Psychologisches Gespräch in Oberland DABEI

Welttag für psychische Gesundheit: Auch für Angehörige gibt es Unterstützung

Am Dienstag, 10. Oktober, findet der Welttag für psychische Gesundheit statt. Soziallandesrätin Eva Pawlata und Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele verweisen zu diesem Anlass auf einen Aspekt, der dabei nicht vergessen werden darf: Befinden sich Menschen in psychischen Krisen oder leiden an einer psychischen Erkrankung, stellt dies meist auch für das nähere Umfeld der Betroffenen eine einschneidende Veränderung dar. Unterstützung finden Angehörige psychisch erkrankter Menschen in Tirol beim Verein HPE-Tirol, der im Vorjahr über 100 Beratungen durchführte. Daneben organisiert HPE auch Selbsthilfegruppen für Angehörige und stellt diverse Informationsmaterialien zur Verfügung. Eine Übersicht über das tirolweite Hilfs- und Unterstützungsangebot im psychosozialen Bereich finden Betroffene und Angehörige auf der Website des Landes unter „psychosoziale Angebote“.

„Angehörige möchten den nahestehenden Personen meist helfen oder sie dazu bringen, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. In einigen Fällen kann auch rasche Erste Hilfe notwendig sein. Der Umgang und der Alltag mit Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, kann sehr herausfordernd sein. Für Angehörige ist es daher essentiell, einer eigenen Überforderung vorzubeugen. Hier kann es helfen, sich über die Erkrankung zu informieren, sich mit anderen Angehörigen auszutauschen und von professionellen Helferinnen und Helfern beraten zu lassen, wie es beim Verein HPE-Tirol möglich ist“, erklärt LRin Hagele. „Sich Hilfe zu holen, ist ein Zeichen von Stärke – das gilt auch für die Familie, für Angehörige und weitere Bezugspersonen von Menschen mit psychischen Belastungen und Erkrankungen. Psychische Leiden stehen nicht für sich alleine, sondern in steter Wechselwirkung mit der sozialen Lebenswelt, weshalb auch von der ‚psychosozialen‘ Gesundheit gesprochen wird. Angehörige können Betroffene unterstützen, indem sie einfühlsam und verständnisvoll sind. Es ist jedoch wesentlich, dass sie dabei auf sich selbst Acht geben und bewusst Grenzen setzen, um ihre eigene Gesundheit nicht zu gefährden“, führt LRin Pawlata aus.

Beratungen nach dem Motto: „Hab Vertrauen und schau auch auf dich!“

Zum Beratungsangebot von HPE-Tirol gehören Einzelberatungen durch erfahrene Angehörige der HPE-Tirol. Sie bieten ehrenamtlich telefonische und persönliche Gespräche an. Für HPE-Mitglieder sind die Beratungen kostenlos. Darüber hinaus können Beratungen mit professionellen BeraterInnen der HPE Österreich in Anspruch genommen werden. Die Möglichkeit der Online-Beratung richtet sich an Angehörige, die sich lieber schriftlich beraten lassen möchten oder eine persönliche Beratung nicht in Anspruch nehmen können.

„Angehörige nehmen häufig schneller und intensiver als Betroffene selbst wahr, dass sich etwas Gravierendes im Verhalten verändert hat. Die Erfahrung zeigt, dass im Unterschied zu den Betroffenen Angehörige schneller und leichter beratende Hilfe in Anspruch nehmen. Wir kennen die Situation von Angehörigen von Menschen mit psychischen Erkrankungen, denn wir haben diese auch so erlebt. Wir verstehen, warum und wie die Angehörigen reagieren. Ihre Gefühle sind häufig Unverständnis, Ohnmacht, Wut und Angst – eine normale Reaktion auf eine nicht normale, herausfordernde Situation. Wir können am eigenen Beispiel zeigen, dass es sich lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben. Wir wollen Mut machen, auch auf sich zu schauen. So helfen wir nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Betroffenen. Unser Motto in der Beratung: ‚Hab Vertrauen und schau auch auf dich!‘“, beschreibt die Obfrau von HPE-Tirol Loisi Wallner.

Kinder und Jugendliche als Angehörige psychisch erkrankter Menschen.

Leidet ein Elternteil an psychischen Belastungen oder einer psychischen Erkrankung kann dies insbesondere das Leben der Kinder und Jugendlichen in der Familie auf den Kopf stellen. Mit dem Projekt #visible, das HPE Österreich gemeinsam mit pro mente Oberösterreich und JoJo Salzburg umsetzt, soll das Thema sichtbar gemacht werden. Das österreichweite Projekt umfasst unter anderem eine Onlineplattform für betroffene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie eine Onlineberatung. Auch in der Informationsbroschüre „veRRückte Kindheit“ widmet sich HPE Kindern und Jugendlichen psychisch erkrankter Eltern: informiert über den Umgang mit der Situation, führt Erfahrungsberichte an und listet Hilfsangebote auf. In Tirol bietet daneben das Projekt „Schattenstürmer“ von RAINBOWS-Tirol Unterstützung bei der psychischen Erkrankung eines Elternteils.

Psychosoziales Hilfs- und Unterstützungsangebot in Tirol.

Als erste Anlaufstellen für Menschen, die sich in psychischen Ausnahmesituationen befinden, sowie deren Angehörige fungieren in Tirol der Psychosoziale Krisendienst und die Psychosozialen Zentren. Sie koordinieren auch die Vermittlung an weiterführende Hilfs- und Unterstützungsangebote. Der Psychosoziale Krisendienst bietet unter der Nummer 0800 400 120 kostenlose telefonische Beratung an und verfügt auch über einen mobilen Dienst. Die insgesamt fünf Psychosozialen Zentren in Innsbruck, Imst, Reutte, Wörgl und Lienz (050 500) unterstützen von der Suche nach geeigneten Hilfen bis hin zur Eingliederung in psychosoziale Angebote. Einen Überblick über alle psychosoziale Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten in Tirol liefert die Website www.tirol.gv.at/psychosozialeangebote.

Titelbild: Erste Anlaufstelle für Menschen, die sich in psychischen Ausnahmesituationen befinden, sowie deren Angehörige, sind der Psychosoziale Krisendienst und die Psychosozialen Zentren. Der Verein HPE-Tirol organisiert darüber hinaus Selbsthilfegruppen für Angehörige von psychisch Erkrankten.

Foto: Pixabay/rc-respect