Geschätzt leben 12.000 Menschen in Tirol mit einer Demenzerkrankung. Was viele nicht wissen: Beeinflussbare Faktoren können das Risiko einer Demenz verringern oder hinauszögern. Das Land Tirol plant derzeit das Pilotprojekt „Integrierte Versorgung Demenz“: Dabei werden bis zu 100 Demenz-Betroffene nach der Diagnosestellung ein Jahr lang strukturiert begleitet. Zentrale Informationsdrehscheibe ist die Website der Koordinationsstelle Demenz Tirol.
In Tirol leben geschätzt mehr als 12.000 Menschen mit einer Demenzerkrankung. Mit steigender Lebenserwartung wird sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 voraussichtlich verdoppeln. Insgesamt gibt es über 100 verschiedene Formen von Demenz. Mit 60 Prozent ist die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form der Demenz. Durch die Veränderung von Nervenzellen oder Verbindungen von Nervenzellen im Gehirn werden auch bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten der betroffenen Menschen beeinträchtigt. Im Verlauf der Demenz-Erkrankung lassen meist Kurzzeitgedächtnis, Denkvermögen sowie sprachliche und motorische Fähigkeiten nach. Zudem können sich auch Persönlichkeitseigenschaften verändern. Dadurch lässt sich der Alltag für die Betroffenen oftmals nur mit Hilfe von An- und Zugehörigen bewältigen.
Das Land Tirol setzt gemeinsam mit den Sozialversicherungsträgern in Sachen Demenz auf die Integrierte Versorgung. Bei der letzten Sitzung der Landes-Zielsteuerungskommission vor wenigen Wochen stellte die am Landesinstitut für Integrierte Versorgung (LIV) Tirol etablierte Koordinationsstelle Demenz die Pläne zu dem Pilotprojekt „Integrierte Versorgung Demenz“ vor.
„Die Sensibilisierung für Symptome und Vorsorgemaßnahmen bei Demenzerkrankungen ist wesentlich, damit diese von Betroffenen und auch An- und Zugehörigen frühzeitig erkannt werden können. Viele Demenz-Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte oder Diabetes können behandelt und damit das Risiko einer Demenz frühzeitig reduziert oder verzögert werden“, betont Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele.
Vorsorge als wichtige Maßnahme gegen Demenz.
Das Risiko, an einer Form der Demenz zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu. In der Gruppe der 65- bis 69-Jährigen sind zwei von 100 Personen betroffen. Bei den über 90-Jährigen erkrankt mindestens einer von drei Menschen. Erste Anzeichen für eine beginnende Demenzerkrankung sind individuell und können verschiedene Bereiche des Lebens betreffen. Oft können die Betroffenen erste Symptome noch durch andere, gut erhaltene Fähigkeiten ausgleichen. Die Demenz kann sich dann langsam und vom Umfeld oftmals unbemerkt entwickeln. Man geht davon aus, dass bis zu 40 Prozent aller Alzheimer-Erkrankungen, der häufigsten Form der Demenz, sich auf beeinflussbare Risikofaktoren zurückführen lassen.
Eine frühzeitige Vorsorge kann somit helfen, diese Risikofaktoren zu reduzieren. Dazu zählt vor allem ausreichende körperliche Aktivität, das Einstellen von Rauchen, ein hoher Bildungsgrad beziehungsweise weiterhin geistig aktiv zu bleiben, soziales Eingebunden sein und positive soziale Beziehungen, eine ausgewogene Ernährung sowie die Behandlung kardiovaskulärer Risikofaktoren wie beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes oder hohes Cholesterin. Je früher mit diesen präventiven Maßnahmen begonnen wird, umso positiver für die Hirngesundheit.
Integriertes Versorgungsprogramm Demenz.
Das vom LIV Tirol initiierte Pilotprojekt „Integrierte Versorgung Demenz“ hat eine zwölfmonatige Begleitung von bis zu 100 Betroffenen in zunächst zwei Pilotregionen im Rahmen einer regionalen Demenzkoordination zum Ziel. Dabei sollen Menschen mit Demenz sowie deren An- und Zugehörige bedürfnisorientiert und individuell nach Diagnosestellung begleitet werden. Dazu gehören vielfältige Informationen rund um das Thema Demenz, der Aufbau eines regionalen Unterstützungsnetzwerks, die Koordination von Vorsorge- und Kontrollterminen sowie Hilfestellung bei diversen Anträgen. „Im Rahmen des Pilotprojektes wollen wir die erste Zeit nach der Diagnosestellung, die häufig für die Betroffenen selbst, aber auch für ihre Bezugspersonen mit einer außerordentlichen Belastung verbunden ist, durch gezielte und bedarfsorientierte Unterstützung erleichtern. Das Ziel ist es, die Betroffenen bei der weiteren Zukunftsplanung zu unterstützen und sie in der selbstbestimmten Lebensführung zu stärken“, erläutert Verena Bramböck, Leiterin der Koordinationsstelle Demenz, das geplante Pilotprojekt.
Die Koordinationsstelle Demenz des LIV Tirol bietet zudem über ihre Website www.demenz-tirol.at erste Informationen zum Thema Demenz sowie die Möglichkeit sich über Unterstützungsangebote in der eigenen Region zu informieren. Die Koordinationsstelle Demenz Tirol ist beauftragt, sich für ein gutes Leben mit Demenz in Tirol stark zu machen. Die Ziele und Aufgaben orientieren sich an den definierten Wirkungszielen der Österreichischen Demenzstrategie.
Leben mit Demenz im Fokus des zweiten Demenzsymposiums.
Die Koordinationsstelle Demenz am LIV Tirol arbeitet bereits seit 2017 eng mit den tirol kliniken und deren Initiative „Demenz braucht Kompetenz“ zusammen. Gemeinsam wurde dieses Jahr im Juni bereits das zweite Tiroler Demenzsymposium organisiert und erfolgreich veranstaltet. Dabei standen die Vernetzung, der Austausch und das Aufzeigen vielfältiger innovativer Angebote und Projekte im Fokus. Über 300 FachexpertInnen aus dem Pflege- und Betreuungsbereich erhielten gesundheits-, sozial- und gesellschaftspolitische Einblicke in das Thema Demenz sowie praxisnahe Unterstützungsangebote durch die tirol kliniken und die Koordinationsstelle Demenz Tirol. Im Zuge von Fachvorträgen, unter anderem zur Prävention demenzieller Erkrankungen, und bei Workshops erhielten die Teilnehmenden vertiefende Fortbildungsangebote – von Rechtsfragen über spielerisch-technische Aktivierungskonzepte und Musiktherapie bis hin zur angepassten Wohnraumgestaltung für Betroffene.
Titelbild: Das Risiko einer Demenz lässt sich anhand beeinflussbarer Faktoren verringern oder hinauszögern.
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