Anno Neun Gruppe in Oberland DABEI

Christian Plattner: Ein Imster Bildhauer, Zeichner und Fotograf

Am 25. Mai eröffnet die Sommer-Sonderausstellung im Imster Museum im Ballhaus. Sie ist dem aus einer Imster Bäckerfamilie stammenden Bildhauer Christian Plattner gewidmet, der auch als Maler, Zeichner und Fotograf tätig war.

Plattners Arbeiten im öffentlichen Raum haben dem Künstler zu Lebzeiten zwar Auszeichnungen und Anerkennung gebracht, große öffentliche Bekanntheit und auch finanzieller Erfolg blieben dem Bildhauer jedoch verwehrt.
Die Ausstellung zeigt bislang unbekannte Aufnahmen aus Familienbesitz und gibt so spannende Einblicke in den Entstehungsprozess mancher Werke. Zudem wird auch dem Zeichner und Fotografen „Christl“ Plattner Raum gegeben, persönliche Dokumente geben Einblick in die dramatische wirtschaftliche Situation.

Christian Plattner, geboren 1869 in Imst, hätte eigentlich den väterlichen Bäckerbetrieb übernehmen sollen. Doch schon früh zeigte sich sein künstlerisches Talent, sodass er eine Lehre beim Imster Bildhauer Johann Grissemann absolvieren durfte. Aufenthalte in München, beim Militär und wieder daheim in der Bäckerei folgten, ehe eine Ausbildung in Wien und der Besuch der Akademie der bildenden Künste möglich war.

Schon während der Studienzeit erregte Plattner mit seinem Seilwerfer Aufmerksamkeit. Die dynamische, kraftvolle, durch Bewegung und Gegenbewegung modellierte Figur, die auch als „Retter“ bekannt ist, wurde mit einem Preis ausgezeichnet und vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum angekauft. Über Umwege gelangte die Skulptur nach Imst, wo sie erst im Heimatmuseum aufgestellt war und schließlich, in Bronze gegossen, vor dem neu erbauten Rettungsheim in der Imster Pfarrgasse aufgestellt wurde. Nach dem Abriss des Baues 1977 übersiedelte der Seilwerfer neuerlich und befindet sich seitdem auf dem Johannesplatz im Zentrum von Imst. Ein weiteres Kunstwerk Plattners ist im öffentlichen Raum von Imst zu sehen: eine klar gezeichnete, im Nazarenerstil gehaltene Pietá schmückt als Marmorrelief die Priestergruft in den Arkaden des Imster Friedhofs.

Die Pietá von Plattner am Imster Friedhof. Foto: MiB/Schuchter

Die Jahrhundert-Feierlichkeiten zum Gedenken an den Tiroler Volksaufstand von 1809 führten zu einer wahren „Denkmalflut“ in Tirol. Auch Plattner schuf mehrere Kunstwerke, der „Wörgler Rearer“, ein um die gefallenen Tiroler und Bayern trauernder Landstürmer, wurde im Beisein Erzherzog Eugens eingeweiht und brachte Plattner viel Anerkennung. Diese erhielt er auch für die schon einige Jahre vorher entstandene Gruppe „Anno Neun“, die heute als Bronzeguss vor der Innsbrucker Ottoburg bewundert werden kann. Doch der Künstler beklagte, er sei dafür zwar viel gelobt worden, doch bis zum Verkauf der Gruppe sind 10 Jahre vergangen und er musste finanzielle Abstriche machen, um sie überhaupt noch verkaufen zu können. Die Stadt Innsbruck erwarb sie 1914, eingeweiht wurde sie erst 1915.

Die schwierige wirtschaftliche Situation durch den Ersten Weltkrieg bekam Plattner auch bei seiner bedeutendsten Arbeit zu spüren, beim Speckbacher-Denkmal, für das Plattner nach zwei Bewerben zum Sieger erwählt wurde. War er beim ersten Wettbewerb noch Zweitplatzierter, so setzte er sich in der „engeren Konkurrenz“ unter den Siegerentwürfen durch. Das Denkmal hätte am Innsbrucker Paschberg an die Schlacht vom Berg Isel erinnern sollen, die Einweihung war ursprünglich für 1909 geplant. Doch finanzielle Schwierigkeiten verzögerten das Projekt. Plattner fertigte zwar noch das Hilfsmodel der Hauptfigur, wie eine aufschlussreiche Fotodokumentation erzählt. Diese zeigt leider auch den Verfall und die Zerstörung, denn aus Mangel an Geldmitteln konnte das Großprojekt nicht verwirklich werden, was eine große Enttäuschung für Plattner war. Auch aufgrund der schwierigen Situation und wegen fehlender Aufträge zog er sich immer mehr zurück. Er starb 1921 nach längerer Krankheit in Innsbruck.

Die mit einem Preis ausgezeichnete und vom Ferdinandeum angekaufte „Seilwerfer“-Statue steht heute am Johannesplatz in Imst. Foto: MiB

Die Ausstellungseröffnung findet am Donnerstag, 25. Mai um 19 Uhr statt.
Vorplatz Museum im Ballhaus

Begrüßung: Kulturreferentin Barbara Hauser
Über den Künstler: Gerd Jonak, Urgroßenkel des Künstlers
und Manfred Waltner, Imster Fasnacht
Moderation: Sabine Schuchter, Museum im Ballhaus
Musik: Find Out

Mit der Sommerausstellung ändert das Museum im Ballhaus seine Öffnungszeiten: Ab 27. Mai hat das Museum an Samstagen nachmittags geöffnet! (satt vormittags!)

Neu: Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag 14 – 18 Uhr

Selbstverständlich sind Führungen und Besuche für Gruppen und Schulklassen jederzeit nach Vereinbarung möglich:
Tel. 0664 60698215; museum@imst.gv.at

Titelbild: Für das Denkmal „Anno Neun“ (Tiroler Volksaufstand 1809) erhielt Plattner viel Anerkennung. Heute kann es als Bronzeguss vor der Innsbrucker Ottoburg betrachtet werden.

Foto: MiB/ Schuchter