakob in Defereggen, St. Veit in Defereggen
- 2 Sterne: Sillian, Nußdorf-Debant
- 1 Stern: Außervillgraten, Schlaiten, Strassen
Die Tiroler Mobilitätssterne werden seit 2009 alle zwei Jahre von einer unabhängigen Jury vergeben. Die Jury entscheidet auf Grundlage eines ausführlichen Kriterienkatalogs und kann Gemeinden mit bis zu fünf Mobilitätssternen würdigen. Die Auszeichnung ist eine Initiative im Rahmen des Mobilitätsprogramms „Tirol mobil“, in dem sich das Land in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, Schulen und Betrieben den Ausbau umweltfreundlicher Verkehrsangebote zum Ziel gesetzt hat. Die Organisation der Auszeichnung und die Betreuung der Gemeinden liegen bei der Energieagentur Tirol. Das Klimabündnis Tirol unterstützt zudem die Durchführung der Vor-Ort-Besuche in den Gemeinden.
Titelbild: (Von links nach rechts) Josef Kaserer (e5-Teamleiter Haiming), Martin Tschurtschenthaler (Energiebeauftragter Arzl im Pitztal), Landesrat René Zumtobel, Tobias Haid (Umwelt- und Verkehrsausschuss Oetz) und Michael Kluibenschädl (Bürgermeister Mötz).
Foto: Energieagentur Tirol/Obermeier