Böden bilden die Grundlage für unsere Nahrungsmittel, sie filtern Schadstoffe, schützen das Grundwasser und helfen, Überschwemmungen zu vermeiden, da sie Regenwasser speichern. Hinzukommen gegenseitige Wechselwirkungen zwischen Boden und Klima, sodass veränderte Bodenverhältnisse das Klima beeinflussen. Ein voranschreitender Bodenverbrauch wirkt sich auf all diese Bereiche negativ aus. Die Konsequenzen betreffen nicht nur die Landwirtschaft.
Viele fruchtbare Böden verbraucht
Gesunde Böden haben vielfältige Funktionen, wie die Filterung des Grundwassers und die Speicherung von Wasser, Nährstoffen und Kohlenstoff. Sie bilden nicht nur die Basis für unsere Ernährungssicherheit, sondern auch für Wohnen, Arbeit und Freizeit. Der andauernde Flächenfraß hat zur Folge, dass weniger Lebensmittel in Österreich produziert werden können, da die landwirtschaftlichen Flächen anderweitig genutzt werden. Die durchschnittliche jährliche Verbauung liegt österreichweit bei knapp 4.200 Hektar, welche vorher der landwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung standen. „Wenn wir uns die Tiroler Topografie vor Augen halten, sehen wir, dass die Fläche, die landwirtschaftlich genutzt werden kann, begrenzt ist und rund 220.000 Hektar beträgt. In den letzten Jahren haben wir viele fruchtbare Böden verbaut und täglich im Schnitt 0,8 Hektar verbraucht“, veranschaulicht LK-Präsident Josef Hechenberger die derzeitige Problematik.
„Immer wieder hat es Bestrebungen gegeben, den Bodenverbrauch zu minimieren und unsere wertvollen Flächen zu schützen, wie beispielsweise durch die Ausweisung der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen. Das allein genügt aber nicht. Wir müssen Ansätze, wie etwa die Revitalisierung von Ortskernen oder die Erhebung und Nutzung von Leerständen, stärker forcieren. Das Bauen muss vermehrt in die Höhen und Tiefen erfolgen: Statt am Ortsrand Supermärkte mit ebenerdigen Parkplätzen zu schaffen, gilt es die Ortskerne zu stärken und die Zersiedelung zu stoppen.“
Rasches Handeln für gesunde Böden
Die derzeitigen Zahlen überschreiten das österreichweite Ziel des täglichen Bodenverbrauchs um ein Vierfaches: Der jährliche Flächenverbrauch in den vergangenen 20 Jahren schwankt zwischen 38 km² und 104 km². Der 3-Jahresmittelwert liegt momentan in Österreich bei 42 km², täglich werden im Schnitt 11,5 Hektar verbaut. „Bereits seit 20 Jahren ist das Ziel ausgerufen, den Flächenverbrauch auf max. 2,5 Hektar pro Tag zu reduzieren. Das muss uns nun auch endlich gelingen“, appelliert Hechenberger, denn: „In naher Zukunft kommen einige Probleme auf uns zu. Bei fortschreitender Verbauung im jetzigen Ausmaß werden wir bis 2030 bei den meisten bedeutenden Feldfrüchten, wie Getreide, Mais und Kartoffeln, auf Importe angewiesen sein. Dabei haben gerade die vergangenen Monate mit den pandemiebedingten Einschränkungen gezeigt, wie wichtig die Eigenversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln ist.“
Auch die AGES zeichnet in einer Studie eine düstere Prognose: Gelingt es nicht, den österreichweiten Bodenverbrauch einzudämmen, werden wir in 200 Jahren keine Agrarflächen in Österreich mehr besitzen.
Foto: © Michaela Kölle