Die Sehnsucht nach dem Erlebnis „Kino“ war im vergangenen Jahr wieder deutlich zu spüren. Krisenbedingte Maßnahmen bescheren jedoch eine durchwachsene Bilanz und bereiten den Betrieben Kopfzerbrechen.
Die Kinobranche ist nach wie vor einer der am härtesten betroffenen Wirtschaftszweige. Innerhalb von zwei Jahren hatten die Kinobetriebe mehr als 12 Monate geschlossen. Zahlreiche Lockdowns haben ein großes Loch sowohl in die Besucher- als auch in die Umsatzzahlen gerissen. Im Vergleich zu 2020 stieg der Umsatz in den Tiroler Kinos im abgelaufenen Jahr zwar um knapp 37 Prozent auf 4,5 Mio. Euro und auch bei den Besuchern konnte ein Zuwachs von mehr als 20 Prozent verzeichnet werden. „Zieht man jedoch Zahlen aus Zeiten vor der Pandemie heran, ist immer noch ein deutliches Umsatzminus von 58 Prozent zu erkennen und die Besucherzahlen brachen ebenfalls verglichen mit 2019 um über 60 Prozent ein“, betrachtet Fachgruppengeschäftsführer Fabian Kathrein die Bilanz äußerst kritisch.
Alexander Wurzenrainer, Sprecher der Tiroler Lichtspieltheater, fasst die Situation folgendermaßen zusammen. „Das vergangene Jahr war eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Die Kinos haben viel in Sicherheitskonzepte sowie präventive Maßnahmen beispielsweise hochwertige Belüftungssysteme investiert und Kontrollen durchgeführt. Zudem waren die Betriebe sehr bemüht, durch attraktive Aktionen die Menschen für ein Filmerlebnis zu begeistern, an alte Zeiten knüpfen wir aber noch lange nicht an.“
Die Wiedereröffnung im Juni 2021 nach dem monatelangen Lockdown gestaltete sich zögerlich. Viele Kinoketten weltweit hatten noch geschlossen, dementsprechend spärlich präsentierte sich das Filmangebot. Im Juli nahmen die Tiroler Kinos mit Filmen wie „Peter Hase 2“ und „Fast & Furios 9“ Fahrt auf. Spätestens im August als das „Kaiserschmarrndrama“ über die Leinwände flimmerte waren die Säle wieder voll. Kurz darauf bestätigte James Bond, dass „Keine Zeit zu sterben“ ist – weder für ihn, noch die Kinobetriebe. „Der heurige Sommer bzw. Herbst hat uns bewiesen, wenn tolle Produkte vorhanden und die Möglichkeiten aufgrund der Pandemieauflagen gegeben sind, ist die Nachfrage weiterhin enorm groß“, so Wurzenrainer.
Nach diesem Hoch brachte die Einführung der 2G-Regel erneut einen Einschnitt. „Viele Gäste waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht geimpft. Ein Kinoabend ist außerdem oftmals ein familiäres Ereignis. Eine einzige ungeimpfte Personen im Umkreis führt dazu, dass eine ganze Gruppe auf einen Besuch verzichtet“, so Wurzenrainer. Der angedrohten 2G-Plus-Regel erteilt Wurzenrainer eine Komplettabsage „Dies wäre eine absolute Katastrophe. Da sich ein Kinobesuch oftmals als kurzfristige Beschäftigung anbietet, dürfen wir diese spontane Option zur Freizeitgestaltung der Bevölkerung auf keinen Fall nehmen.“
Obwohl dank Spiderman die Besucherzahlen nach einem neuerlichen Lockdown wieder anstiegen, ist Wurzenrainer die aktuelle Sperrstundenregelung ein Dorn im Auge: „Aufgrund der angeordneten Schließung um 22 Uhr, entfällt eine komplette Abendvorstellung. Die Sicherheit in den Betrieben ist gegeben und es macht keinen Unterschied, ob Personen bis 22 Uhr oder bis 22.30 Uhr im Saal sitzen. Die Politik muss endlich auf eine Differenzierung der Branchen achten“, fordert Wurzenrainer.
Die Tiroler Kinos starten nun mit vollem Schwung ins neue Jahr. Große Filme liegen bereits fertig in der Schublade. Im Februar läuft der bildgewaltige Mystery-Krimi „Tod auf dem Nil“ an, kurz darauf werden alle Marvel-Fans auf ihre Kosten kommen und endlich wird der heißersehnte „Top Gun: Maverick“ enthüllt. „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss“ wird Klein und Groß sowohl anlocken als auch begeistern und im Herbst garantiert Rita Falks „Gugelhupfgeschwader“ Spaß und Spannung.
Titelbild: Alexander Wurzenrainer (Sprecher der Tiroler Kinos) und Fabian Kathrein (Fachgruppengeschäftsführer der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe) (v.l.).
© WK Tirol/Die Fotografen