Wien, 13.9.2023 (KAP) Die Österreichische Bischofskonferenz hat am Mittwoch die Kirchenstatistik für das Jahr 2022 veröffentlicht, die somit früher als bisher vorliegt. Die neuen Daten bestätigen, dass die Katholikenzahl in Österreich im letzten Jahr leicht zurückgegangen ist, insgesamt bleibt die Anzahl aber weitgehend stabil. Demnach gab es mit Stichtag 31. Dezember 2022 in Österreich 4,73 Millionen Katholikinnen und Katholiken. 2021 waren es laut amtlicher Kirchenstatistik 4,83 Millionen (2022: 4.733.085; 2021: 4.827.683). Das entspricht einem Rückgang von 1,96 Prozent. Ein Grund dafür sind gestiegene Kirchenaustritte im vergangenen Jahr: 2022 traten insgesamt 90.975 Personen aus der Katholischen Kirche aus. Allerdings ist die Zahl der Wiedereintritte, Taufen und Hochzeiten gestiegen.
Demnach wurden im letzten Jahr 4.771 Personen in die Kirche wieder oder neu aufgenommen. Das ist mehr als 2021 (4.520) und 2020 (4.068). Zur Zahl an Personen, die der katholischen Kirche beitreten, müssen auch jene hinzugezählt werden, die sich im Erwachsenenalter (ab 14 Jahren) taufen lassen. Hier weist die amtliche Statistik für 2022 226 Erwachsenentaufen aus, 2021 waren es 287 Taufen, 2020 lag die Zahl bei 417.
634 Personen machten zudem 2022 von ihrem Recht auf Widerruf Gebrauch. Damit sind Menschen gemeint, die zunächst ihren Austritt erklärt hatten, nach einem Kontakt mit kirchlichen Verantwortlichen und innerhalb einer Dreimonatsfrist aber wieder Abstand von diesem Schritt nahmen. Die Zahl der Widerrufe ist gegenüber den Vorjahren deutlich gestiegen. 2021 konnte die Kirche 552 Widerrufe verzeichnen, 2020 waren es 461.
Die Zahl der Kirchenaustritte hat 2022 gegenüber den Jahren davor deutlich zugelegt. 2021 waren 72.222 Personen aus der katholischen Kirche ausgetreten, 2020 waren es 58.727. Maßgebliche Faktoren für den leichten Rückgang der Katholikenzahl sind jedoch nicht nur das Verhältnis von Austritten zu Kircheneintritten, sondern vor allem auch von Taufen zu Sterbefällen und von Zuzügen zu Wegzügen.
Für die aktuell hohen Austrittszahlen dürften bei vielen Menschen eine Distanz zur Kirche ausschlaggebend sein, die durch die Pandemie in den vergangenen Jahren größer geworden ist. Laut Angaben aus den Diözesen sei dieser Trend im letzten Jahr durch die angespannte wirtschaftliche Gesamtlage noch verstärkt worden.
Die Österreichische Bischofskonferenz hat bei ihrer letzten Frühjahrsvollversammlung beschlossen, den Modus der Veröffentlichung der statistischen Kirchendaten zu modifizieren. Künftig werden nicht mehr zu Jahresbeginn vorläufige Zahlen veröffentlicht, sondern immer rund um den Beginn des Schul- bzw. Arbeitsjahres – also Anfang/Mitte September – die bereits amtlichen Zahlen (auch die Finanzzahlen) für das Vorjahr. Damit haben die Daten auch mehr Aussagekraft.
Steigerungen bei Taufen und Trauungen
Die Zahl der Taufen lag 2022 bei 45.706. Das ist eine leichte Steigerung gegenüber 2021 (45.541). 2020 waren es coronabedingt nur 32.521. 2021 wurden wohl viele Taufen nachgeholt, die in der Pandemie nicht möglich waren. 2022 dürfte der Nachzieheffekt schon deutlich geringer ausgefallen sein. In den Jahren vor Corona war die Gesamtzahl der Taufen – auch in Anbetracht der demografischen Entwicklung – relativ stabil: 2019: 44.977, 2018: 47.312, 2017: 48.990, 2016: 49.018, 2015: 48.587.
Einen gewissen coronabedingten „Nachzieheffekt“ dürfte es auch 2022 nochmals bei den kirchlichen Trauungen gegeben haben. Die amtliche Statistik weist für das Vorjahr 9.503 Trauungen aus. 2021 waren es 6.674 Trauungen, 2020 nur 3.595. Der Wert von 2022 liegt – unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung – in etwa im Trend der Jahre vor Corona. (2019: 9.842, 2018: 11.155, 2017: 10.808, 2016: 11.313, 2015: 11.494.)
Erstkommunionen und Firmungen im langjährigen Trend
2022 konnten 46.728 Erstkommunionen verzeichnet werden. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber 2021 (51.221). Allerdings wurden 2021 sehr viele Erstkommunionen nachgeholt, die pandemiebedingt 2020 nicht möglich waren. 2020 betrug die Zahl nur 37.253. Die Vor-Corona-Zahlen: 2019 gab es 48.405 Erstkommunionen, 2018 war es 48.072. Die Zahlen sind über einen längeren Zeitraum betrachtet tendenziell rückläufig, was vorrangig auf demografische Gründe zurückzuführen ist. (2017: 48.734, 2016: 49.423, 2015: 50.183). In diesen Trend reihen sich auch die Zahlen von 2022 ein.
Was für die Erstkommunionen gilt, gilt auch für die Firmungen. 2022 gab es 41.204 Firmungen. 2021 waren es 45.537, 2020 nur 26.625. Die Vor-Corona-Zahlen: 2019 gab es 42.861 Firmungen (2018: 45.946. 2017: 44.839, 2016: 47.675, 2015: 47.146).
Stabile Zahlen bei Begräbnissen
Die Zahl der kirchlichen Begräbnisse betrug 2022 54.525. Das ist etwas mehr als 2021 (54.358) und etwas weniger als 2020 (54.621). Die Zahl der kirchlichen Begräbnisse ist über die Jahre betrachtet stabil: 2019: 51.334, 2018: 52.484, 2017: 53.846, 2016: 52.358, 2015: 54.929.
Priester, Diakone, Ordensleute
Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester betrug 2022 laut der amtlichen Kirchenstatistik 3.403. Damit ist die Zahl gegenüber 2021 (3.425) leicht zurückgegangen. Insgesamt zeigt sich in den vergangenen Jahren bei den Priestern aber eine relativ stabile Situation. (2020: 3.548, 2019: 3.689, 2018: 3.783, 2017: 3.857, 2016: 3.920, 2015: 3.944)
Die aktuelle Gesamtzahl für 2022 setzt sich aus 1.692 Diözesanpriestern, 485 ausländischen Priestern und 1.226 Ordenspriestern zusammen. Die Zahl der Diözesanpriester ist damit wieder leicht zurückgegangen (2021: 1.740, 2020: 1.786), die Zahl der ausländischen Priester leicht gestiegen (2021: 441, 2020: 437). Auch die Zahl der Ordenspriester ist leicht gesunken (2021: 1.244, 2020: 1.326).
Zu den angeführten Zahlen kommen noch weitere 145 Diözesanpriester aus Österreich, die in anderen Ländern der Welt ihren priesterlichen Dienst versehen. Diese Zahl ist recht konstant (2021: 148, 2020: 146).
Ständige Diakone auf Höchststand
Gestiegen ist die Zahl der Ständigen Diakone, von denen die amtliche Statistik für 2022 767 aufweist (2021: 742, 2020 752, 2019: 744, 2018:750, 2017: 712, 2016: 719, 2015: 688). Damit gab es in Österreich noch nie so viele Ständige Diakone wie 2022.
Weniger Ordensmänner und -frauen
Die Zahl der Ordensbrüder ist mit 359 im Vergleich zu 2021 (366) leicht zurückgegangen (2020: 383, 2019: 386, 2018: 403, 2017: 462, 2016: 455, 2015: 470). Aus den vorliegenden Daten für 2022 ergibt sich daher, dass die Zahl der Ordensmänner in Österreich – dazu zählen Ordensbrüder und Ordenspriester – beständig abnimmt (2022: 1.585, 2021: 1.610, 2020: 1.708, 2019: 1.753, 2018: 1.814, 2017: 1.920, 2016: 1.970).
Für die Ordensfrauen in Österreich weist die amtliche Statistik 2022 2.828 Schwestern aus. Die Zahl der Ordensfrauen in Österreich nimmt seit Jahren leicht aber stetig ab (2021: 3.008, 2020: 3.088, 2019: 3.359, 2018: 3.453, 2017: 3.600, 2016: 3.715, 2015: 3.882, 2014: 4.073, 2013: 4.241, 2012: 4.359).
Die statistische Auswertung zu den Ordensangehörigen ist jedoch mit Vorbehalt zu betrachten, da sich Ordensprovinzen oft über mehrere Länder erstrecken, und die Zuordnung einzelner Ordensmitglieder zu bestimmten Ländern nicht einfach ist.
Hauptamtliche Laien im pastoralen Dienst
1.414 Frauen und Männer – hauptamtliche Laien – waren 2022 im pastoralen Dienst der Kirche tätig. Das ist ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2021 (1.473). Die Zahl ist aber über die Jahre recht stabil (2020: 1.455, 2019: 1.436). Zu den hauptamtlich Mitarbeitenden in der Seelsorge fallen etwa Pastoralassistentinnen und -assistenten, Gemeindeleiter oder auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in speziellen Berufsfeldern wie der Krankenhausseelsorge. Insgesamt gibt es eine deutliche Mehrheit der Frauen in den betreffenden Berufsfeldern. 844 Frauen stehen 570 Männer gegenüber.
Im Detail ergibt sich für 2022 folgendes Bild: Diözese Eisenstadt: 21 Frauen und 13 Männer; Feldkirch: 42 Frauen und 26 Männer; Graz-Seckau: 108 Frauen und 68 Männer; Diözese Gurk: 59 Frauen und 33 Männer; Diözese Innsbruck: 105 Frauen und 62 Männer; Diözese Linz: 241 Frauen und 128 Männer; Erzdiözese Salzburg: 74 Frauen und 83 Männer; Diözese St. Pölten: 67 Frauen und 53 Männer; Erzdiözese Wien: 127 Frauen und 104 Männer.
Ehrenamtliches Engagement
In der Statistik ausgewiesen ist auch das ehrenamtliche Engagement in der Vorbereitung auf die Sakramente. Die Statistik verzeichnet für 2002 11.562 Begleiterinnen und Begleiter bei der Erstkommunion. Das sind deutlich mehr als 2021, als 10.694 gezählt wurden (2020: 11.160, 2019: 14.630, 2018: 14.415, 2017: 14.427, 2016: 14.665, 2015: 14.754).
Bei den Firmhelferinnen und Firmhelfern gab es hingegen einen Rückgang: 2022 waren es 6.813, im Jahr davor 7.265 (2020: 6.407; 2019: 7.987, 2018: 8.730, 2017: 8.762, 2016: 8.683, 2015: 8.982).
Stabile Seelsorgestrukturen
Von Stabilität geprägt ist das österreichweit nach wie vor sehr dichte Netz von Pfarrgemeinden: Die Statistik für 2022 weist insgesamt 4.286 Pfarren und sonstige kirchliche Seelsorgestellen aus (2021: 4.285, 2020: 4.292, 2019: 4.291, 2018: 4.298, 2017: 4.299, 2016: 4.314, 2015: 4.317), davon 3.038 Pfarren und 1.247 sonstige Seelsorgestellen.
Wieder mehr Gottesdienstteilnehmer
Zugenommen hat 2022 der Gottesdienstbesuch: An den beiden „Zählsonntagen“ wurden 309.000 bzw. 366.000 Gottesdienstteilnehmer gezählt. Das ist deutlich mehr als 2021 und 2020. Die beiden Jahre gelten coronabendingt jedoch als Ausnahmejahre (2021: 52.000 bzw. 281.000 Messbesucher, 2020 wurde nur ein erster Zählsonntag im Februar erfasst mit rund 395.000 Messbesuchern). Die Vor-Corona-Zahlen: 2019 wurden zwischen 497.000 und 533.000 Messbesucher gezählt, 2018 waren es zwischen 502.000 und 554.000. Im Vergleich dazu sind die Zahlen 2022 doch deutlich niedriger.
Katholikenzahlen der Diözese Innsbruck
Die am Mittwoch veröffentlichte amtliche Kirchenstatistik 2022 weist neben den österreichweiten Gesamtzahlen auch die Daten für die heimischen Diözesen im Einzelnen aus (Die Vergleichszahlen 2021 beziehen sich auf die amtliche Statistik der Österreichischen Bischofskonferenz):
Die Diözese Innsbruck zählte 2022 359.169 Katholiken (2021: 365.151). 6.004 Personen verließen die Kirche (2021: 5.076). Die Zahl der Eintritte belief sich 2021 auf 314 (2021: 373). 51 Personen widerriefen ihren Austritt (2021:35).
Die amtliche Kirchenstatistik 2022 ist veröffentlicht unter: www.katholisch.at/statistik
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