Die Ankunft eines neuen Erdenbürgers ist üblicherweise ein Grund zu Freude. Manchmal fühlen sich die Eltern aber in der ersten Phase überfordert von den neuen Herausforderungen und der damit einhergehenden Lebensumstellung. Aber auch andere Faktoren wie Geldsorgen, Stimmungsschwankungen, wenig Unterstützung durch das familiäre Umfeld, Ängste usw. können dazu führen, dass das Mutterglück vom Alltagsdruck überschattet wird. Unbürokratische Abhilfe schafft hier das Netzwerk „GiL-Gesund ins Leben“ mit seinen Psycholog:innen, Hebammen, Frühförder:innen und Sozialarbeiter:innen.
Das Netzwerk „GiL – Gesund ins Leben“ bietet professionelle Beratung und Begleitung für Schwangere, Eltern und Familien in belastenden Situationen während der Schwangerschaft, nach der Geburt und in den ersten drei Lebensjahren. Besonders hervorzuheben ist, dass GiL auch Anlaufstelle bei psychischen Belastungen rund um die Geburt ist. Frühe Hilfen sind vielfältige Unterstützungsleistungen von der Vermittlung von Beratungsangeboten bis zur Klärung von Entwicklungs- und Erziehungsfragen.
Mit Jänner starke Angebotserweiterung in Tirol.
Seit 2015 gibt es die Familienbegleitung in den Pilotbezirken Innsbruck, Innsbruck-Land, Landeck und Osttirol. Bisher richtete sich das kostenlose Betreuungsangebot an Familien mit Kleinkindern bis zu einem Jahr. Mit Jänner 2023 wird das kostenlose Angebot nun auf ganz Tirol ausgeweitet (neu in den Bezirken Reutte, Imst, Schwaz, Kufstein, Kitzbühel), zusätzlich werden Schwangere und Familien begleitet, in denen das jüngste Kind zwischen 0 und 3 Jahre alt ist. „Mit dem Ausbau von Zielgruppe und Betreuungsgebiet können wir dem erhöhten Bedarf nach Familienbegleitung gerecht werden“, freut sich GiL-Landesleiterin Mag.a Sandra Aufhammer.
Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. „Unsere Begleiter:innen nehmen mehr Gewalt in der Familie, psychische Belastungen und mehr soziale Isolation wahr.“ 80 % der Betroffenen melden sich selbst, der Anstoß kommt aber meist von Hebammen oder den behandelnden Ärzt:innen. Diese Berufsgruppen sind wichtige Netzwerkpartner:innen, da sie Veränderungen oftmals zuerst bemerken. 160 bis 180 Hilfesuchende wurden bisher pro Jahr begleitet, teilweise gab es Wartelisten. „Bei durchschnittlich 8.000 Geburten jährlich in Tirol, können wir mit unserem erweiterten Netzwerk ab sofort etwa 5 % abdecken“, rechnet Aufhammer vor. Einen großen Vorteil sieht die Landesleiterin in der längeren Begleitung der Familien. „Bisher war dies nur bis zum ersten Lebensjahr geplant, nun profitieren die Familien davon, dass eine Begleitung bis zum dritten Lebensjahr des jüngsten Kindes möglich ist.“
Die zuständige Landesrätin Cornelia Hagele begrüßt den flächendeckenden und bedarfsgerechten Ausbau der Familienbegleitung: „Der Start ins Leben ist bedeutend für die weitere Zukunft. Es ist daher besonders wertvoll, Familien mit diesem kostenlosen Angebot zu unterstützen.“ Damit sei die Familienbegleitung eine wichtige Ergänzung zu den bestehenden Angeboten in Tirol. Als Anlaufstelle für psychische Belastungen rund um die Geburt habe die GiL zusätzlich eine wichtige Funktion, betont die Landesrätin. „In unserer Leistungsgesellschaft werden Überforderungen und psychische Belastungen oftmals tabuisiert. Das unbürokratische und niederschwellige Angebot soll alle, die Hilfe suchen, einladen, davon Gebrauch zu machen. Das ist nun flächendeckend von Reutte bis Osttirol möglich.“
Hausbesuche sind Hilfe zur Selbsthilfe.
Wer Hilfe sucht, wählt die neue Hotline +43 664 6046630 – 480 und wird umgehend an die zuständige Familienbegleiter:in vermittelt. „Im Fokus unserer Begleitung steht die Hilfe zur Selbsthilfe. Es geht darum, Familien sozusagen zukunftsfit zu machen, damit sie ihren Alltag alleine gut meistern“, erklärt Sandra Aufhammer.
Durch die Erweiterung werden die Beratungsstandorte und der Personalstand kräftig erweitert: „Wir haben Beratungsstandorte in Innsbruck, Wörgl und Imst geschaffen. Mit der flächendeckenden Begleitung ab Jänner 2023 sind 25 Expert:innen tirolweit im Einsatz. Möglich ist das durch die Finanzierung aus dem Programm NextGenerationEU im Rahmen des österreichischen Aufbau- und Resilienzplanes. Aus diesem EU-Topf stehen 1,4 Millionen Euro zur Verfügung“, informiert Thomas Wegmayr, Geschäftsführer vom Roten Kreuz Tirol.
Das Rote Kreuz Tirol ist der Trägerverein des Netzwerkes und das mit gutem Grund. „Eines unserer strategischen Ziele im Roten Kreuz ist es, den Menschen ein Leben in Sicherheit, Gesundheit und Würde zu ermöglichen. Die Frühen Hilfen zielen auf die Erhaltung von Gesundheit und Lebensqualität ab und haben daher einen zentralen Stellenwert in unserer strategischen Ausrichtung bis 2030″, so Wegmayr.
Titelbild: Das Land Tirol, das Netzwerk Gesund ins Leben und das Rote Kreuz Tirol arbeiten gemeinsam daran, dass junge Familien Hilfe bekommen, wenn sie diese benötigen.
Foto: Amplatz