Rund 100 Rotkreuz-Mitarbeiter:innen, 30 Spezialist:innen im Feldspital, Notärzt:innen, weitere 100 Einsatzkräfte anderer Einsatzorganisationen und 200 Personen, die als Figurant:innen für eine realitätsnahe Übungsatmosphäre gesorgt haben: Es war ein Großaufgebot an Einsatzkräften anlässlich der diesjährigen Katastrophenschutzübung des Roten Kreuzes Tirol. Erfreuliches Fazit nach zwei intensiven Übungstagen: Tirols Katastrophenhelfer:innen sind gerüstet für den Einsatz.
In nur zwei Tagen war ein Altenheim zu evakuieren und zahlreiche Verletzte nach Verkehrsunfällen, Parties und einer Hausbesetzung zu versorgen. Muren gingen ab, Hänge kamen ins Rutschen, Überschwemmungen und Blitzeinschläge lösten Panik aus und hielten die Einsatzkräfte auf Trab. Und am Ende dieser Unglückskette musste auch noch ein Flugzeug notlanden, die zum Teil schwer verletzten Passagiere waren auf schnellstem Weg sanitätstechnisch zu versorgen. Was wie ein Katastrophenfilm klingt, bei dem man hofft, dass er nie Realität wird, beschreibt die Szenarien der diesjährigen Katastrophenschutzübung des Roten Kreuzes Tirol, die gleichzeitig auch die praktische Ausbildung der Mitarbeiter:innen ist, die heuer zu Katastrophenhelfer:innen ausgebildet wurden.
Katastrophenhelfer:innen: verlässlich für die Menschen da.
Das Rote Kreuz bildet jedes Jahr rund 100 Katastrophenhelfer:innen aus, die ihre theoretischen Kenntnisse dann im Zuge einer Großübung in die Praxis umsetzen. Diese Übung organisiert das Landesrettungskommando Tirol in Zusammenarbeit mit einer Bezirksstelle des Roten Kreuzes, heuer mit der Bezirksstelle Innsbruck. Schauplatz der Übung: Am Fuße des Patscherkofels, in Igls und Umgebung. Zwölf unterschiedliche Szenarien waren von den Katastrophenhelfer:innen zu gewältigen, darunter Nachtszenarien und das großangelegte Abschlussszenario, bei dem die Übungsannahme ein notgelandetes Flugzeug war. „Wir achten darauf, dass die Szenarien komplex sind, aber dennoch so ausgearbeitet werden, dass sie Bezug zur jeweiligen örtlichen Gegebenheit haben. Heuer haben wir zudem ein Augenmerk auf Notsituationen in Zusammenhang mit Unwetterereignissen gelegt“, sagt Martin Dablander, Landesrettungskommandant des Roten Kreuzes Tirol, der gemeinsam mit seinem Team für die Durchführung der Übung verantwortlich ist. Am Ende der zwei Übungstage zieht er eine erfreuliche Bilanz: „Unsere Einsatzkräfte sind gut auf die Bewältigung großer Schadensereignisse vorbereitet, hoch motiviert, arbeiten gut im Team zusammen und werden in jedem Fall verlässlich für die Bevölkerung da sein, wenn die Katastrophe einmal keine Übung, sondern Realität ist“.
Internationales Feldspital als Teil der Übung: unerlässlich im Katastrophenfall.
Ohne die Unterstützung durch eine Bezirksstelle sind Großübungen wie diese kaum durchzuführen. Im heurigen Jahr unterstützte die Bezirksstelle Innsbruck mit ihrem Know-How und ihrer Erfahrung in der Katastrophenhilfe und hat so zum Gelingen der Übung beigetragen. Auch Bezirksrettungskommandant Christian Schneider ist zufrieden: „Mit den unterschiedlichen Szenarien ist es uns gelungen, den jungen Katastrophenhelfer:innen verschiedene Herausforderungen in einer Katastrophensituation vor Augen zu führen. Ein besonderer Lerneffekt waren dabei jene Szenarien, bei denen nicht die medizinische Versorgung von Patient:innen, sondern die Betreuung der betroffenen Bevölkerung, wie zum Beispiel bei der Evakuierung eines Altenheimes, im Vordergrund standen“.
Zudem wurde heuer ein Feldspital in die Übung integriert. Schneider, der auch stellvertretender Bundeskoordinator dieses Feldspitales ist, hat ein Team aus Ärzt:innen, Hebammen, diplomiertem Personal, Sanitäter:innen und Techniker:innen aus ganz Österreich eingeladen, denn: „um in Katastrophen zerstörte, medizinische Einrichtungen ersetzen zu können, sind Teams wie unser Feldspital unersetzlich. Dass wir die internationale Einheit auch bei dieser Übung in den Einsatz gebracht haben, ist sowohl für die Ausbildung der lokalen Einsatzkräfte, als auch für das Feldspital-Team ein wichtiger Beitrag, um für den Ernstfall optimal vorbereitet zu sein“, sagt Schneider.
Zusammenarbeit der Kräfte: ausschlaggebend für den Einsatzerfolg.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Bewältigung von Großeinsätzen ist die Zusammenarbeit aller Einsatzorganisationen. „Das beginnt damit, dass jede/r weiß, was die Aufgaben der jeweils anderen Einsatzorganisation sind. Die Hilfsabläufe sind gut aufeinander abzustimmen. Hilfe muss koordiniert und organisiert erfolgen, um wirksam zu sein“, erklärt Martin Dablander. Umso wichtiger ist es bei Übungen, die Schnittstellen zwischen Einsatzorganisationen bewusst zu trainieren und das Verständnis für die Arbeitsweise der jeweils anderen Organisation zu schärfen. Dablander: „Unser Dank richtet sich an die Kolleg:innen aller befreundeten Einsatzorganisationen, den Feuerwehren, der Exekutive, der Cobra sowie der Berg- und Wasserrettung, dass sie heuer Teil der Übung gewesen sind. So konnten wir beide Übungsziele erreichen: die Versorgung von vielen Patient:innen nach Großereignissen und die Zusammenarbeit aller beteiligten Kräfte“, freut sich Dablander.
Der Landesrettungskommandant zieht demnach ein positives Resümee, weiß aber auch, dass Übungen da sind, um sich laufend zu verbessern. So wird ein Fokus in Zukunft darauf liegen, die Sanitäter:innen noch stärker in Richtung der Betreuungs- und Versorgungseinsätze zu trainieren.
Resümee: Erfolg hat viele Hände.
Es sind viele Arbeitsstunden von vielen Menschen über mehrere Monate, die in die Planung, Organisation und Umsetzung einer Großübung zu investieren sind. Vielen ist es ein Herzensanliegen, dass solche Übungen stattfinden und erfolgreich umgesetzt werden. Landesrettungskommandant Dablander: „Besonderer Dank gilt meinem Team im Landesrettungskommando und allen Mitarbeiter:innen im Bezirksrettungskommando Innsbruck. Der Dank gilt den Figurant:innen, Schminker:innen, dem Küchenteam und den Techniker:innen, die für die Rahmenbedingungen sorgen. Besonderer Dank gilt allen Teilnehmer:innen, die sich auf diese herausfordernde Übung einlassen, weiterlernen und ihre Fähigkeiten verbessern wollen und dafür ihre Freizeit investieren. Und der Dank gilt der Stadt Innsbruck und den Gemeinden des östlichen Mittelgebirges, wo wir zu Gast sein durften“, drückt Martin Dablander allen Beteiligten seine Dankbarkeit aus.
Titelbild: Bei der Ausarbeitung der Szenarien wird auf die örtlichen Gegebenheiten Bezug genommen. So können rund 100 Katastrophenhelfer:innen realitätsnah üben.
Foto: Daniel Liebl