Seit dem Dreikönigstag ist es beschlossene Sache: Am 5. Februar 2023 findet die Imster Buabefasnacht wieder statt. Wie die großen Fasnachtler beim Schemenlaufen der Erwachsenen geben die jungen Imster im Alter von sechs bis 15 Jahren die „Larven“ und „Gwandle“, anstrengenden Bewegungsabläufe und Tänze, ihre Begeisterung und ihre Leidenschaft zum Besten – und stehen den Erwachsenen dabei um nichts nach.
Die Imster gehen so in die Fasnacht, wie es ihnen ihre Väter und Vorväter vorgemacht haben. Dementsprechend ist es ihnen ein Anliegen, die Fasnacht und ihre Hingabe dafür auch künftigen Generationen in der Form zu vermitteln, wie sie einst von ihnen übernommen wurde. Besonders schwierig ist es freilich nicht, aus den Buben von Imst richtige Fasnachtler zu machen: Seit alters her beobachteten sie die Fasnacht der Erwachsenen – das berühmte Schemenlaufen – überaus genau und versuchten sie auf ihre Weise nachzuahmen. Bei der Ausstattung waren die Burschen in früherer Zeit nicht besonders heikel – die „Gwandle“ (Kleider) waren oft genug aus Stoffresten zusammengeflickt, die Larven aus Papier. Es mangelte praktisch an allem, nur nicht an der Begeisterung der Teilnehmer. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts begann man schließlich auch die Fasnacht der „Buabe“ in organisierte Bahnen zu lenken. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich die Buabefasnacht mit über 400 Teilnehmern zwischen sechs und 15 Jahren (heuer dürfen ausnahmsweise auch die 16-Jährigen mitgehen, welche beim abgesagten Vorjahrestermin dabei gewesen wären) und weit über 10.000 Zuschauern sukzessive zum zweiten Großereignis der Imster Fasnacht entwickelt.
Jetzt ist es wieder so weit: Bei den allermeisten Imster Buben beginnen die Herzen höher zu schlagen, weil ihre Fasnacht ins Haus steht. Ganz abgesehen davon, dass hier bei vielen jungen Fasnachtlern eigentlich eine Form von genetischer Veranlagung vorhanden sein muss, gelingt es dem Phänomen Buabefasnacht immer wieder, auch solche Burschen zu begeistern, deren familiäres Umfeld bis dahin wenig bis gar nichts mit der Fasnacht am Hut hatte. Und so erscheinen auch heuer wieder am 6. Jänner, dem „Kinigtåg“, die Buben dann zu Hunderten meist mit ihren Vätern oder Müttern im Imster Stadtsaal zur Vollversammlung der Fasnachtler, lauschen den Worten des Obmannes und beantworten seine nicht anders als beim Schemenlaufen lautende Frage: „Söll’ mer huire in d’Fåsnåcht giah?“ mit einem ohrenbetäubenden „JA!“ In den Wochen nach der Versammlung werden von den einzelnen Maskengruppen zahlreiche Proben durchgeführt. Für viele junge Akteure handelt es sich ja um die erste Teilnahme an einer Fasnacht und es ist wichtig, von erfahrenen Fasnachtlern in allem, was die von ihnen verkörperte Maske betrifft, richtig unterwiesen zu werden. Größere Burschen können mit den Kleidern und der Maske eines erwachsenen Fasnachtlers in die Buabefasnacht gehen, ansonsten sind die Gwandle, die Larven und die anderen Ausstattungsstücke der Schemenläufer für die meisten Buabe um ein paar Nummern zu groß. Deshalb müssen für die kleinen Fasnachtler eigene „Gwandle“ geschneidert und „Larvle“ geschnitzt werden.
„Gleich wia die Groasse!“
Der Ablauf des großen Tages der Kleinen ist im Wesentlichen derselbe wie jener beim Schemenlaufen. Frühmorgens um 7 Uhr begeben sich die Buben in die Fasnachtsmesse, dann versammelt man sich, um das Figatter zu sehen, das von jugendlichen Fasnachtlern aufgeführt wird. Danach wird eingenäht. Um 10 Uhr vormittags beginnt der Aufzug von der Unterstadt in Richtung Oberstadt. Man sieht einzeln, paar- und gruppenweise aufziehende maskierte Buben, die manchmal eigene Gefährte, die Aufzugswagelen, mit sich führen.
Nach dem Aufzug warten die Teilnehmer ungeduldig auf das Zwölfeläuten und den Beginn des Umzuges in umgekehrter Richtung. Von den Rollern und Schellern und den Laggepaarlen wird der erste „Kroas“ (Kreis) gebildet, Ordnungsmasken schützen diesen nach Kräften. Klar, dass vor allem Eltern, Lehrer und Mitschülerinnen zu Opfern der fulminanten Ordnungsaktivitäten von Spritzern, Såcknern und Kübelemajen werden. Kleine Hexen tanzen zu den wohlbekannten Weisen der ebenso kleinen Hexenmusikanten, junge Bären und Bärentreiber legen sich ebenso ins Zeug wie die kühnen kletternden Kaminer. Der Deklamator der Buabelabara agiert souverän vor seiner Leinwand und die ganze Labara-Gruppe überzeugt durch ihre Gesangsdarbietung. Ein schmächtiger Vogelhändler fehlt ebenso wenig wie das Rofn-Kathele, die Tochterzeitung der Rofn-Kathl. Ein Kroas nach dem anderen wird gebildet; die Hauptmasken und die Hexen haben mit dem Einführen alle Hände voll zu tun, denn welcher beim Schemenlaufen selbst aktive Fasnachtler reklamiert nicht für sich, es verdient zu haben, von den „Buabe“ eingeführt zu werden?
Schließlich erreichen die jungen Fasnachtler den Stadtplatz, wo sie für den Schlusskroas noch einmal alle verfügbaren Kräfte aufbieten. Ein letztes Zsåmmschalle knapp nach fünf Uhr abends, ein wunderbarer Vorgeschmack auf die nächste große Fasnacht und gleichzeitig ein weithin hörbares Zeichen dafür, dass man sich mit diesen Buabe um die Zukunft der Imster Fasnacht keine Sorgen zu machen braucht.
Das nächste Schemenlaufen findet am Sonntag, dem 4. Februar 2024 statt.
Titelbild: Bei der Imster Buabefasnacht gibt es Roller und Scheller, Spritzer, Sackner, Kübelemaje, Laggepaarle, Hexen, Bären, Kaminer und Labara zu sehen.
Foto: Imst Tourismus/Gerhard Berger