Soogut-Sozialmarkt in Telfs auf Oberland DABEI

Telfs hat ersten „soogut“-Sozialmarkt Tirols

Seit kurzem hat der neue „soogut“-Sozialmarkt im Telfer Obermarkt von Montag bis Freitag zwischen 10 und 15 Uhr geöffnet. Fünf Tage die Woche können Menschen, die an oder unter der Armutsgefährdungsschwelle leben, dort qualitativ einwandfreie Lebensmittel und Güter des täglichen Gebrauchs zu stark reduzierten Preisen einkaufen.

Berechtigte, für die der tägliche Einkauf sonst nicht mehr leistbar ist, können im neuen soogut-Laden am Bader-Jaggl-Platz (ehem. Café Jimmys) zu sehr günstigen Preisen Lebensmittel beziehen. Die Ersparnis beträgt bis zu 70 Prozent, je nach Haushaltsgröße wird eine Mengenbeschränkung festgelegt. Die angebotenen Produkte stammen hauptsächlich aus Warenspenden von Handelsunternehmen und Produzenten, dementsprechend ändert sich das Sortiment täglich. Dabei handelt es sich um einwandfreie Waren, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr regulär verkauft werden, beispielsweise aufgrund des nahenden Mindesthaltbarkeitsdatums, saisonaler Bedingungen, fehlerhafter Etikettierungen, Fehlbestellungen oder Überschussproduktion. So erfüllt das soogut-Konzept nicht nur eine wichtige soziale, sondern auch eine ökologische Aufgabe: die Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung und -vernichtung. Selbst über die Wahl der Produkte entscheiden zu können und einen leistbaren Betrag für den Einkauf zu bezahlen, stärkt nicht nur Selbstbewusstsein und Würde der Kund/-innen, zusätzlich werden auch das Haushaltsbudget entlastet und die Umwelt geschont.

Betreiberin mit viel Erfahrung.

Die „soogut“ gemeinnützige GmbH mit Sitz in St. Pölten/NÖ besitzt 20 Jahre Erfahrung und betreibt aktuell an nunmehr 13 fixen und mehreren mobilen Standorten Sozialmärkte – bisher ausschließlich im Osten Österreichs. Nun erfolgte mit dem Markt in Telfs die Expansion nach Tirol, wofür sich Geschäftsführer Wolfgang Brillmann bei der offiziellen Eröffnung am gestrigen Dienstagnachmittag bedankte: „Wir konnten mithilfe der Marktgemeinde Telfs, des Landes Tirol und unserer Vermieterfamilie Hribar-Zöhrer, die die Räumlichkeiten in Eigenregie hergerichtet hat, in kürzester Zeit diesen neuen Sozialmarkt aus dem Boden stampfen und damit künftig den Bedarf auch hier lindern. Herzlichen Dank dafür!“

Bedarf ist da.

Mit einem Gemeinderatsbeschluss und einer Anschubfinanzierung in Höhe von 30.000,- Euro unterstützt die Marktgemeinde die Ansiedelung des Sozialmarktes. „Rund 15 bis 18 Prozent unserer Mitbürger/-innen sind armutsgefährdet. Bei einem Einzugsgebiet von ca. 30.000 Menschen in der Region Telfs ergibt das etwa 5.000 Leute und damit potenzielle Kund/-innen für dieses neue Geschäft“, rechnete Bgm. Christian Härting den Bedarf vor. Er betonte, dass man in Telfs mit sozialer Infrastruktur bereits bisher sehr gut aufgestellt sei: „Mit dem Sozial- und Gesundheitssprengel, dem Kleiderladen des Roten Kreuzes, der Lebensmittel-Ausgabe der Vinzenzgemeinschaft Telfs und dem Unterstützungsverein ‚Telfer helfen Telfern‘ haben wir ein dichtes soziales Auffangnetz in unserer Gemeinde. Dieser Laden ist eine weitere wichtige Einrichtung zur richtigen Zeit, wenn man bedenkt, dass gerade Lebensmittel um bis zu 50, 60 Prozent teurer geworden sind.“ Der Gemeindechef bedankte sich beim gemeinderätlichen Sozialausschuss unter Obfrau GV Silvia Schaller sowie bei den beiden Filialleiterinnen des soogut-Marktes GR Alexandra Lobenwein und Katharina Hagele mit Blumen.

Rahmenbedingungen schaffen.

Ebenfalls mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 30.000,- Euro fördert das Land Tirol die Etablierung dieses Sozialmarktes. „Ich freue mich sehr über die Eröffnung. Gerade angesichts der steigenden Preise können sich viele Menschen mit einem geringen Einkommen Lebensmittel und andere Alltagsgüter nur mehr schwer leisten. Im neuen „soogut“-Sozialmarkt in Telfs kann nicht nur preiswert und ressourcenschonend Gutes erworben werden, sondern es wird damit auch Gutes getan: So unterstützt der Sozialmarkt Menschen in Not und stellt einen Ort des offenen und wertschätzenden Miteinanders dar. Es ist dies ein idealer, zentraler Ort, um niederschwellig einzukaufen. Hier muss sich niemand verstecken“, lobte die ebenfalls anwesende Soziallandesrätin Eva Pawlata in ihren Begrüßungsworten die Standortwahl.

Wer darf bei soogut einkaufen?

Menschen, die über einen soogut-Einkaufspass verfügen, können im Sozialmarkt von Montag bis Freitag, 10 bis 15 Uhr, einkaufen. Die Bezugsberechtigung im Geschäft ist an die jeweils gültigen Einkommensgrenzen an der Armutsgefährdungsschwelle gebunden. Unter Vorlage der entsprechenden Nachweise kann der Einkaufspass kostenlos im Sozialmarkt beantragt werden, gültig für ein Jahr ab Ausstellungsdatum. Die Einkommensgrenzen liegen mit Stand Oktober 2023 für einen Einpersonenhaushalt bei 1.392,- Euro, für einen Zweipersonenhaushalt bei 2.088,-. Für jedes Kind unter 14 Jahren im Haushalt: plus 418,-, für jede weitere erwachsene Person und Kinder über 14 Jahren im Haushalt: plus EUR 696,-. Menschen, die Zivil- oder Präsenzdienst oder ein freiwilliges soziales Jahr leisten, Studierende, Schüler/-innen (mit gültigem Ausweis) und Lehrlinge können ohne Einkaufspass einkaufen.

Benötigte Unterlagen:

  • Einkommensnachweise aller im Haushalt lebender Menschen (Lohn- oder AMS-Bestätigung, Pensions- oder Mindestsicherungsbescheid)
  • Aktueller Meldenachweis (soogut hat eigene Meldenachweise, erhältlich im Geschäft oder auf www.soogut.at)
  • Lichtbildausweis der einkaufenden Person
  • Aktuelles Foto
Unterstützung gefragt.

Die soogut-GmbH ist aktuell noch auf der Suche nach engagierten freiwilligen Helfer/-innen. Die Aufgaben reichen von der Abholung der Warenspenden bei Handelsfilialen, örtlichen Betrieben und Produktionsstätten bis zur sorgfältigen Kontrolle, Sortierung und Vorbereitung der Produkte für den Verkauf. Darüber hinaus müssen die Regale bestückt, der Verkaufsraum betreut und die Kassa besetzt werden. Für die Aufgabe als Warenabholer ist ein Führerschein der Klasse B ausreichend, jedoch ist Erfahrung mit Fahren in einem Kleintransporter von Vorteil. Wer Interesse hat, sich im Sozialmarkt ehrenamtlich zu engagieren, kann sich unter Tel. 0676/88044-669 oder per Mail an telfs@soogut.at melden. Auch Warenspenden sind immer willkommen: Tel. 0676/88044-610 bzw. -662, warenbeschaffung@soogut.at.

Titelbild: Zentral und doch ein wenig in diskreter Lage befindet sich Tirols erster soogut-Sozialmarkt.

Foto: MG Telfs/Pichler