Morgen beginnt die zweite Ausstellung der Werke von Joseph Pfandler im Schloss Landeck. Der Künstler aus Niedergallmigg hat unter anderem das Hochaltarblatt der Pfarrkirche Fließ und Votivtafeln der Pfarrkirche Mils gestaltet. Seine Zeichnungen und Malereien haben eine besondere Geschichte, welche im Folgenden erzählt werden soll.
Ein umtriebiges Künstlerleben
Joseph Anton Pfandler wurde am 24. Oktober 1824 in Gallmigg als Sohn von Anton Pfandler Bauer auf dem Bichl und der Genoveva Mark aus Tarrenz geboren. Die Höfe gehören zu Niedergallmigg und somit zur Pfarre Fließ. Die Eltern wurden am 13. Jänner 1824 vom Pfarrer Maaß getraut. Pfandler hatte mehrere Geschwister. Eine davon hieß Anna Elisabeth; sie heiratete nach Landeck und nahm bei der Auswanderung ihres Bruders Joseph alle zurückgelassenen Briefe und Zeichnungen in Verwahrung sowie mit nach Landeck.
Vom „Bichl“ an die Königliche Akademie
Heute sind keine Pfandler mehr am Bichl ansässig. Aus den erhalten gebliebenen Dokumenten ist nicht zu entnehmen, wo und von wem Pfandler in die Anfangsgründe der Malerei eingeführt wurde. Dem strebsamen jungen Mann genügte jedenfalls diese Ausbildung nicht. Im Jahre 1849 wandte er sich mit 25 Jahren nach München, wo er am 12. November 1849 als Hospitant für Freihandzeichnen an der polytechnischen Schule vorgemerkt wurde. Anschließend, im Schuljahr 1850/51, finden wir ihn als Schüler der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München.
Aus dieser Zeit stammen die ausgestellten Zeichnungen. Bei diesen handelt es sich um Studien von Köpfen und um Aktzeichnungen, vornehmlich von Gestalten aus der römischen und griechischen Mythologie. Auch einige Blätter mit weiblichen Akten sowie die Skizze für das Altarbild von Hochgallmigg befinden sich darunter. Pfandler hat sich in München bei dem ebenfalls aus Fließ stammenden Josef Knabl einquartiert, worüber Quittungen vorliegen. Wie lange allerdings der Aufenthalt in München gedauert hat, ist nicht bekannt. Doch dürfte es kein langer Aufenthalt gewesen sein, denn am 26. Jänner 1852 hat Pfandler dem Arzt Josef Seifert in Zams eine Rechnung für ärztliche Behandlung bezahlt. Im Juli 1859 ging Pfandler, wie eingangs erwähnt, noch einmal nach München. Er wohnte damals nicht mehr bei Knabl, sondern bei Zeiller. Die Aufenthaltsbewilligung wurde mehrmals verlängert und lief am 1. Juni 1860 ab. Als Zweck des Aufenthaltes ist vermerkt: zur Ausbildung, doch dürfte Pfandler eher auf Arbeitssuche gewesen sein. Ein Brief des bereits genannten Josef Knabl lässt dies vermuten.
Gestaltung des Hochaltarblatts der Pfarrkriche Fließ
Wieder zurückgekehrt, schuf Pfandler 1862 das Hochaltarblatt der Pfarrkirche Fließ. Schon vorher hatte er bei der Dekorierung der Milser Pfarrkirche mitgearbeitet. Daneben schuf er auch Votivtafeln und übernahm Fassmalereien. Eine Votivtafel, die früher in der Waldkapelle hing, ist jetzt im Schlossmusem. Auch drei in Öl gemalte Porträts sind noch vorhanden.
Aufbruch nach Amerika
Aus 1868 datieren die letzten Briefe an Josef Pfandler, der sich in diesem Jahr in Ried aufgehalten hat. Vermutlich ist er in diesem oder im folgenden Jahr nach Amerika ausgewandert. Schon 1866 hatte er von seinem Freund Lous Stainer, der sich in Cinncinnati im Staate Ohio niedergelassen hatte, die Aufforderung erhalten, zu ihm zu kommen. Sogar Arbeit hatte ihm Stainer schon vermittelt. Aus Amerika sind keine weiteren Nachrichten über Pfandler vorhanden, nicht einmal eine Todesnachricht. Pfandler muss aber vor 1889 gestorben sein, da bei Tinkhauser-Rapp in der Diözesanbeschreibung, die 1889 erschien, vermerkt ist, daß Pfandler in Amerika verstorben sei.
Liebevolle Restaurierung
Brigitte Thöni hat eine Leidenschaft, alte Möbelstücke aus Holz zu restaurieren und fragte ihren Vater, ob er etwas für sie zu restaurieren hätte. Dieser holte alte Truhen aus Holz mit Zeichnungen aus dem Keller hervor. Nicht nur irgendwelche Zeichnungen, sondern Skizzen und Briefe von Josef Pfandler. Thönis Vater sagte, dass Pfandlers Schwester Anna Elisabeth in ihrer Landecker Wohnung keinen Platz für diese Aufzeichnungen gehabt hätte und ihm diese zur Aufbewahrung gegeben hätte. Nachdem Anna Elisabeth verstorben war und niemand mehr nach den Zeichnungen und Skizzen fragte, blieben diese bis zu dem Tag, an dem Thöni sie fand, im Keller des Hauses.
Nach langem Überlegen hatte Brigitte Thönis Mann, Joe Thöni, die Idee, diese Malereien und Skizzen zu retten. Gemeinsam mit dem Künstler Othmar Kröll und Luis Kolb beschlossen sie, die Gemälde so gut wie möglich wiederherzustellen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Nach liebevoller Vorbereitung der Zeichnungen von Othmar und Luis wurden diese der Familie Auer zur weiteren Verarbeitung und Rahmung übergeben.
Informationen zur Ausstellung
Die erste Ausstellung fand im September 2020 in Fließ mit dem Obmann des Museumsverein Dr. Stefan Knabl statt. Familie Thöni freut sich natürlich auch auf diese zweite Ausstellung im Schloss Landeck. Ab morgen, 9. Juli, können die Kunstwerke bis 4. September täglich von 10 bis 17 Uhr betrachtet werden. Vernissage findet keine statt.
Titelbild: Museum Galerie Schloss Landeck / Carolin Siegele