Seit mehr als einem Jahr ziehen sich die Verhandlungen zwischen der Eigentümerin und der Marktgemeinde Telfs über die weitere Nutzung des Grundstückes für den Zugangsweg zur Friedensglocke in Mösern hin. Nun hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, ein neues Angebot der Eigentümerin anzunehmen. Für verhältnismäßig kleines Geld kann der Weg für weitere 1,5 Jahre dort bleiben, wo er ist. Die 18 Monate will die Gemeinde zur Lösungssuche nutzen. Eine Standortverlegung steht im Raum.
Mit dem erfolgten Beschluss kann der Friedensglockenwanderweg seitens der Marktgemeinde Telfs ab Juni 2022 noch für 1,5 Jahre benützt werden. Die Grundstückeigentümerin bekommt hierfür einen einmaligen Pachtzins in Höhe von 10.000,- Euro, den sich die Gemeinde Telfs und der Tourismusverband Seefeld teilen. „Man muss fairerweise betonen, dass wir das Grundstück 25 Jahre lang unentgeltlich für den Zugangsweg nutzen durften. Dieser Beschluss schafft uns einen Zeitgewinn, um Alternativen zu prüfen und eine dauerhafte, haltbare Lösung zu finden“, so Bgm. Christian Härting in seinem Bericht über die weitere Vorgehensweise. Bei den Überlegungen seien auch finanzielle Aspekte in Sachen Errichtungskosten zu berücksichtigen, gibt der Gemeindechef zu bedenken. 200.000,- Euro für eine eventuelle Wegverlegung hat der Gemeinderat bereits in seiner heurigen März-Sitzung freigegeben.
Die Vorgeschichte
Die Marktgemeinde Telfs hatte im Jahr 1997 eine Vereinbarung mit der Grundstückseigentümerin über die Errichtung einer Friedensglocke samt Glockenturm und dazugehörigem Zugangsweg getroffen. Die gesamten Wegerrichtungskosten lagen bei der Gemeinde. Abgeschlossen wurde der Dienstbarkeitsvertrag auf 25 Jahre – mit Option auf eine zehnjährige Verlängerung. Diese Option könne jedoch nur gezogen werden, wenn diese den wirtschaftlichen und touristischen Interessen der Eigentümerin nicht widerspreche.
Heutige Interessen
Nun läuft der Vertrag im Juni dieses Jahres aus: Deshalb starteten bereits vor mehr als einem Jahr die Gespräche zwischen Gemeinde und Eigentümerin. Letztere möchte nämlich den Hügel, über den der Zugangsweg führt, künftig anderweitig touristisch nutzen. Weshalb die Option eigentlich keine sei, weil sie unweigerlich zu einem Rechtsstreit führen würde, „den niemand will und der in niemandes Interesse ist“, so Bgm. Härting.
Neue Wege finden
Von beiden Seiten vorgeschlagene Varianten über eine neue Wegtrassenführung scheiterten entweder an den naturschutz- oder forstrechtlichen Genehmigungen oder an der Akzeptanz der Eigentümerin. Weshalb die Übergangslösung sicher die sinnvollste sei, wie Härting betont. Im Gemeinderat wurden Ideen für eine dauerhafte Lösung dann sachlich diskutiert. Im Raum standen sowohl eine Verlegung der Friedensglocke an einen anderen geeigneten Standort in Mösern als auch die Ausarbeitung neuer Trassenführungen für den Zugangsweg.
Das sagen die Fraktionen dazu:
GV Christoph Walch (GRÜNE): „Die Glocke ist ein Symbol des Friedens, nicht der Diskussion. Deshalb sollten wir eine langfristig zufriedenstellende Lösung für alle Seiten anstreben. Die 1,5 Jahre sind eine gute Zwischenlösung.“
GR Michael Ebenbichler (FPÖ) und GR Herbert Klieber (BLT) meinten unisono, dass die Glocke vom jetzigen Standort weg an einen neuen solle, das sei „günstiger und für die Zukunft problemfreier.“
Vize-Bgm. GV Johannes Augustin (NEOS): „Vielen Dank für die sicher schwierigen bisherigen Verhandlungen. In diesen 1,5 Jahren sollten wir zügig Richtung Standortverlegung denken. Die Option auf Verlängerung zu ziehen, ist rechtlich ein Risiko.“
GV Norbert Tanzer (DEIN T) stellte fest, dass die Friedensglocke aktuell an einem sehr besonderen Platz stehe: „Wir sollten uns Alternativen anschauen, aber auch am jetzigen Standort die Türen nicht zuschlagen.“
Ersatz-GR Lukas Bucher (MFG): „Wir möchten Wertschätzung für die bisherige Lösung einfließen lassen. Wir unterstützen aber auch eine Verlegung.“
Im Friedensdorf Mösern finden im Oktober heurigen Jahres die Feierlichkeiten rund um das Gründungsjubiläum »50 Jahre ARGE ALP« und anlässlich 25 Jahre Friedensglocke statt. Dann wird sie wieder läuten – für gute Nachbarschaft. Und Frieden in den Alpenländern.
Titelbild: Die Friedensglocke läutet jeden Tag um 17 Uhr für den Frieden in den Alpenländern und für gute Nachbarschaft – auch im eigenen Ort.
MG Telfs / Dietrich