Pünktlich zur Abenddämmerung fand sich Landesrat René Zumtobel kürzlich in Zirl ein, um ein besonderes Schauspiel zu erleben: den Ausflug von mehr als 500 Wimperfledermäusen aus ihrer Kolonie in der Kapelle in Martinsbühel. Damit folgte der Naturschutzreferent der Einladung des Fledermausbeauftragten des Landes Tirol Anton Vorauer, sich die größte Fledermauskolonie in Tirol in diesem Jahr anzusehen – es handelt sich um über 500 Muttertiere mit ihren Jungen.
Seit 1997 gibt es in Tirol einen eigenen Fledermausbeauftragten, der vielfältige Aufgaben rund um die weit verbreiteten und doch meist unsichtbaren Säugetiere wahrnimmt: Er informiert die Bevölkerung und beantwortet Fragen, nimmt Findlinge und kranke Tiere auf und pflegt sie, kontrolliert bekannte Quartiere und beobachtet den Bestand. Auch dann, wenn neue Fledermauskolonien entdeckt werden oder Gebäude mit Fledermauskolonien saniert werden müssen, steht Vorauer mit Rat und Tat zur Seite. Nach der ersten flächendeckenden Bestandsaufnahme in den Jahren 1995 bis 1997 wurden die ersten Schutzmaßnahmen erarbeitet und umgesetzt. Bis heute folgten weitere Projekt – aktuell etwa das „Artenschutzprojekt Fledermäuse“ aus dem Jahr 2023. „Das Land Tirol betreibt schon seit rund 30 Jahren Fledermausschutz – dass sich das lohnt zeigt sich auch an den Zahlen. Seit der Erstkartierung in den 90er Jahren ist beispielsweise die von mir besichtigte Martinsbühel-Kolonie um das Fünffache – von rund 100 auf über 500 Tiere – gewachsen. Für mich war es jedenfalls ein beeindruckendes Erlebnis, die Fledermäuse zur nächtlichen Jagd ausfliegen zu sehen“, so LR Zumtobel.
Anton Vorauer erklärt: „Grundsätzlich geht es den meisten Fledermäusen in Tirol in Bezug auf den Quartierschutz recht gut und die Bestände entwickeln sich zufriedenstellend. Trotzdem muss gerade hinsichtlich des Erhalts ihres Lebensraums weiterhin viel getan werden, damit diese Tiere erhalten bleiben. Kleinste Veränderungen in der Landwirtschaft, im Klima oder auch der Verlust von Quartieren durch Abrisse oder Sanierungen können eine Gefährdung sein.“
24 verschiedene Arten in Tirol – Fledermäuse regulieren Insektenpopulation.
Fledermäuse sind nachtaktive Säugetiere, die in Kolonien aus Weibchen zusammenleben. In Tirol gibt es rund 24 bekannte Arten – sie ernähren sich großteils von Insekten und sind damit ein wichtiges Glied in der Nahrungskette. „Die Bedeutung der Fledermaus für unsere Natur ist unumstritten. Auch wenn man sie nur selten zu Gesicht bekommt, sind sie doch in ganz Tirol verbreitet und leisten durch ihre Ernährung einen wichtigen Beitrag dazu, die Insektenpopulation zu regulieren“, weiß LR Zumtobel. Schon die Zwergfledermaus, eines der kleinsten Säugetiere der Erde, vertilgt rund eine halbe Million Mücken pro Jahr. Zu den beobachteten Wimperfledermäusen in Martinsbühel erklärt Experte Vorauer vor Ort: „Die Wimperfledermaus ist eine wärmeliebende Art, deshalb ist der Standort nahe der Martinswand ideal für sie. Die Tiere jagen gerne in Viehställen, wo sich auch entsprechend viele Insekten finden – die Nähe zu mehreren Bauernhöfen könnte ein Faktor sein, warum sich die Kolonie hier in Martinsbühel so gut entwickelt.“
Titelbild: Auch ein Exemplar der Mausohrfledermaus ist aktuell bei Anton Vorauer in Pflege.
Foto: Land Tirol/Die Fotografen