Pitztaler Gletscher in Oberland DABEI

Das war’s wohl mit der Eheschließung

Nach leisem Nein bei der Volksbefragung: Ski-Zusammenschluss Pitztal-Ötztal vor dem Aus

Knapper geht’s fast nicht: Ein Njet ist das Ergebnis der gestrigen Volksbefragung in St. Leonhard zum etwaigen Zusammenschluss der Gletscherskigebiete im Pitz- und Ötztal trotzdem. Die Pitztaler Gletscherbahn schließt nun ein Weiterverfolgen des Projekts aus – und so auch die Gemeinde.

Von Manuel Matt

Knapp 1.200 Menschen in St. Leonhard hatten das Recht, 59 Prozent davon sind tatsächlich dem Ruf gefolgt – und sprachen sich mit 50,3 Prozent gegen das geplante Fusionieren der Gletscherskigebiete Pitztal und Ötztal, gegen die „Gletscherehe“ aus. Für die Geschäftsführung der Pitztaler Gletscherbahn scheint die mit rund 130 Millionen Euro kolportierte Investition somit erledigt zu sein. Sie meint in einer prompten Aussendung:

Die Zustimmung der Standortgemeinde war für uns von Anfang an die Grundvoraussetzung dafür, einen Zusammenschluss mit dem Ötztaler Gletscher bzw. mit dem Skigebiet Sölden anzudenken und zu planen.

Diese wurde uns seitens der Gemeinde immer wieder signalisiert und durch mehrere, einstimmige Beschlüsse im Gemeinderat eindeutig bestätigt. Das Ergebnis der Volksbefragung in St. Leonhard im Pitztal zum geplanten Zusammenschluss zeigt nun ein anderes Bild und wird von uns selbstverständlich zur Kenntnis genommen.

Nun liegt es an der Gemeinde St. Leonhard, daraus die entsprechenden Rückschlüsse zu ziehen. Für uns steht aber fest, dass wir das seit 2016 geplante und mittlerweile stillgelegte Projekt Zusammenschluss Pitztal-Ötztal nicht mehr weiterverfolgen werden.

Die Geschäftsführung der Pitztaler Gletscherbahn
Bürgermeister: „Eigentlich nicht zu diskutieren.“

„Schwer zum Einschätzen gewesen“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde St. Leonhard, Elmar Haid, auf die Frage, ob das Ergebnis überrascht hat. Er sieht‘s „halb-halb“, wenn auch mit einer hauchdünnen Mehrheit, die dem Zusammenschluss eine Absage erteilt. Ohnehin ausschlaggebend seien aber die eingangs erwähnten Signale der Projektwerberin: „So lange das Ganze für die Gletscherbahnen ruht, so lange ruht es auch für uns als Gemeinde“, sagt Haid: „Eigentlich gibt’s da nichts zu diskutieren.“ Wird die Gemeinde trotzdem das Gespräch suchen? „Wir suchen immer das Gespräch“, schließt das Dorfoberhaupt.

Mattle (ÖVP): „Nicht länger daran festhalten“

Abgehakt scheint’s auch für Anton „Toni“ Mattle, Vorsitzender der Tiroler Volkspartei und Werber um das Amt des Landeshauptmanns bei den kommenden Wahlen. Weil es zum „demokratischen Grundverständnis“ gehöre, „Volksentscheide und entsprechende Mehrheiten zu akzeptieren“, so Mattle, der in einer Aussendung fortführt:

Für mich sind demokratische Mehrheiten auf jeden Fall zu akzeptieren. Mit einer Wahlbeteiligung von knapp 60 Prozent haben sich heute im Gegensatz zu anderen Volksbefragungen sehr viele Menschen an der Entscheidung beteiligt. Die Bevölkerung in der Standortgemeinde hat sich mit knapper Mehrheit dagegen entschieden und deshalb ist für mich klar: Wenn es nicht mal dort eine ganz klare Zustimmung zu diesem Projekt gibt, sollte man nicht länger daran festhalten.

Anton Mattle, Landesparteivorsitzender der Tiroler Volkspartei

Titelbild: Nach dem Ergebnis der Volksbefragung in St. Leonhard am Sonntag wollen die Pitztaler Gletscherbahnen davon absehen, den Zusammenschluss mit dem Ötztal weiterzuverfolgen.

Foto: Pitztaler Gletscher, Roland Haschka