Die UN-Kinderrechtskonvention wurde vor 32 Jahren, am 20. November 1989, verabschiedet. Jährlich wird daher am 20. November der Internationale Tag der Kinderrechte begangen, um dieses menschenrechtliche, 1992 in Österreich in Kraft getretene Dokument in Erinnerung zu rufen.
„Jedes Kind hat nicht nur das Recht auf Schutz vor Gewaltanwendung, Misshandlung und Verwahrlosung, wie es Artikel 19 der UN-Kinderrechtekonvention besagt, sondern auch ein Recht darauf, in Liebe, Geborgenheit und frei von Armut aufzuwachsen – das ist von der Gesellschaft sicher zu stellen. Trotz dieses gesetzlich verankerten Schutzes vor Gewalt ist jedes vierte Kind in Tirol von Gewalt betroffen“, zeigt die für Kinder- und Jugendhilfe zuständige Landesrätin Gabriele Fischer auf.
Tatsache ist: Der Alltag mit Kindern kann durchaus eine große Herausforderung sein. Die berufstätigen Elternteile sind genauso gefordert wie jene Elternteile, die überwiegend mit Erziehungs- und Hausarbeit befasst sind. Der Punkt, an dem man sich nicht mehr zu helfen weiß und einem alles über den Kopf wächst, kann schneller als gedacht kommen. „Wir wissen, dass Überforderung, aber auch Stressfaktoren wie beengte Wohnverhältnisse, Arbeitslosigkeit oder Isolation wie auch finanzielle Sorgen wesentliche Auslöser von Gewalt sein können. Diese Faktoren können durch die Corona-Pandemie zusätzlich verstärkt werden. Viele Eltern fühlen sich hilflos und mit ihren Sorgen und Ängsten alleingelassen. Dies kann im schlimmsten Fall in Gewalt enden“, weiß LRin Fischer um die herausfordernde Situation in vielen Familien.
Es gibt Hilfe
Aus diesem Grund wurde vom Land Tirol eine Aufklärungs- und Informationskampagne ins Leben gerufen, die auf dieses Thema aufmerksam macht und jede und jeden dazu aufruft, bei Anzeichen von Gewalt hinzuschauen und zu handeln. Die Kampagne richtet sich einerseits gezielt an Kinder und Jugendliche, andererseits an Eltern und Erziehungsberechtigte. Letztere werden in der aktuellen Phase der Kampagne direkt angesprochen: In Kinospots und Plakaten, in Zügen und Bussen, aber auch in den Sozialen Medien kommen Väter und Mütter zu Wort, die gegenüber ihren Kindern gewalttätig geworden sind. „Mir ist es wichtig zu betonen: Es gibt Hilfe. Die Erziehungsberatungsstellen des Landes stehen bereit, um gemeinsam mit den Eltern und den Kindern an den Problemen zu arbeiten. Wir alle kennen Situationen, in denen alles etwas viel ist und man das Gefühl hat, die Situation ist nicht mehr zu bewältigen. Es ist normal, sich Hilfe zu suchen und Hilfe anzunehmen. Gewalt ist niemals eine Lösung“, sagt LRin Fischer und führt weiter aus: „Das Patentrezept für die ‚richtige‘ Erziehung gibt es nicht. Das Beratungsangebot dient dazu, Eltern zu stärken und individuelle Lösungen für die unterschiedlichsten Konfliktsituationen und Problemstellungen zu erarbeiten.“
„Unsere Beratungen zielen darauf ab, den Erziehungs- und Beziehungsalltag innerhalb der Familie zu verbessern“, berichtet Christian Hiltpolt, Leiter der Erziehungsberatung Tirol. Um Eltern in ihrer Erziehungsarbeit zu unterstützen und ein möglichst niederschwelliges Beratungsangebot zu gewährleisten, ist die Erziehungsberatung neben der Zentrale in Innsbruck in allen Bezirken vertreten. „Der Bedarf an Beratungen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Im vergangenen Jahr verzeichneten wir tirolweit 4.400 Kontakte. Wir beraten durchschnittlich 2.000 rat- und hilfesuchende Personen jährlich. Die Praxis zeigt, dass nach wie vor mehr Mütter als Väter das Beratungsangebot in Anspruch nehmen“, berichtet Hiltpolt.
Die Beratungen der Erziehungsberatung sind kostenlos und vertraulich. Erziehungsberatungsstellen gibt es in jeder Bezirkshauptstadt sowie in Brixlegg und Telfs.
www.tirol.gv.at/erziehungsberatung
Weitere Informationen sowie Kontakte zu Hilfs- und Beratungsangeboten finden Sie unter www.tirol.gv.at/gewaltfrei
Titelbild: Gerade in der Corona-Pandemie herrscht Überforderung vor, die zu Gewalt in der Familie führen kann.
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