Frauenhaus Tirol in Oberland DABEI

Frauenhaus im Tiroler Oberland kommt

23 Frauen wurden in diesem Jahr in Österreich ermordet. 42 Fälle, in denen Männer gewaltsam gegen ihre Partnerinnen, Ex-Partnerinnen, Ehefrauen, Mütter oder Bekannten vorgingen, sind aktuell bekannt. „Österreich ist das einzige Land in der EU, in dem es mehr weibliche als männliche Mordopfer gibt“, erklärt Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. In Tirol gibt es derzeit laut dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser 73 Plätze für schutzsuchende Frauen und Kinder. Rund 100 Plätze fehlen noch in ganz Österreich. Die vier Frauenhauseinrichtungen in Tirol, davon zwei in Innsbruck, eine in Kufstein und eine in Lienz, sollen um eine Einrichtung im Tiroler Oberland erweitert werden. Dort fehlt derzeit eine Opferschutzeinrichtung in der Nähe der Betroffenen.

Das Frauenhaus Tirol

Seit der Eröffnung des Tiroler Frauenhauses im Jahr 1981 wird die Angebotsstruktur stetig erweitert. So wurde Ende 2019 das neue Schutzhaus bezogen. Dieses ist nicht nur doppelt so groß als in seiner ursprünglichen Form, sondern auch barrierefrei und schließt eine Betreuung für Frauen mit Behinderung ein. Als Opferschutz- und Kriseneinrichtung kümmert sich das Frauenhaus Tirol um Frauen und Kinder, die von körperlicher, psychischer und/oder sexualisierter Gewalt bedroht oder betroffen sind. Zugleich ist es ein Zufluchtsort für Frauen in Zwangsheirat, Zwangsprostitution und Frauenhandel. Um der Vielschichtigkeit der Gewaltdynamik Rechnung zu tragen, setzt das Frauenhaus Tirol auf mehrere Säulen: Neben dem Schutzhaus bietet es acht Übergangswohnungen sowie eine Beratungsstelle für ambulante Beratungen Betroffener, Angehöriger und anderer Zielgruppen.

2020 fanden im Schutzhaus insgesamt rund 80 Frauen und 50 Kinder aus ganz Tirol Schutz, Unterkunft, Beratung und Begleitung. Im Schutzhaus selbst wurden 9.000 Nächtigungen, in den Übergangswohnungen 6.000 verzeichnet. Das derzeitige Schutzhaus bietet Platz für 16 Frauen sowie 16 Kinder und Jugendliche und umfasst 15 Tops in unterschiedlichen Größen sowie eine Notaufnahme. Zwei zusätzliche Wohneinheiten sind für Frauen mit Behinderung vorgesehen, die Assistenzleistungen oder eine mobile Begleitung benötigen. Betreut werden die Frauen und Kinder von den insgesamt 21 MitarbeiterInnen des Frauenhaues Tirol.

Unterstützung durch das Land Tirol

„Das Frauenhaus Tirol erfüllt eine sehr wichtige Aufgabe und ich habe großen Respekt vor dem, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier täglich leisten“, sagt Finanzreferent LH Günther Platter, der sich von Gabriele Plattner, Leiterin des Frauenhauses Tirol, die Pläne für die neue Einrichtung im Tiroler Oberland sowie das derzeitige Frauenhaus zeigen ließ. „Es ist wichtig, dass ein breit aufgestellter Gewaltschutz und Einrichtungen in Tirol wie das Frauenhaus dafür sorgen, dass Betroffene schnell und unbürokratisch Sicherheit, Hilfe und Unterstützung erfahren. Häusliche Gewalt ist leider vielfach Realität, die Gesellschaft darf hier nicht wegschauen. Ich setze mich daher für einen Ausbau der Betreuungseinrichtungen für Frauen ein, die zugleich auch die zentrale Funktion der Gewaltprävention erfüllen“, so der Landeshauptmann. Sozial- und Frauenlandesrätin Gabriele Fischer betont: „Opferschutzeinrichtungen müssen nahe an den Betroffenen sein, weshalb mir eine Regionalisierung des Frauenhauses sehr wichtig ist.“

Oberland Frauenhaus Plan in Oberland DABEI
Gabriele Plattner, Leiterin des Frauenhauses Tirol zeigt LH Günther Platter die Pläne für das Frauenhaus im Tiroler Oberland.
© Land Tirol/Dorfmann

Bezirks- und länderübergreifende Zusammenarbeit der Frauenhäuser

Seit der Eröffnung des neuen Schutzhaues sei kein Zimmer frei geblieben, erzählen Frauenhaus-Leiterin Gabriele Plattner und Hannah Ringhofer, Fachbereich Frauen: „Abgewiesen wird bei uns niemand.“ Bei einer Vollauslastung des Frauenhauses kümmert sich das Frauenhaus Tirol um eine Weitervermittlung an andere Einrichtungen, auch bundeslandübergreifend. Die Anzahl der Frauen, die aus Platzgründen nicht aufgenommen werden konnten, hat mit dem Neubau des Frauenhauses jedoch abgenommen. Das in Planung befindliche Schutzhaus im Tiroler Oberland wird stark mit dem bestehenden Frauenhaus vernetzt sein: Neben einer gemeinsamen Notrufnummer soll auch eine gegenseitige Vermittlung möglich sein. „Die 24-Stunden-Erreichbarkeit ermöglicht Betroffenen sich rund um die Uhr bei uns zu melden“, betont Gabriele Plattner.

Zusammenarbeit mit allen Stellen

In die Einrichtung kommen die Frauen sowie Kinder und Jugendliche über unterschiedliche Wege. „Ein Großteil der Frauen nimmt direkt mit uns Kontakt auf, in anderen Fällen melden sich das persönliche Umfeld oder unsere Kooperationspartnerinnen und -partnern wie die Polizei, die Kinder- und Jugendhilfe, das Gewaltschutz-Zentrum oder die Klinik und weitere. Jede Einrichtung hat einen anderen Blick und eine andere Zugangsweise – die Polizei etwa kann anders agieren als das Frauenhaus. Eine gute Zusammenarbeit mit allen Stellen ist unerlässlich, um Frauen, Kinder und Jugendliche gut zu schützen“, hebt Gabriele Plattner vor.

Weitere Informationen

Mehr Informationen zum Frauenhaus Tirol finden Sie auf der Website unter www.frauenhaus-tirol.at. Eine Kontaktaufnahme ist zu den dort angeführten Öffnungszeiten der Beratungsstelle in der Adamgasse oder rund um die Uhr per E-Mail (wohnen@frauenhaus-tirol.at) oder per Telefon (0512 342112) möglich.

Wichtige Informationen zum Thema Gewalt an Frauen und Mädchen in Österreich, Warnzeichen von beginnenden Gewaltbeziehungen, Fakten über Gewalttäter und Täterstrategien und mehr finden Sie auf der Website der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser unter www.aoef.at/index.php/zahlen-und-daten/weitere-statistiken.

Der österreichische Frauenring (www.frauenring.at) setzt sich für die Rechte, insbesondere für den Schutz von Östereicher:innen ein.

Titelbild: Mit der Unterstützung des Lands Tirol soll der Gewaltschutz für Frauen verbessert werden.

© Land Tirol/Dorfmann