Der erste Schritt hin zur Umsetzung des Rechts auf Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes in Tirol ist mit dem Start der Kampagne „Wir sind elementar“ Anfang Oktober bereits in Umsetzung. Ziel der Kampagne ist es, in den kommenden Wochen und Monaten Personen für die Elementarpädagogik zu begeistern bzw. bestehendes Personal zu halten. Entsprechend des in der Regierungsklausur beschlossenen 10-Punkte-Maßnahmenplan wird bereits an den weiteren Maßnahmen intensiv gearbeitet: Koordinierungsstellen in den Tiroler Bezirken etablieren und Erhalter entlasten.
Die Koordinierungsstellen in den Bezirken sollen in den jeweiligen Planungsverbänden angesiedelt werden und stellen das Bindeglied zwischen Eltern und Gemeinden dar. Gemeinsam mit den Gemeinden soll auch eine neue digitale Anmelde- und Bedarfserhebungsplattform auf Schiene gebracht werden – diese soll künftig eine effizientere Zuweisung von Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplätze garantieren, auch um notwendige Erweiterungen frühzeitig zu identifizieren. „Die Gemeinden sind in die Umsetzung bestmöglich einzubinden“, ist Bildungslandesrätin Cornelia Hagele überzeugt und lädt daher alle BürgermeisterInnen zum Austausch rund um die aktuelle Situation der Kinderbildung und Kinderbetreuung in den jeweiligen Bezirken ein. Den Start der BürgermeisterInnenkonferenzen machte gestern, Mittwoch, der Bezirk Innsbruck-Land. Weitere Termine in allen Tiroler Bezirken folgen in den kommenden Wochen.
„Um das Recht auf Kinderbildung und Kinderbetreuung umsetzen zu können, müssen wir neben der finanziellen Unterstützung, vor allem was den Verwaltungsaufwand betrifft, flexiblere und effizientere Rahmenbedingungen für die Erhalter der Einrichtungen schaffen. Darüber hinaus muss es uns gelingen, vernetzter zu denken und mit gemeindeübergreifenden Kooperationen den Bedarf für eine ganztägige und ganzjährige Kinderbildung und Kinderbetreuung sicherzustellen. Mit den geplanten Koordinierungsstellen und einer digitalen Anmeldeplattform zur Bedarfsermittlung in den Bezirken sowie dem Ausbau der Tageselternstrukturen wollen wir spürbare Erleichterungen für die Gemeinden schaffen“, betont LRin Hagele.
Digitale Plattform soll Anmeldung erleichtern.
Als öffentliche Erhalter von Kinderbildungseinrichtungen sind die Gemeinden angehalten, ein ganztägiges und ganzjähriges Angebot an Betreuungsplätzen in einem solchen Ausmaß zu gewährleisten, dass eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine Bildungsmöglichkeit für alle Kinder gegeben ist. Dies kann auch im Rahmen von Gemeindekooperationen oder in Kooperation mit privaten Erhaltern erfolgen. Dabei werden die Gemeinden unter anderem als Erhalter der Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen vonseiten des Landes künftig mit insgesamt rund 170 Millionen Euro an Förderungen unterstützt. Zur Umsetzung des Rechts auf Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes stehen weitere 50 Millionen Euro zur Verfügung. Wie die Umsetzung des künftigen Anspruchs auf einen Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes in der Praxis aussieht, wird gemeinsam mit den Gemeinden bei den BürgermeisterInnenkonferenzen besprochen. In einem wegweisenden Schritt zur Verbesserung der Vermittlung und des Zugangs zu Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplätzen wird in Tirol eine innovative digitale Anmeldeplattform eingeführt. Dies ermöglicht eine bedarfsgerechte regionale Abwicklung.
Pilot-Bezirke für Koordinierungsstellen.
Zudem wird durch die Koordinierungsstellen das Platzangebot individualisiert koordiniert, weshalb diese eine entscheidende Rolle in der Vermittlung von Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplätzen einnehmen. Mittels einer finanziellen Unterstützung seitens des Landes für Koordinierungsstellen, zusätzlich zur Personalkostenförderung, soll der Ausbau und weitere Fördermaßnahmen ermöglicht werden. Diese Initiative zielt darauf ab, den Bedarf an Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplätzen effektiv und bedarfsgerecht zu decken, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Tirol zu stärken. Um die langfristige Umsetzung solcher Koordinierungsstellen in den Bezirken zu gewährleisten, werden diese ab dem Betreuungsjahr 2024/25 in bis zu drei Pilotregionen in Tirol erprobt. Zur weiteren Erleichterung des Verwaltungsaufwandes für die Gemeinden wird zudem die Kinderbetreuungsanwendung KIBET adaptiert, Informationen für die Erhalter übersichtlicher und benutzerfreundlicher gestaltet und die Abwicklung der Fördermaßnahmen vonseiten des Landes vereinfacht werden.
Ausbau von Tageselternstrukturen und gemeindeübergreifenden Kooperationen.
Im Betreuungsjahr 2022/23 betreuten rund 5.860 ElementarpädagogInnen und Assistenzkräfte in Tirol insgesamt über 41.300 Kinder unter 15 Jahren. Im Bezirk Imst stehen 114, in Innsbruck 207, in Innsbruck-Land 285, in Kitzbühel 79, im Bezirk Kufstein 168, in Landeck 99, in Osttirol 87, im Bezirk Reutte 58 und in Schwaz insgesamt 138 Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung. Aufgeteilt auf die verschiedenen Einrichtungsbereiche gibt es in Tirol: 484 Kindergärten, 310 Kinderkrippen, 114 Horte, 16 Kinderspielgruppen, 133 Tageseltern für eine Tagesbetreuung sowie 178 Ganztagsschulen. Landesweit verfügen 266 der 277 Tiroler Gemeinden über einen Kindergarten – das entspricht einem Anteil von 96 Prozent. Die 100 Tiroler Gemeinden mit mehr als 2.000 EinwohnerInnen sind momentan sogar bereits zu 100 Prozent mit Kindergärten, zu 95 Prozent mit Kinderkrippen und zu rund 60 Prozent mit Horten ausgestattet.
Während in Tirol damit bereits ein breitgefächertes Betreuungsangebot für Kinder ab drei Jahren zur Verfügung steht, liegt der Zukunftsfokus auf der frühkindlichen Bildung und Betreuung, Öffnungszeiten und erweiterter Ferien- und Nachmittagsbetreuung. „Vor allem in den Ferienzeiten werden bereits vermehrt gemeindeübergreifende Kooperationen zwischen den Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen genutzt, um Betreuungsplätze angepasst an den aktuellen Bedarf und ressourcenschonend zur Verfügung zu stellen. Ergänzend gilt es, Spitzen in der Nachfrage von Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplätzen durch Verbesserungen in den Tageselternstrukturen besser abzufedern, wofür wir die Ausbildungsmöglichkeiten für Tageseltern erweitern“, sagt LRin Hagele.
Titelbild: LRin Hagele: „Um das Recht auf Kinderbildung und Kinderbetreuung umsetzen zu können, müssen wir neben der finanziellen Unterstützung, vor allem was den Verwaltungsaufwand betrifft, flexiblere und effizientere Rahmenbedingungen für die Erhalter der Einrichtungen schaffen.“
Foto: Land Tirol/Krepper