Ukrainegremium des Landes Tirol in Oberland DABEI

Platter: „Müssen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine für Tirol bestmöglich abfedern“

Die Hilfs- und Unterstützungsbereitschaft innerhalb der Bevölkerung und bei den verschiedensten Institutionen und Organisationen für die Menschen in der Ukraine und jene, die aus ihrer Heimat flüchten, ist groß. Im Rahmen des Sonderstabs Ukraine stimmt sich Tirol bereits laufend eng mit den Bundesstäben ab. Im Rahmen der heute Dienstag, stattgefundenen Regierungssitzung berichtete LH Günther Platter über aktuelle Vorbereitungsmaßnahmen in Tirol. So fand gestern, Montag, ein Treffen zwischen Tiroler Landesregierung und Sozialpartnern statt. Ergänzend zum Sonderstab Ukraine wird auch ein Ukraine-Gremium zwischen Land Tirol und den Sozialpartnern eingerichtet, um sich intensiv auszutauschen und bestmöglich auf künftige Herausforderungen in Tirol im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise – Stichwort Teuerung, Arbeitsmarkt, wirtschaftliche Lage – vorbereitet zu sein. Dieses Gremium besteht aus VertreterInnen des Landes Tirol, der Wirtschafts- und Arbeiterkammer Tirol, Industriellenvereinigung Tirol, AMS Tirol, der Landwirtschaftskammer Tirol, dem ÖGB Tirol und der Bildungsdirektion Tirol. 

„Wir haben uns zur derzeitigen Lage im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen auf Tirol ausgetauscht. Dabei geht es vor allem darum, welche Konsequenzen dieser Krieg für die wirtschaftliche Situation, den Arbeitsmarkt und auch die Teuerung hat. Darüber hinaus geht es vor allem auch um den humanitären Aspekt: Wir wissen derzeit nicht genau, wie viele Menschen zu uns kommen werden. Entscheidend ist aber, dass Österreich und auch Tirol sich dazu bekannt haben, Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen und dahingehend gilt es, diesen Menschen nicht nur eine sichere Unterkunft, sondern auch Integrationsmöglichkeiten am Arbeitsmarkt in Tirol – unabhängig ihrer Aufenthaltsdauer – zu schaffen“, betont LH Platter. LHStvin Ingrid Felipe: „Wir alle verfolgen seit zwei Wochen die schockierenden Geschehnisse in der Ukraine, deren Folgen sich auch bei uns auswirken. Tirol hat auch schon in vergangenen Krisensituationen bewiesen, dass wir solidarisch diejenigen unterstützen, die unseren Schutz, Hilfe und Unterstützung benötigen. Dabei ist die enge Kooperation zwischen den Sozialpartnern und den Hilfsorganisationen sowie dem Land Tirol wesentlich, um über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren, Hilfsangebote zu kanalisieren und damit schnell und zielgerichtet den geflüchteten Menschen auf allen Ebenen zu helfen.“

Neues Gremium befasst sich mit wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Aspekten

Das Ukraine-Gremium wird sich mit Themen von Arbeitsmarkt über die Tiroler Wirtschaft bis hin zu regionalen Aktionen wie der Kinderbetreuung befassen. Vor allem der rasche Zugang zum Arbeitsmarkt der geflüchteten Menschen müsse im Fokus stehen, wie die Teilnehmenden hervorhoben. „Es wird vonseiten des Gremiums begrüßt, dass Ukrainerinnen und Ukrainer rasch in den Arbeitsmarkt integriert werden“, berichtet LH Platter. Neben den rechtlichen Herausforderungen benötige es dabei ein ganzheitliches Konzept aus Kinderbetreuung und Arbeitsmöglichkeiten – unter den geflüchteten Menschen sind vor allem Frauen und Kinder.

Im Hinblick auf die wirtschaftliche Situation gehen ExpertInnen davon aus, dass die derzeitige Situation nicht nur auf die Energiepreise Auswirkungen haben wird: „Aktuell erleben wir eine massive Steigerung der Nachfrage nach Energie. Dies führt zu einem deutlichen Anstieg der Preise, die sich bereits vor Ausbruch der Ukraine-Krise auf einem sehr hohen Niveau befanden. Voraussichtlich führen diese gesteigerten Preise dazu, dass die Teuerung auch in weitere Bereiche des täglichen Lebens übergreifen wird. Energie ist schließlich ein wesentlicher Produktionsfaktor für Unternehmen – allen voran für die Industrie und das produzierende Gewerbe. Die gesteigerten Kosten werden das Wirtschaften voraussichtlich insgesamt verteuern, was Auswirkungen für die heimischen Betriebe, deren Produktionskosten und letztlich auch für Privatpersonen haben wird“, sagt Wirtschaftslandesrat Anton Mattle. „Durch das ab sofort regelmäßig tagende Ukraine-Gremium mit den Sozialpartnern wird man laufend aktuelle Entwicklungen prüfen und bestmöglich versuchen, die Auswirkungen bzw. Teuerungen durch gemeinsame Kraftanstrengungen in Tirol abzufedern“, sagt LH Platter.Aktuelle Informationen sowie eine Übersicht und Spenden- und Kontaktmöglichkeiten finden sich unter www.tirol.gv.at/ukraine. Die Seite wird laufend aktualisiert.

Statements

Arbeiterkammer Tirol, Präsident Erwin Zangerl: „Wir müssen alles daransetzen, um diesen Menschen, die durch offene Aggression aus ihrer Heimat vertrieben wurden, zu helfen. Dieser Schulterschluss ist nicht nur ein wichtiges Signal, dass rasche Hilfe möglich ist, sondern er signalisiert auch, dass ein Angriffskrieg und die Vertreibung Hunderttausender niemals zu akzeptieren ist.“

Wirtschaftskammer Tirol, Präsident Christoph Walser: „Unsere wichtigste Aufgabe ist jetzt, dass wir so rasch als möglich eine bestmögliche Situation und Struktur für die Familien aus der Ukraine schaffen. Das betrifft die Kinderbetreuung ebenso wie den schnellen Zugang zum Arbeitsmarkt. Wir Sozialpartner sind hier auf einer Linie und in guter Abstimmung mit dem Land Tirol und dem AMS Tirol.“

Landwirtschaftskammer Tirol, Präsident Josef Hechenberger: „Für die Landwirtschaft und die Lebensmittelversorgung spielt die Ukraine als Kornkammer Europas eine wichtige Rolle. Deshalb wird sich dieser Krieg auch auf die internationalen Lebensmittelpreise auswirken. Aber auch auf menschlicher Ebene sind Tiroler Bäuerinnen und Bauern eng mit vielen ukrainischen Familien verbunden, die teilweise bereits seit Jahrzehnten als Arbeitskräfte in Tirol tätig sind. Die Solidarität mit der Bevölkerung vor Ort ist groß und dementsprechend groß ist das Engagement bei Hilfsmaßnahmen verschiedenster Art.“

AMS Tirol, Landesgeschäftsführer Alfred Lercher: „Für das AMS steht jetzt auch der humanitäre Aspekt der schnellen Hilfe für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen an erster Stelle. Die gesetzliche Basis für alle jene, die dann rasch eine Stelle in Tirol aufnehmen wollen, wird gerade geschaffen, dazu gibt es laufend aktualisierte Informationen (auch auf Ukrainisch) auf unserer Homepage. Aufgrund der Stellensituation sehen wir gute Chancen für Arbeitsaufnahmen, es wird aber auch Deutschkurse, Kompetenzenchecks, Schulungen begleitet durch psychologische Interventionen und Sozialarbeit für die durch den Krieg in ihrer ganzen Existenz verunsicherten und traumatisierten Menschen, viele davon sind Frauen, brauchen. Das AMS nutzt hier die Erfahrung der vergangenen Krisen für die Vorbereitung dieser Instrumente.“

ÖGB, Vorsitzender Philip Wohlgemuth: „Hunderttausende Frauen und Kinder sind auf der Flucht vor dem Grauen des Krieges. Wir müssen ihnen rasch und bedingungslos helfen. Gerade die gelebte europäische Solidarität und unser Humanismus unterscheiden uns fundamental von der menschenverachtenden russischen Politik. Wir benötigen für aus der Ukraine geflüchtete Menschen einen raschen Zugang zum Arbeitsmarkt. Hier ist es unsere Pflicht, den Geflüchteten unbürokratisch Hilfestellung zu leisten und eine gute Grundversorgung, Deutschkurse, Elementarpädagogik- und Schulplätze für Kinder und die Anerkennung ihrer Qualifikationen zu gewährleisten. Die Welt braucht keine Konflikte, sondern Investitionen für Menschen und in Arbeitsplätze, Frieden und Stabilität.“

Industriellenvereinigung Tirol, Geschäftsführer Eugen Stark: „Das Wichtigste ist jetzt, alles zu tun, um den Menschen in der Ukraine und jenen, die zu uns kommen werden, zu helfen. Die Hilfsbereitschaft bei unseren Mitgliedsunternehmen ist großartig und auch die IV-Tirol wird dazu ihren Beitrag leisten. Es ist jetzt auch ganz wichtig, dass alle Kräfte des Landes zusammenarbeiten, um die menschlichen und wirtschaftlichen Folgen des Krieges möglichst gering zu halten. Nur eine starke Wirtschaft hilft uns, möglichst gut die Krise zu meistern.“

Titelbild: (v.re.): Soziallandesrätin Gabriele Fischer, LHStvin Ingrid Felipe, LH Günther Platter, LHStv Josef Geisler und Wirtschaftslandesrat Anton Mattle im Austausch mit den Sozialpartnern.

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