Jahresbilanz der Psychosoziale Zentren Tirol
Vor rund einem Jahr rief das Land Tirol in Kooperation mit den psychosozialen Einrichtungen pro mente tirol, Psychosozialer Pflegedienst und start pro mente die insgesamt fünf Psychosozialen Zentren in Innsbruck, Imst, Reutte, Wörgl und Lienz ins Leben. Als Erstanlaufstellen für Menschen mit psychischen Belastungen und deren Angehörige unterstützen sie von der Suche nach geeigneten Hilfen bis hin zur Eingliederung in psychosoziale Angebote. Rund 4.000 Gespräche mit mehr als 1.600 Personen sowie 200 Vernetzungstreffen mit SystempartnerInnen gab es im ersten Jahr.
Das ist die Bilanz, die kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz im Psychosozialen Zentrum in Innsbruck von Soziallandesrätin Eva Pawlata, Michael Wolf, Geschäftsführer der Psychosozialen Zentren Tirol, und Alexandra Steiner-Mangweth, Leiterin des Psychosozialen Zentrums in Innsbruck, vorgestellt wurde. Das Land Tirol fördert die Psychosozialen Zentren mit rund 2,4 Millionen Euro jährlich.
„In eine psychische Ausnahmesituation zu geraten, kann jede und jeden von uns treffen. Gerade aktuell sind die potentiellen Belastungen hoch: von den Preissteigerungen über die teilweise immer noch präsenten Folgen der Corona-Pandemie bis hin zum Ukraine-Krieg. Diese Faktoren können ebenso wie persönliche Ereignisse eine psychische, soziale oder finanzielle Belastung darstellen oder auch schwere psychische Erkrankung auslösen“, erklärt LRin Pawlata und führt aus: „Die Psychosozialen Zentren stellen sicher, dass betroffene Personen und deren Angehörige rasch und bedarfsgerecht beraten und versorgt werden. Es freut mich, dass die fünf regionalen Beratungsstellen von der Bevölkerung gut angenommen werden und damit zahlreiche Menschen schnelle und niederschwellige Hilfe und Unterstützung bekommen.“
Motto: „Reden wir darüber“.
Das Motto der Psychosozialen Zentren lautet „Reden wir darüber – Vertraulich. Kompetent. Zeitnah. Kostenlos“. Für viele Menschen stellen Scham, mangelhaftes Wissen rund um Unterstützungsmöglichkeiten und teils auch Wartezeiten für Behandlungen und Therapien Hürden dar. „Wir wissen, dass es dreimal mehr Suizidopfer als Verkehrstote gibt und jeder dritte Mensch im Verlauf seines Lebens von einer psychischen Krankheit betroffen ist. Dennoch ist über eigene Krisen zu sprechen vielfach tabu: Oft fehlt das Wissen darüber, dass man psychische Krankheiten gut behandeln kann und sich in Krisen schnell unterstützen lassen sollte. Außerdem wissen viele nicht genau, wohin sie sich wenden können. Hier kommen die Psychosozialen Zentren ins Spiel: Wir nehmen uns Zeit und klären in einem ersten Schritt die Ausgangslage, sind für entlastende Gespräche da und bieten Raum, um Handlungsstrategien zu entwickeln. Gemeinsam mit einem multidisziplinären Team vor Ort werden geeignete weiterführende Hilfen und Behandlungen gesucht“, informiert Geschäftsführer Wolf.
300 Personen in laufenden Beratungen.
Die Angebote der Psychosozialen Zentren richten sich sowohl an erwachsene Personen, die sich in einer psychischen oder psychosozialen Ausnahmesituation befinden, als auch an deren Angehörige, die auf der Suche nach Informationen über adäquate Angebote für die betroffene Person und Entlastungsmöglichkeiten für sich selbst sind. Über 300 der insgesamt rund 1.600 Personen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten an die Psychosozialen Zentren wandten, befinden sich aktuell in Beratung oder Behandlung. „Zu uns kommen Menschen mit den unterschiedlichsten Belastungen und Problemlagen – sowohl junge als auch ältere Personen. Allen gemeinsam ist, dass sie zeitnahe eine kompetente Beratung und Entlastung benötigen, um chronische Erkrankungsverläufe oder weitere soziale Probleme zu verhindern. Um auf die jeweiligen Ausgangslagen zu reagieren, sind verschiedene weiterführende Maßnahmen notwendig“, legt Standortleiterin Steiner-Mangweth dar.
Regional und multiprofessionell.
Neben dem Psychosozialen Zentrum in Innsbruck befindet sich in Imst das Psychosoziale Zentrum Oberland für die Bezirke Landeck und Imst, in Wörgl das Psychosoziale Zentrum Unterland für die Bezirke Kufstein und Kitzbühel und in Lienz das Psychosoziale Zentrum Osttirol. Der jüngste Standort der Psychosozialen Zentren in Reutte, das Psychosoziale Zentrum Außerfern, nahm im März dieses Jahres seinen Betrieb auf. Die Teams vor Ort bestehen aus ExpertInnen aus den Bereichen Psychologie, Psychotherapie, Pflege und Ergotherapie, Sozialarbeit und Medizin. Auch Genesungs- und AngehörigenbegleiterInnen ergänzen das Team. Insgesamt sind in den fünf Psychosozialen Zentren 29 MitarbeiterInnen tätig.
Alle Beratungsstellen sind von Montag bis Freitag von 9 bis 14 besetzt und vergeben nach Vereinbarung Termine zu einem ausführlichen persönlichen Gespräch oder bei Bedarf zur mobilen Unterstützung zuhause.
Vernetzung als Schlüssel.
Um eine ehestmögliche psychosoziale Versorgung sowie Weiterbetreuung der KlientInnen sicherzustellen, sind die Teams der Psychosozialen Zentren mit den sozialen Angeboten, Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten vor Ort vernetzt. So haben die Beratungsstellen auch die Funktion, die Versorgungslandschaft und Bedarfslage zu überblicken und Vorschläge zur Weiterentwicklung einzubringen. Insgesamt fanden bisher bereits über 200 Treffen mit SystempartnerInnen statt.
Titelbild: Zogen im Psychosozialen Zentrum Innsbruck eine erste Bilanz (von links nach rechts): Standortleiterin Alexandra Steiner-Mangweth, LRin Eva Pawlata und GF Michael Wolf.
Foto: Land Tirol/Feuersinger