Nahezu jede vierte Vollzeitstelle in Tirol wurde im Jahr 2019 von der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Tirol geschaffen, 49,6 Millionen Nächtigung wurden registriert, 17,5 Prozent der direkten Bruttowertschöpfung stehen in Zusammenhang mit dem Tourismus. Heute befinde sich Tirol in der schlimmsten wirtschaftlichen Krise seit dem zweiten Weltkrieg, die besonders die Tourismuswirtschaft im Land hart treffe. Dennoch werde die aktuelle Coronakrise auch als Chance für Tirols Tourismus gesehen, wie Tourismusreferent LH Günther Platter, LHStvin Ingrid Felipe und Hubert Siller, Leiter des Department für Tourismus- und Freizeitwirtschaft am Management Center Innsbruck (MCI), heute bei der Präsentation eines 15,3 Millionen Euro starken Unterstützungspakets des Landes für den heimischen Tourismus betonen. Zugleich wurde bekanntgeben, dass der Fahrplan für die touristische Ausrichtung des Landes – der sogenannte Tiroler Weg – bis Herbst stehen soll.
Nahezu jeder dritte Euro wird in Tirol direkt oder indirekt in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft generiert: „Der Tourismus in Tirol ist eine absolute Erfolgsgeschichte. Er gibt den Menschen in unserem Land seit vielen Jahrzehnten Arbeit und Einkommen, hat sich während der Finanzkrise 2008/2009 als Fels in der Brandung erwiesen und wird auch in Zukunft wieder entscheidend zum Wohlstand in Tirol beitragen. Die Coronakrise hat den Tourismus zum Stillstand gebracht, weshalb wir jetzt alles dafür tun müssen, diesen wieder in Schwung zu bringen. Das Land ist sich seiner Verantwortung bewusst und stellt weitere 15,3 Millionen Euro zur Verfügung, um den heimischen Tourismus anzukurbeln. Wir sehen diese Krise auch als Chance, um den insgesamt bereits sehr erfolgreichen Tiroler Weg weiter zu verbessern und auch möglichen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken“, sagt LH Platter.
Förderung von Privatvermietern, TVBs, Schutzhütten und Wanderwegen
Unter anderem werden acht Millionen Euro für Tirols Tourismusverbände und für Marketingmittel der Tiroler Werbung jeweils im Umfang von vier Millionen Euro bereitgestellt. „Um einer Kündigungswelle bei den TVBs vorzugreifen, übernimmt das Land Tirol jene Kosten, die bei Aufrechterhaltung eines Beschäftigungsverhältnisses entstehen. Ob bei der Mobilität oder der Schaffung von Urlaubsangeboten – die TVBs sind wesentliche Säulen des Tourismus in Tirol. Mit den heute gefassten Beschlüssen schaffen wir neue Perspektiven und einen Ökologisierungsschub hin zu einem mobilitätsverträglichen, naturnahen und klimafitten Tourismus in Tirol“, so LHStvin Felipe und ergänzt: „Mit den fünf Millionen Euro umfassenden Fördermaßnahmen für Schutzhütten sowie für Wander- und Radwege werden wir nachhaltige Urlaubsangebote in der Tiroler Natur für Gäste aus dem In- und Ausland bieten können.“
Außerdem stehen in Summe 2,3 Millionen für die touristische Wirtschaftsförderung zur Verfügung: Zwei Millionen fließen in die Tiroler Tourismusförderung, 300.000 Euro sind zur Unterstützung von PrivatvermieterInnen und kleinen gewerblichen Beherbergungsbetrieben durch eine Erhöhung des Prämientopfs vorgesehen. Bereits in den vergangenen Wochen erfolgte der Beschluss, den Tiroler Unternehmen 30 Millionen Euro an Pflichtbeiträgen an die Tiroler Tourismusverbände zu erlassen und den Tourismusverbänden eine Förderung in Höhe von 40 Millionen Euro (je zur Hälfte von Land Tirol und Tiroler Tourismusförderungsfonds) zu gewähren.
Herbst 2020: Tourismus neu von Expertenteam gedacht
Dass Tirols Tourismus international generell anerkannt ist, betonte Hubert Siller: „Tirol überzeugt durch ausgeprägte Gastgeberqualität sowie alpine Kompetenz und zählt weltweit zu den touristischen Kompetenzführern. Gleichzeitig ist der Tourismus für Tirol sehr erfolgskritisch – vor allem der Wintertourismus: zwei Drittel der Umsätze bzw. 70 Prozent der Erträge entfallen auf den Wintertourismus. Wegen der Coronakrise sind zumindest für das heurige Jahr massive Einbrüche die Folge.“
Nun gehe es jedenfalls darum, den Status Quo zu evaluieren und den Tiroler Weg für die nächsten Jahre aufzuzeigen, sind sich LH Platter und LHStvin Felipe einig. Unter der Leitung des MCI und Hubert Siller wird gemeinsam mit Personen aus der Tourismuspraxis des Landes, internationalen Expertinnen und Experten aber auch unter Einbeziehung kritischer Stimmen der Tiroler Weg weiterentwickelt werden. So wolle man sich in manchen Bereichen hinterfragen und die breite Akzeptanz des Tourismus in der Tiroler Gesellschaft noch stärker berücksichtigen. „Unser Team wird sich ansehen, wie der Lebens- und Erholungsraum Tirol, in dem Regionalität, Mobilität und Nachhaltigkeit eine große Bedeutung haben, ausgestaltet werden kann. Unser alpines Angebot mit Bewegung in der Natur wird sich, sobald die Gesundheitskrise überwunden ist, sicher einer großen Nachfrage erfreuen“, sagt Siller.