Die heimische Land- und Forstwirtschaft kann mit ihren nachhaltigen Rohstoffen entscheidend dazu beitragen, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Gleichzeitig ist sie gefordert, sich auch auf die rasant ändernden Rahmenbedingungen einzustellen. Temperaturanstiege und mangelnder Niederschlag bedrohen die Ernährungssicherung, weshalb Anpassungsstrategien das Gebot der Stunde sind.
„Wir stecken in einer massiven Klimakrise, die uns in mehrfacher Hinsicht fordert. Es ist wichtig, etwas gegen die weitere Verschlechterung zu unternehmen und dafür die Potenziale der Land- und Forstwirtschaft zu nutzen. 69 Prozent unseres Energieverbrauchs entfallen noch immer auf fossile Energieträger. Mit einem zügigen Ausbau aller erneuerbarer Energieträger, so auch Biomasse, müssen wir raus aus der fossilen Sackgasse und auf einen klimafreundlichen Zukunftsweg kommen. Es wächst deutlich mehr Holz in Österreich nach, als geerntet wird. Wir sollten dieses Potenzial nicht verkommen lassen, sondern nachhaltig nutzen, so auch in Tirol“, betont LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger. „Wenn auf EU-Ebene Atomstrom als klimafreundlich, Biomasse hingegen wie fossile Energieträger eingestuft werden sollen, läuft entschieden etwas falsch. Insbesondere bei den gerade laufenden Verhandlungen zur Erneuerbaren Richtlinie (REDIII) droht kommende Woche ein fataler Kniefall vor der Fossil- und Atomlobby, den wir abwehren müssen. Die europäische Eigenversorgung ständig reduzieren zu wollen und stattdessen Importe aus ehemaligen Regenwaldregionen zu forcieren, hat mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz nichts zu tun.“
„Österreichs Landwirtschaft hat mit seinem Agrarumweltprogramm sehr früh einen Nachhaltigkeitsweg eingeschlagen. Und auch unsere flächengebundene, grünlandbasierte Viehhaltung hat sich in Zeiten hoher Futter- und Düngerpreise bewährt. Wiederkäuer wie Rinder oder Schafe sind die Einzigen, die aus dem vielen Gras und Heu wertvolle Lebensmittel erzeugen können. Milch und Fleisch aus Österreich bzw. Tirol haben daher nachweislich einen viel besseren CO2-Fußabdruck als aus anderen Ländern. Diese wertvolle, regionale und meist mit Weide- und Almwirtschaft verbundene Landwirtschaft dürfen wir uns auch nicht von großen Beutegreifern wie dem Wolf kaputtmachen lassen“, unterstreicht Moosbrugger, der Österreichs Umweltministerin Gewessler auffordert, sich sowohl in Energie- als auch solchen Belangen für die österreichischen Erfordernisse einzusetzen. Als große Herausforderung wertet Moosbrugger gleichzeitig auch die Anpassung der Land- und Forstwirtschaft an den Klimawandel samt Risikomanagement.
Ernährungskrise verhindern.
Der kürzlich veröffentlichte Bericht des Weltklimarates IPCC bestätigt, dass die klimatischen Veränderungen rascher als geplant voranschreiten. Bereits jetzt stehen wir bei einer globalen Durchschnittstemperatur von plus 1,1 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Das vereinbarte 1,5 Grad-Ziel wird kaum einzuhalten sein. Für den Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger ist die Absicherung bzw. Anpassung der heimischen Landwirtschaft daher unumgänglich: „Je wärmer es wird, desto größer werden die Risiken, die mit dem Klimawandel einhergehen. Ernteausfälle können globale Krisen auslösen, daher ist es wichtig, die heimische Landwirtschaft in Produktion zu halten und die Lebensmittelversorgung bestmöglich für die Zukunft abzusichern.“ Er betont außerdem: „Gerade die Kleinstbetriebe sind für die Versorgung entscheidend, sie produzieren weltweit zwei Drittel aller Nahrungsmittel!“ Für Hechenberger haben daher Anpassungsprojekte einen hohen Stellenwert: „Die Bäuerinnen und Bauern haben sich über die Jahrhunderte an verschiedene Szenarien anpassen müssen und zeigen sich auch jetzt motiviert, Strategien zu entwickeln, um mit den Veränderungen umzugehen.“ Regional zu produzieren und zu konsumieren sind für Hechenberger außerdem zwei zentrale Aspekte im Kampf um die Erreichung des 1,5-Grad Ziels: „Das noch vorhandene Zeitfenster, um die Auswirkungen auf ein verträgliches Ausmaß zu beschränken, schließt sich. Wir müssen Emissionen einsparen, da ist die Regionalität ein Weg dazu.“
Klimaanpassung als Herausforderung.
„Allein in den letzten 40 Jahren hatten wir im Bezirk einen teilweisen Temperaturanstieg von plus drei Grad zu verzeichnen. Dieser Anstieg, gepaart mit einem generellen Niederschlagsrückgang, ist eine Riesenherausforderung für unsere Landwirtschaft“, bestätigt Bezirksobmann Elmar Monz eindrücklich die Auswirkungen des Klimawandels auf den Bezirk Landeck. „Diese Region war schon immer sehr trocken, daher sind die nun zunehmend installierten Bewässerungsanlagen fürs Grünland ein entscheidendes, aber nicht ganz neues Element. Wir haben kleine Strukturen und teilweise extreme Höhenlagen, weshalb für uns die standortangepasste Viehhaltung auch in Zukunft wichtig bleiben wird. Um die Futtergrundlage fürs Vieh zu sichern, gibt es verschiedene Versuche mit hitzeresistenteren Futterpflanzen, wie beispielsweise der Luzerne. Dem gegenüber sind die Bäuerinnen und Bauern sehr aufgeschlossen.“
Titelbild: Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger (links im Bild) und Bezirksobmann Elmar Monz (rechts im Bild) sprachen gemeinsam mit LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger über die klimabedingten Herausforderungen für die Landwirtschaft.
Foto: LK Tirol